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Magazin

Frankfurter Favoriten: Unsere glorreichen Sieben von der IAA 2013

Premieren-Zapping Frankfurter Art: Nach einem Tag auf der IAA qualmen die Sohlen und dröhnt der Kopf. Wir haben aus den unzähligen Sportversionen, Elektro-Innovationen und Crossover-Komplikationen dennoch unsere (zugegeben, etwas unbescheidene) Vorweihnachtswunschliste zusammengestellt.

Unser erster Eindruck von der Frankfurter Messe: Die diesjährige IAA hat einen Quantensprung hingelegt – allerdings nicht bei den Automobilen (da sieht man viel Altbekanntes mit neuem Anstrich), sondern in der Präsentationstechnik. Schon am Vortag der Messe drückte die SUV-Studie von Jaguar ihr Kühlermaul in schönster Horrorfilm-Manier durch eine flexible weiße Wand, wenig später wurden beim VW-Konzernabend in einer gigantomanischen 3D-Show wie einst bei „Tron“ die Grenzen zwischen analoger und digitaler Welt verwischt. Im gigantischen Audi- Spiegelkabinett auf dem Messegelände staunten die Zuschauer schließlich über eine futuristische Stadtlandschaft voller Blade-Runner-Zitate, die von der Decke in den Raum hinunterragte. Und bei BMW fühlte man sich durch Licht- und Sound-Effekte gar in eine Stadt auf dem Meeresgrund hinabversetzt. Nur die Markenvorstände mit ihren mausgrauen Anzügen und Ansprachen in holperndem Marketing-Englisch fielen vor dieser Sci-Fi-Kulisse noch etwas mehr aus dem Rahmen, als sonst. Doch natürlich gab es auch bei den Autos einige interessante Neuheiten....

Audi Sport Quattro Concept

...etwa das Audi Sport Quattro Concept. Zur Überraschung aller Journalisten stand jedoch zunächst nicht die seriennahe, 700 PS starke Hybrid-Kompaktmischung im Fokus der Ingolstädter Markenschau, sondern die hochbeinige, bereits in Genf gezeigte Giugiaro-Studie Parcours – nun allerdings mit Audi- statt Lamborghini-Badges und Technik unter der Haube. Was hinter dem internen Konkurrenzprojekt zum Neo-Sport-Quattro steckt? Wir tippen auf einen Last-Minute-Befehl von „ganz oben“, dem sich die Design-Spitze zähneknirschend beugen musste. Unser klarer Favorit ist und bleibt jedoch der puristisch-kantige, wohlproportionierte und wahrscheinlich in letzter Minute gelb lackierte Super-Quattro. Bitte bald bauen.

Porsche  918 Spyder

Als Porsche vor einigen Jahren die Entwicklung eines neuen Supersportlers mit Hybrid-Antrieb verkündete, hielt sich die Begeisterung unter den Kunden in Grenzen. Warum bloß dem Carrera-GT-Nachfolger mit unnötigem Gewicht für E-Motor und Batterien beschweren? Die 887 PS und 1.280 Nm starke Serienversion des Porsche 918 Spyder, die jetzt in Frankfurt zu sehen ist, negiert alle Bedenken – mit einem neuen Streckenrekord auf dem Nürburgring: Am 4. September haben Rallye-Weltmeister Walter Röhrl und zwei Porsche-Testfahrer dort mit einer Rundenzeit von 6:57 eine neue Bestzeit für Straßensportwagen aufgestellt. Auch wir können es kaum noch erwarten, endlich selbst den Startknopf drücken zu dürfen. 

BMW i8

Auch bei BMW geht Elektro im großen Stil in Serie. Während überall auf dem Messegelände bereits die E-Stadtmobile i3 ihre Runden drehen, ist drinnen die Serienversion des Elektro-Sportwagens i8 zu sehen. Seit vor zwei Jahren die Studie enthüllt wurde, haben sich einige Details verändert – statt gläserner Flanken gibt es Schmetterlingstüren, am Heck felt der dramatische Diffusor und der reine E-Motor wurd durch einen Plug-In-Hybrid mit insgesamt 362 PS und 570 Nm ersetzt. Nur 2,5 Liter soll der BMW i8 im Durchschnitt verbrauchen, der Einstiegspreis liegt bei 126.000 Euro. Wir sind gespannt, ob die Zielgruppe anbeißt und Sparsamkeit tatsächlich zum neuen automobilen Statussymbol avanciert.

Ferrari 458 Speciale

Gut, gegen die Hybrid-Katapulte aus Stuttgart und München mag der neue Ferrari ein sehr klassisches Sportwagenkonzept sein – und doch würden wir der straßenzugelassenen Rennversion des 458 Italia sofort einen Platz in der Garage freimachen. 605 PS stemmt der 4,5-Liter-V8, das sind beeindruckende 2,13 PS pro Kilo. Dazu kommen neue Dynamiksysteme, die den neuen „Spezi“ aus Maranello in den Kurven noch stabiler machen sollen. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber sicherlich ein großer Spass.

Mercedes-Benz Concept S-Klasse Coupé 

Wir müssen zugeben – das Design von Mercedes-Benz hat uns in den letzten Jahren nicht immer gefallen. Zu überladen, ornamental, gewollt avantgardistisch und hip fanden wir manche Kreationen. Mit der Studie eines großen S-Klasse-Coupés in CL-Tradition scheint es nun, als kehre die Designabteilung aus Stuttgart zu einer etwas geradlinigeren, klareren und reduzierteren Formensprache zurück. Eine lange Front, stimmige Konturlinien, muskulöse hintere Radhäuser und Heckleuchten nach Vorbild des SLS machen aus dem großen Gleiter einen potenziellen Bentley-Konkurrenten. Auch der 4,7 Liter große Biturbo-V8 passt gut ins Konzept, wir würden uns aber auch über einen ersten Hybrid im Segment der großen Luxus-GTs freuen.

Jaguar C-X17

Jaguar und Land Rover sind derzeit die Glückskinder der Branche, denen fast alles zu gelingen scheint. Der F-Type verkauft sich gut, und auch der neue Range Rover Sport steht blendend da. Nur logisch, dass die Briten ihr Modellprogramm ausweiten: Auf Basis eines neuen Aluminium-Baukasten soll eine ganze Reihe von neuen Modell entstehen, zunächst ein kleiner Jaguar als Konkurrent von BMW 3er und Audi A4. Auf der Messe steht jedoch die äußerst seriennahe SUV-Studie C-X17, mit der Jaguar gegen den Porsche Macan antreten könnte. Die Proportionen stimmen, vor allem die Silhouette sitzt wie eine Eins – nur etwas mehr Jaguar-DNA hätte Designchef Ian Callum der Geländekatze noch einhauchen können. Die Hauptmärkte in den USA und Asien werden dennoch zuschlagen, da sind wir uns sicher.

Volvo Concept Coupé

Eine Prise skandinavischer Design-Purismus könnte den meisten Herstellern auf der IAA nicht schaden. Wie dieser aussehen kann, zeigt Volvo mit einem Concept Coupé in der Tradition des klassichen P1800. Die chinesischen Markeninhaber möchten aber nicht nur Design-Kompetenz und Bewusstsein für die Volvo-Historie beweisen, sondern auch ihre neue Architektur, die zukünftig als Basis für verschiedenste Modelle dienen soll. Ob mit Plug-In-Hybrid oder ohne – als schwedisches Statement für schliche, aber stimmige Form wäre ein Volvo Coupé wie dieses eine große Bereicherung für die europäische Automobilkultur.

Fotos: Jan Baedeker