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Das Goodwood Revival war fast zu schön, um wahr zu sein

Das Goodwood Revival ist traditionell der fulminante Abschluss im Kalender des historischen Motorsports. Grandiose Autos und Rennlegenden versammelten sich auf dem Goodwood Motor Circuit für ein einmaliges Spektakel. Diese Momente werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Nach einem Jahr voller wunderbarer Events in aller Welt war es ein fantastisches Gefühl, am vergangenen Wochenende wieder für das Revival nach Goodwood zurückzukehren. Wie immer war es die Atmosphäre, die einen sofort gefangen nahm. Angesichts eines Großaufgebots historischer Rennwagen erster Güte sowie makellos vorbereiteten Outfits aus diversen Epochen, die um die filmreifen Kulissen des Goodwood Revivals herumwirbelten, verriet nur die Woge aus hoch gehaltenen Smartphones, die jeden kostbaren Augenblick einfangen sollten, dass wir uns nicht in den sechziger Jahren, sondern im hier und heute befanden. Klar, dass wir da mitmachen mussten, um nun mit Ihnen unsere schönsten Erinnerungen vom Revival zu teilen.

In diesem Jahr feiert Ferrari seinen 75. Geburtstag – und könnte es eine bessere Kulisse geben, um die größten Rennwagen der Scuderia vorfahren zu lassen, als das Goodwood Revival? Auf dem Grid stellten sich an diesem Wochenende einige der wichtigsten Rennmaschinen der Geschichte auf, darunter zwei Le Mans-Sieger – der Ferrari 166 MM Barchetta, Gewinner der 24 Stunden in 1949, und der Ferrari 275 P, der 1963 und 1964 Gesamtsieger auf dem Kurs an der Sarthe wurde.

Außerdem entdeckten wir ein atemberaubendes Trio von Ferrari 250 GTO, darunter der grüne Wagen mit Chassisnummer 3767GT und Sir Jackie Stewart am Steuer und das als 4399GT bekannte Auto mit Scaglietti-Karosserie und Derek Bell hinter dem Volant. Ebenfalls ein Stelldichein gaben sich zehn 250 GT SBW – unter anderem mit dem Goodwood TT-Sieger von 1960, der seinerzeit von Sir Stirling Moss gefahren worden war – und eine Flotte brüllender Formel 1-Rennwagen sowie der ehemalige Ecurie Francorchamps Ferrari 365 P2/3, der 1965 die Targa Florio gewann.

Aber Ferrari war beileibe nicht der einzige Jubilar, der einen historischen Meilenstein in Goodwood feiern konnte. Sechzig Jahre nachdem Graham Hill seinen ersten Formel 1-Sieg ausgerechnet hier auf dem Goodwood Motor Circuit einfuhr, würdigte das diesjährige Revival den einzigen Rennfahrer, dem es jemals gelang, die Indy 500, die 24 Stunden von Le Mans und den Grand Prix von Monaco zu gewinnen.

Als Teil dieser Hommage begab sich Graham Hills Sohn und ebenfalls Formel 1-Weltmeister Damon Hill hinter das Steuer von „Old Faithful“, also jenem BRM P578, der 1962 den Titel errang. Der Bolide startete als Teil einer Parade zahlreicher faszinierender Autos aus Graham Hills grandioser Motorsportkarriere. Besser hätte man einen der größten Fahrer nicht zelebrieren können, zumal Damon am Samstag zugleich seinen Geburtstag feierte.

Abgesehen von den Rennen ist das erste, was einen sofort fesselt, wenn man das Epizentrum des Goodwood Revival betritt, die Werkstatt von March Motor Works. Mit einem Aufgebot an wunderschön patinierten BMW 328 Roadster, Werkbänken wie sie damals aussahen und authentischen Mechanikern im dreißiger Jahre-Look ist diese Werkstatt eine von Goodwoods einzigartigen Einladungen zu einer Zeitreise in jene goldene Ära des Rennsports. 

Was vielleicht nur wenige wissen: Tatsächlich lässt sich die Verbindung von BMW und Goodwood in jene Zeit zurückverfolgen, als der 328 brandneu und für seine Rivalen eine echte Herausforderung war. Freddie March, der rennfahrende 9. Herzog von Richmond und Begründer der automobilen und aeronautischen Tradition in Goodwood, hatte selbst erlebt, wie diese bayerischen Roadster bei Rennen und auch Bergrennen in Europa triumphierten und soll seinen Ingenieurskollegen Archibald Frazer-Nash nach 1934 angeregt haben, diese Autos auch in England zu verkaufen. Wenn man in der Werkstatt näher an diese Roadster herantritt, entdeckt man, das auf dem blau-weißen Logo auf der Motorhaube bei einem Exemplar sogar der Namen Frazer-Nash BMW prangt.

Zurück zur Rennstrecke: Zu den spektakulärsten Rennen am Wochenende gehört unbedingt der Stirling Moss Memorial Cup, der startete, als sich gerade die Sonne dem Horizont näherte und den legendären Circuit in ein goldenes Leuchten tauchte. Es erzeugt immer eine Gänsehaut, die fesselnden Duelle der Ferrari 250 SWB und Jaguar E-Type vor der Kulisse der untergehenden Sonne zu verfolgen. Aber unser Liebling war dennoch die in pinkfarbenem Metalflake-Lack funkelnde AC Cobra „Dragonsnake“.

Im Rückblick war auch diese Auflage des Goodwood Revival nicht nur hinreißend, sie setzte auch wieder neue Maßstäbe für alle Events des kommenden Jahres, wenn das Goodwood Revival seinen 25. Geburtstag feiert. Bis es wieder soweit ist, genießen Sie die Bildergalerie all jener Momente, die uns besonders in Erinnerung geblieben sind. 

Text von Mikey Snelgar und Jan Baedeker / Fotos von Mikey Snelgar