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Volkswagen Scirocco R: Speedwind

Auffrischender Wind aus Wolfsburg. Der Scirocco R bläst mit 265 PS Leistung zum Angriff in der sportlichen Kompaktklasse. Das scharf gezeichnete Sportcoupé überzeugt nicht nur durch gestiegene Motorleistung, sondern auch durch fulminant schnelle Gangwechsel dank DSG, erfreulicher Agilität auf kurvenreichen Strecken, löblicher Verarbeitung und kernigem Sound. Fehlt eigentlich nur noch ein griffiger Allradantrieb. Die französischen Seealpen haben wir mit dem Hochdruckapostel aus der norddeutschen Tiefebene jedoch auch so in Windeseile erobert.

Treffer! Mit dem aktuellen Scirocco hat Volkswagen unlängst eine überzeugende Neuauflage des Sportwagens für jedermann präsentiert. Jetzt frischt der Wüstenwind noch einmal auf. Mit dem 195 kW beziehungsweise 265 PS starken R-Modell des Scirocco gibt es einen Straßensportwagen, der in ähnlicher Form auch als Rennwagen für ordentlich Wirbel sorgt. Beginnen wir mit dem Preis für den geduckten Wolfsburger: Ab 34.900 Euro verspricht Volkswagen eine rennschnelle Fahrmaschine mit hohem Nutzwert für den Alltag. Nach unseren ausgiebigen Erkundungen zwischen Nizza, dem 963 Meter hohen Col de Vence und Saint-Jean-Cap-Ferrat meinen wir: stimmt. Lesen Sie in diesem Fahrbericht, was uns zu diesem Urteil bewogen hat.

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Schon der Look des Scirocco R gefällt. Vorn wird das Design nach dem Motto „Form follows Function“ durch drei stattliche Lufteinstrittsöffnungen mit großen Lamellen im speziell für den Scirocco R entworfenen Stoßfänger geprägt. Die Ingenieure versprechen sich hiervon eine optimale Kühlung von Bremsen und Motor. Das LED-Tagfahrlicht begrenzt das Fahrzeug knapp über dem Asphalt. R-Signets an Bug und Heck belegen klarschriftlich die sportliche Widmung des Wagens. Serienmäßige Bi-Xenon-Scheinwerfer entfalten eine erfreulich ausleuchtende Wirkung. Die Heckpartie des blauen Keils wird durch den im Vergleich zu allen anderen Serien-Scirocco deutlich größeren Dachkanten-Spoiler und einen schwarz glänzenden Diffusor im unteren Bereich dominiert. Beide Bauteile – Diffusor und Dachkantenspoiler – verheißen willkommene Auftriebsreduzierungen an der Hinterachse. Harmonisch in das Gesamtdesign der Heckpartie integriert wurden die verchromten, ovalen Endrohre der zweiflutigen Abgasanlage. Nach unserem Aufstieg auf den Col de Vence und behrztem Ritt durch die Seealpen trägt der Chrom einen bläulichen Teint – Lohn fleißiger Arbeit.

Die Seitenansicht des Scirocco R prägen markant ausgeführte und in Wagenfarbe lackierte Seitenschweller sowie die ebenfalls neu gestalteten R-Leichtmetallräder des Typs „Talladega“ im 18-Zoll-Format. Die glanzgedrehten Felgen gefallen mit ihren feinen fünf Dreifach-Speichen, sind optisch ähnlich eigenständig und markant wie die „Denver“-Felgen des Golf GTI und bieten einen offenherzigen Blick auf die 17-Zoll-Bremsanlage. Hier glänzen schwarze Sättel mit R-Logo; wertig, wertig, VW! Optional bietet Volkswagen die nach einer US-Rennstrecke benannte Felge „Talladega“ auch in einer 19-Zoll-Version an. Wie die Bremssättel, so sind auch die Außenspiegel des Scirocco R unabhängig von der Wagenfarbe stets glänzend schwarz lackiert.

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Weit schwingt die Fahrertür mit dem schmalen Seitenfenster auf. Das Einsteigen gelingt beinahe so kommod wie im Golf. Doch die Innen-Atmosphäre ist eine gänzlich andere. Gedrungener, Porsche-ähnlicher als im Golf. Sportlichkeit mit einem Hauch Eleganz dank pianoschwarzer Flächen mit reduzierten Metall-Akzenten. Sehen, begreifen, fühlen und das Urteil steht fest: ein gelungenes Interieur. Wie für R-Modelle typisch, kommen auch beim Scirocco R spezifische Innenraum-Applikationen, Sportsitze - optional in Leder - und zahlreiche weitere Features von dynamischer Natur zum Einsatz.

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Gestartet wird klassisch per Schlüsseldreh. Zündung Stufe 1: Die blauen Zeiger wischen einmal zeitgeistig über die Skalen und evozieren einen Blick auf das Tachometerband, das tatsächlich unverhohlen die 300 km/h als Orientierungsmarke nennt. Zündung Stufe 2: der Motor erwacht. Sonor, aber für einen Vierzylinder merklich kultiviert. Flink geht es voran. Auffallend flink. Das DSG-Getriebe leistet bemerkenswert schnelle Arbeit. Besonders wird dies erlebbar, wenn man die Schaltwippen am Volant bedient. Kaum gedrückt, liegt die nächste Fahrstufe an. Bravo! Auf den kurvenreichen Strecken in den Seealpen entfaltet zudem die erstmals mit dem Golf GTI vorgestellte Vorderachs-Quersperre XDS zugreifende Wirkung. Damit sind tatsächlich auch 265 PS an der Vorderachse kontrollierbar. Nur äußerst selten und dann auch nur kurz scharren die Räder gierig nach Traktion.

Zur Erinnerung: Die Literleistung des 2.0 TSI-Motors liegt bei 132,5 PS pro Liter Hubraum. Trotz des Hubraum- und Zylinder-Downsizings entwickelt der 1.984 ccm große Vierventil-Vierzylinder deutlich mehr Leistung (ein Plus von 15 PS) und Drehmoment (+30 Newtonmeter) als der Sechszylinder-Motor des letzten Golf R32. Das höchste Drehmoment, beachtliche 350 Newtonmeter, steht auf einem breiten Drehzahlplateau von 2.500 bis 5.000 Touren pro Minute zur Verfügung. Dementsprechend agil ist das Ansprechverhalten des Motors. Und damit hat sich der nur 152 Kilo schwere Motor mit E-Gas bereits viermal den Titel „Engine of the year“ verdient.

Die Fahrwerte des Scirocco verdienen Respekt: in 5,8 Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 km/h. Bei 250 km/h regelt die Elektronik den Vortrieb des Turbomotors ab. Vermutlich könnte der Scirocco R noch flotter. In Kombination mit effizienter Benzindirekteinspritzung soll es jedoch bei einem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von 8,1 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer bleiben. Das entspricht einer CO2-Emission von 189 g/km. Wer sich auf das DSG verlässt, erzielt laut VW noch bessere Werte.

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Doch der Scirocco R beherrscht auch die kultivierte Gangart. Vorne sorgt im Scirocco R eine McPherson-Achse für eine exakte Spurführung und ausgeglichene Komforteigenschaften. Hinten ist es eine Vierlenkerachse, die sich der Herausforderung zwischen sportlicher und komfortabler Auslegung überzeugend stellt. Das optionale DCC optimiert den Spagat zwischen Komfort und Dynamik: Das System stellt die Dämpfung permanent und radindividuell anhand der Signale von je drei Aufbau- und Radwegsensoren auf die jeweilige Fahrbahn ein. Somit verdient der neue Volkswagen insgesamt Anerkennung. Die Mischung stimmt und der Preis für dieses Paket scheint im Marktvergleich angemessen.

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Text: Mathias Paulokat
Foto: Mathias Paulokat / Ingo Barenschee



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