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750 Meilen Historic – Das Finale in der Eifel


Barney vom Team Classic Driver fährt im leichten Slide aus der Mercedes Arena

Die Distanz von 750 Meilen hat schon historischen Charakter. In den 70er Jahren war sie fest in der Hand von Touren- und GT-Fahrzeugen, die auf der Nordschleife des Nürburgring um Positionen kämpften. Seit 7 Jahren wird diese traditionelle Distanz von historischen Rennwagen bestritten. So auch am ersten Wochenende im November, als knapp 50 betagte Touren- und GT-Wagen an den Start rollten. Es war der letzte Lauf des FHR Historischen Langstrecken Cups und er sollte die Entscheidung in der Meisterschaft bringen.

Der Kampf um die Meisterschaft
In der Kategorie Fahrzeuge bis 1965 führten bis zu diesem Rennen das Team BSM Salewski auf ihrer silbernen Alfa Romeo Giulia 1600 aus dem Jahre 1964. Im Laufe der Saison fuhren sich die Fahrer Jochen Wilms, Eric Grandmontage und Kai Lüssern fünf Mal auf die oberste Stufe des Siegerpodests in ihrer Klasse. Damit hatten sie einen Vorsprung von drei Punkten auf das bis dahin zweitplatzierte, luxemburgische Team Derichs Rennwagen mit Donny Wagner und Guy Hoffeld am Volante eines Ford Mustang T5.

Beide Teams waren auch die haushohen Favoriten in ihrer Klasse bei diesem Rennen. Doch davor lag, wie immer, noch das Zeittraining. Und das hatte es in sich. Der Eifelhimmel öffnete seine spätherbstlichen Schleusen und verteilte viel Nass auf der Piste. Der baulich bedingt schon glatte Asphalt in der Mercedes-Arena offerierte eine seifenglatte Oberfläche. So sah man kunstvolle Figuren aus sich drehenden Rennwagen, die sonst nur von olympiareifen Eiskunstläufern vollbracht werden.

Das Zeittraining brachte für die Meisterschaftswertung keine große Überraschung. Der pfeilschnelle BMW 2002 Gruppe 2 vom Team AC Bergisch Land mit Trojan, Bremmekamp und Lindenbaum am Steuer zauberten eine 2:53:060 auf den Asphalt, was für diese widrigen Umstände eine bemerkenswerte Zeit ist. Dieses Team stand schon zwei Rennen vor Ende der Saison als Gesamtsieger der Kategorie „Fahrzeuge bis 1971“ fest. Mit gerade mal zwei Zehntel Sekunden Abstand folgte der Ford Mustang der Luxemburger. Die Giulia vom Team BSM Salewski fuhr mit 3:05:250 „nur“ auf Startplatz zwei in der Klasse. Wenn also sie und die Luxemburger ihre Klasse gewinnen würden, so wäre das Team mit der schnellen Alfa Romeo Giulia Gesamtsieger.

Fliegender Start bei leichtem Sonnenschein
Der Renntag überraschte mit gemäßigten Wetterbedingungen und eiskalten Temperaturen. Auch die Sonne lugte schon mal hier den Wolken hervor. Um genau 11 Uhr flog die Meute mit einem fliegenden Start an den Boxen vorbei und starteten zum längsten Rennen im historischen Rennkalender. Den ersten Platz in Sachen Lautstärke hatte bis dahin schon die Corvette von Vollmer/Strengbier gewonnen. Nach jedem Umlauf hielten sich, angesichts der brachialen Schallwellen, viele der Helfer und Zuschauer die Ohren zu.

Beim Team BSM Salewski begann langsam die Rechnerei. Man lag in der Klasse auf Platz zwei, der Alfa Romeo Sprint GT vom Team Motosportfreunde Solingen nahm ihnen pro Runde eine Sekunde ab. Und der Luxemburger Mustang führte souverän in seiner Klasse. Bei einem solchen Zieleinlauf wäre der Titel in weiter Ferne. Doch das Rennen war noch lang.

Motorensterben und Technikprobleme
Als ersten Ausfall erwischte es Jörg Steffens vom Team Yellow Banana Racing. Nach nur fünf Runden fing das Motörchen des 1300er Ford Escort GT Feuer. Ein nicht aufzufindendes Leck in der Benzinzufuhr versorgte den heißen Krümmer mit Brennbarem. Nach vergeblichen Eigenlöschversuchen erstickte ein beherzter Streckenposten die Flammen. Schon im Training flackerte es im Motorraum, doch diesmal war an einen erneuten Reparaturversuch nicht zu denken.

Auch der hubraumstarke Motor der lautstarken Corvette stellte nach schon 36 Runden seine Arbeit ein. Dies machte zwar die Eifel um einiges ruhiger, beendete aber nicht das Motorensterben in dem für Mensch und Technik so anstrengenden Rennen.

Nach dreieinhalb Stunden und 75 Runden kündigte eine lange Ölspur auf der Ideallinie das Ende des wunderschönen Ford Falcon an. Am Ende der besagten Spur stand der rote Riese der britischen Fahrer Glen Price und Richard Dodkins traurig am Streckenrand und wartete auf den Schlepper. Bis dahin fuhr das Dickschiff innerhalb der Top 5.

Nur wer am Ende über die Ziellinie fährt, wird auch gewertet. Aufgeben gilt nicht. Das war auch das Motto des Luxemburger Teams um Donny Wagner und Guy Hoffeld. Sie mußten, um sich Chance auf den Titelgewinn zu wahren, als Klassensieger durchs Ziel fahren. Die Konkurrenten in der Klasse stellten keine Gefahr mehr dar, wohl aber die eigene Technik. Mit einer gebrochenen Achswelle schleppte sich der amerikanische Bolide an die Box. Die Schrauber führten ein sehenswertes, hektisches Ballett um das Fahrzeug auf um dann 25 Minuten später wieder zurück auf die Piste zu gelangen – noch immer führend in der Klasse.

In der Dunkelheit, zwei Runden (!) vor dem Ziel, bei einsetzendem Regen, rutscht der auf Platz acht fahrende Jaguar E-Type mit Hermann Seibel, Peter Voss und Erwin Derichs am Steuer ins Kiesbett. Alle Versuche, den Wagen aus der körnigen Falle zu befreien schlagen fehl und das Team ist aus der Wertung ...

Sieger und Besiegte
Beim Team BSM Salewski verstand man die Welt nicht mehr. Alles Rechnen nutzte nichts, der in der Klasse führende Alfa Romeo Sprint GT hatte mittlerweile zwei Runden Vorsprung und die Technik hielt. Kaum zu glauben, war sich das Team doch sicher, dass der Alfa der Motorsportfreunde Solingen keine ernsthafte Konkurrenz in diesem Rennen darstellen würde. Doch es kam anders, er fuhr allen überlegen davon. Was bleibt, ist Platz zwei in der Meisterschaft, denn die Luxemburger schafften den Klassensieg.

Der Jaguar E-Type von Rainer Vorkörper, Matthias Mai und Marcus Graf von Oeyenhausen gewinnt souverän die 750 Meilen mit 4 Runden Vorsprung vor dem Team Löffelsender auf Lotus Elan. Weitere zwei Runden dahinter Team Pro Histo Racing auf Porsche 911.

Die Gesamtsieger des FHR Historischen Langstrecken Cups 2003
In der Kategorie GT- und Tourenwagen bis 1965 belegt das Team Derichs Motorsport Platz eins auf Ford Mustang T5 mit den Luxemburger Fahrern Donny Wagner und Guy Hoffeld mit nur zwei Punkten Vorsprung.

In der Kategorie GT- und Tourenwagen bis 1971 belegt das Team AC Bergisch Land Platz eins auf BMW 2002 Gruppe 2 mit den Fahrern Alexander Trojan, Richard Bremmekamp und Dieter Lindenbaum mit 15 Punkten Vorsprung.

Der oben abgebildete orange farbende Mustang wurde übrigens vom Team Classic Driver (Fred und Barney) mitbewegt. Die Aufnahme zeigt, wie Barney im leichten Slide aus der Mercedes Arena kommt.

Weitere Informationen über den FHR Langstrecken Cup unter www.fhr-langstreckencup.de

Text: Kai v. Schauroth
Fotos: BR-Foto, Dirk Reiter