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Porsche Cayenne GTS

Die perfekte Welle kommt selten. Aufzusteigen, den Ritt möglichst lange zu genießen, gelingt nur wenigen. Die meisten schaffen es nie. Das ist tragisch, aber nicht lebensbedrohlich. Denn auch der Weg dorthin kann dem perfekten Ritt erstaunlich nahe kommen. Auf der Insel Sylt haben wir diese Theorie nicht nur diskutiert, sondern inszeniert und tatsächlich gelebt. Im Sog der perfekten Welle – mit dem Porsche Cayenne GTS.

Aus der Sicht eines Surfers beginnt der Weg zur perfekten Welle mit der Auswahl des „Spots“. Für einen Hamburger wartet die nächste gute Gelegenheit etwa 200 Kilometer nördlich, an der Westküste Sylts. Die Küste ist weltbekannt für ihre ungestüme Brandung und deren lasziven „Wellenreiter“. Der besagte Weg führt unvermeidlich über das geeignete, bevorzugt authentische wie praktische Gefährt, um den Spot zu erreichen. Wir haben uns bewusst gegen den obligatorischen „Bulli“ entschieden und waren kreativ. Klar, den Urgedanken eines Surfer-Automobils vermittelt ein weißer Porsche Cayenne GTS im „RS“-Outfit wahrlich nicht – schon gar nicht in Hinblick auf den Grundpreis von knapp 77.000 Euro – trotzdem gibt es erstaunlich viele Gründe, warum der Gran Turismo ein ausgewählter Wegbegleiter sein könnte.

Porsche Cayenne GTS Porsche Cayenne GTS

Sportlich betrachtet, ist der neue Porsche Cayenne GTS ein Zehnkämpfer. Er ist SUV und Sportwagen zugleich. Er bietet ausreichend Platz für fünf Passagiere, einen geräumigen Kofferraum, den Fahrkomfort einer Limousine, das Klangbild eines Supersportwagens, die Präsenz einer Staatskarosse, das Sicherheitsgefühl eines Panzers und einen Dachgepäckträger mit passenden Surfbrettauflagen aus dem Porsche-Zubehör. Kann der Cayenne denn wirklich alles oder nur von allem etwas, also nichts richtig?

Den SUV-Gedanken erfüllt der Cayenne GTS bewusst nur noch bedingt. Allein sein Auftritt – der tief sitzende Frontspoiler, die verbreiterten Radläufe, die Schweller und der Heckflügel scheuchen den GTS aus dem Gelände und sperren ihn auf die Straße. Auch wenn er anders könnte – sein Revier ist der Asphalt. Wer dem 2,3 Tonnen (+ 75 kg Dachreling) schweren Geländeflüchtigen die Präzision eines 911er zutraut, wird enttäuscht. Zwar ist der GTS im „Sport“-Modus knackiger abgestimmt als die übrige Cayenne-Flotte, trotzdem bleibt die Kommunikation zwischen Fahrer und Fahrzeug indirekt.

Porsche Cayenne GTS Porsche Cayenne GTS

Die Leichtigkeit eines 911ers erreicht der GTS also nicht. Dafür aber den Komfort und die Souveränität einer Limousine. Seine Stärken liegen eindeutig im sportlichen Dahingleiten, die A7 in Richtung Sylt überrollt der GTS wie eine Spielzeugstraße. Auf Beschleunigungsbefehle reagiert er wie eine Gerölllawine – vehement, zerstörerisch. In Zahlen: 6,5 Sekunden von Null auf 100 km/h (Tiptronic S), mit Schaltgetriebe nur 6,1 Sekunden. Dabei zieht der 405 PS starke 4,8-Liter-V8-Saugmotor die Fahrgastzelle bis 240 km/h wie einen Styroporblock hinter sich her. Erst dann beruhigt sich das Gespann und zieht gemächlich bis fast 260 km/h durch, laut Werksangabe sind genau 253 km/h möglich. Bei eingeschalteter „Sport“-Taste brodelt es aus den Endtöpfen der Abgasanlage wie aus einem siedenden Vulkan. Böser und furchteinflößender klingt nur das Höllenbrüllen eines Lamborghini Gallardo.

„Sport“ wirkt beim Cayenne GTS wie die Wettkampfbekleidung eines Polospielers: Ohne – vornehm zurückhaltend, mit – rebellisch offensiv. Per Knopfdruck wird dabei das Fahrwerk gestrafft, die Gasannahmezeit verkürzt, die Schaltdynamik der Tiptronic S erhöht und die Drosselklappen der Abgasanlage auf Durchzug gestellt. Bei sportlicher Fahrweise zieht der V8-Saugmotor locker 20 Liter durch die Brennkammern. Und das beim neuen Rekordpreis an den Tankstellen. Wir schalten ab und stellen auf ökonomisch um. Überraschung: unter 13 Liter bei 120 km/h!

Porsche Cayenne GTS Porsche Cayenne GTS

Schauen wir uns noch den Innenraum an. Porsche hat den GTS dem hauseigenen Individualisierungsprogramm „Tequipment“ unterzogen. Karbonflächen und Alcantara übersähen die Fahrgastzelle. Kombiniert mit Glattleder und Teilarmaturen/Schaltern im Aluminiumlook, strotzt der Cayenne GTS vor sportlicher Eleganz. Passend zum roten GTS-Schriftzug wurden die Zeiger der Schalttafel ebenfalls rot hinterlegt. Platz bietet der Cayenne auch ohne Dachgepäckträger für eine umfassende Sportausrüstung, bei umgelegter Rücksitzbank sogar zwei Schlafplätze, wenn man denn so will.

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Zurück zur Theorie. Der Versuch, die perfekte Welle im 15 Grad kaltem Nordseewasser zu erwischen, ist misslungen. Unser „Weg“ dorthin, die Fahrt im Porsche Cayenne GTS, kam dem perfekten Ritt deutlich näher. Hat man erstmal akzeptiert, dass der Cayenne GTS kein Sportwagen ist, sondern das sportlichste SUV aus der Serienproduktion, steht dem Genuss nichts mehr im Weg. Und, um noch einmal auf den Bulli zurück zu kommen – das Sylter Publikum hat unseren weißen Wellenbrecher an diesem Wochenende zweifelsohne zum extravagantesten Surfer-Mobil gewählt.

Wir danken dem Fotografen Axel Schmies für seine professionelle Unterstützung bei der Fotostrecke und dem Porsche Club Hamburg für seine freundliche Einladung zum „Runway Ride No. 3“.

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Text: Jan-Christian Richter
Fotos: Axel Schmies / Jan-Christian Richter

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