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Rally Nippon Tokyo – Kyoto 2009: Auf kaiserlicher Spur

Klassik-Ausfahrt auf Japanisch: Bei der Rally Nippon 2009 gingen im Oktober rund 60 seltene Klassiker an den Start. Die von der UNESCO unterstützte Tour führte von Tokyo nach Kyoto, vorbei an zahlreichen Welterbestätten – und historischen Orten, die es noch werden sollen.

Viele klassische Rallyes sind zwar eine wunderbare Sache, doch ihre Gemeinnützigkeit hält sich meist in Grenzen. Anders dagegen die japanische Rally Nippon, deren Teilnehmer sich am 17. Oktober früh morgens vor dem Nationaltheater von Tokyo, unweit des Kaiserpalastes, versammelt hatten. Mehr als 120 japanische und internationale Automobil-Enthusiasten waren in diesem Jahr angereist, um mit rund 60 Klassikern die historische Fahrt nach Kyoto anzutreten. Auf Beschränkung der Veranstalter waren nur Automobile mit Baujahren bis 1969 zugelassen, im Starterfeld fanden sich aber auch weit ältere Modelle wie etwa ein seltener Roselli 1100 Sport von 1948 oder ein wertvoller Bugatti T35C von 1929.

Die viertägige, rund 1.000 Kilometer lange Route führte über Gifu und Nara in Richtung der alten Kaiserstadt Kyoto und war zusammen mit der UNESCO und dem Rekishi Kaido Promotion Council, einem japanischen Kulturförderungsprogramm für die Kansai-Region um Kyoto und Osaka, geplant worden. Auf dem Programm standen unter anderem Besuche im historischen Dorf Shirakawa-go in Gifu sowie die in Nara gelegenen Heijo-kyo Ruinen, der Shimogamo-Schrein und der Nara Park – allesamt in der Welterbe-Liste der UNESCO vertreten. In Kyoto legte die Rallye-Gesellschaft – nach einem eleganten „Black Tie Dinner“ im Ballsaal des Hyatt Regency – schließlich noch beim Toji Tempel, der Shimogamo Shrine sowie den Tempelanlagen Tenryuji und Ninnaji Zwischenstopp ein, um den in Buddhismus und Shintoismus üblichen Ehrendienst zu erweisen und jeweils eine Gedenkmarke einzusammeln.

Neben den offiziellen UNESCO World Heritage Sites – allein 14 finden sich in der Region um Kyoto – besuchten die Teilnehmer der Rally Nippon aber auch kulturell bedeutsame Tempel, Schreine, Dörfer und Landschaften, die sich noch nicht auf der Liste der UNESCO finden. Als „Special Messengers for Future Heritage Sites“, zu Deutsch: Sonderbotschafter zukünftiger Welterbestätten, warben die Automobilisten während ihrer aufsehenerregenden Fahrt dafür, noch zahlreichen weiteren Orten den Weltkultur- oder Weltnaturerbe-Status zu verleihen – und diese somit auch langfristig zu erhalten. Die klassischen Automobile als Symbol des technischen Welterbes für diesen Zweck einzusetzen, um für den Kulturerhalt zu werben, ist eine reizvolle Idee, für die man sich auch in Europa Nachahmer wünscht. Den ursprünglichen Rallye-Gedanken verdrängte der gute Zweck freilich nicht – an zahlreichen Punkten der Strecke mussten die Teilnehmer bei Zeit- und Gleichmäßigkeitsprüfungen schließlich auch ihre fahrerische Geschicklichkeit beweisen.

Weitere Informationen zur Rally Nippon finden sich auf der (momentan leider nur auf Japanisch verfügbaren) Website www.rallynippon.org. Wer sich für die japanische Klassik-Szene und ihre Events interessiert, sollte auch einen Blick auf die Website des Tokyo Concours d’Elegance werfen. Eine Liste der UNESCO Welterbestätten in Japan finden Sie hier.

Text: Jan Baedeker
Fotos: The Rally Nippon Foundation Kyoto