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Magazin

Ford Model 40 Special Speedster

Edel by Edsel

Text: Mathias Paulokat
Fotos: Ford

Pebble Beach und die Monterey Week sind alljährlich für rollende Pretiosen gut. Frisch restauriert und behutsam vorgefahren: der Ford Model 40 Special Speedster aus dem Jahr 1934. Das Unikat gehörte einst Edsel Bryant Ford. Ein Fahrzeug wie aus dem Film. Formvollendet. Zeitlos. Wider alle Trends und Moden. Unter der langen Haube: ein veritabler V8-Motor.

Da sage noch einer, Ford baue keine fantastischen Fahrzeuge. Dieser grandiose Ford Model 40 Special Speedster straft alle Kritiker Lügen. Zugegeben, der offene Zweisitzer ist bereits über 77 Jahre alt. Dennoch: Das Fahrzeug hat Klasse auf den ersten Blick, zeigt perfekte Eleganz und eine auffallend puristische Form. Es geht hier nicht um Effekt heischende Details, sondern um die große Linie. Und die ist überaus gelungen. Vom zweistufigen Bug bis zum spitz zulaufenden Bootsheck.

Die kalifornische Monterey-Week bietet den angemessenen Rahmen für Ausnahme-Automobile wie dieses Unikat. Am 19. August 2011 wurde der Ford Speedster von Lincoln und dem Edsel & Eleanor Ford House im Rahmen des Lodge Event in Pebble Beach enthüllt. Auch beim Concours d´Elegante zeigte der Speedster Präsenz.

Edsels Eleganz

Bevor der Speedster jedoch seine Renaissance erlebte, wurde er von RM Auto Restoration im kanadischen Ontario in jahrelanger Arbeit komplett neu aufgebaut. Und zwar so, wie er im Jahre 1940 nach der finalen Überarbeitung durch Edsel Ford und dem Designer E.T. Gregorie ausgesehen haben soll. Hierbei kamen bemerkenswerte historische Details ans Licht. Zugleich offenbarte sich den Enthusiasten wichtige Aspekte des frühen Ford-Designs, als Edsel Bryant Ford noch Styling Director der Ford Motor Company und der Luxuslinie Lincoln gewesen war.

Laienhaft beschrieben erinnert der Wagen an die schlanken und schlichten Entwürfe aus den Skizzenbüchern von Walt Disneys Comic-Welt. Fahrzeuge, die mit wenigen Strichen auf dem Skizzenblock entstanden. Tatsächlich schätzte auch Edsel Ford diese Art der Arbeit. „Mein Großvater war ein früher Anhänger der These, dass Dinge des täglichen Gebrauchs – einschließlich Automobile – dem Anspruch von Kunstwerken genügen sollten“, sagte Edsel Ford II, der den Speedster in Pebble Beach enthüllte. „Während Edsel Bryant Ford kein Designer im traditionellen Sinne gewesen ist, hatte er doch den richtigen Blick für Styling und Formensprache, was sich letztlich auch im Design Department der Ford Motor Company niederschlug.“

Die Entstehung

Den Ausgangspunkt der Idee markierte wie häufig eine Reise. Edsel Ford kehrte 1932 aus Europa zurück und bat prompt den Ford-Chefdesigner E.T. „Bob“ Gregoire, einen Sportwagen zu entwerfen, der denen auf dem Kontinent ähnlich sehen sollte. Ford mag dabei an die Roadster von Alfa Romeo, Bentley oder Mercedes gedacht haben. Wichtiges Merkmal dieser Fahrzeuge waren die gestreckte Karosserie und ein tief liegender Rahmen. Ausgangspunkt bei Ford soll ein lagermäßiger 1934er Ford (alias Model 40) gewesen sein, dessen Chassis jedoch komplett überarbeitet wurde. Der Regiehinweis war deutlich: Mehr Drama war gefordert.

Obwohl der Radstand von 113 Inch nur ein Inch über dem Standard-Radstand eines Ford Roadsters jener Zeit lag, wirkt der Speedster viel rassiger. Länger und tiefer. Dies liegt vor allen Dingen an der fließenden Aluminiumkarosserie mit dem zurück gesetzten Cockpit. Hierbei kam laut den Aufzeichnungen auch Erfahrungen aus der Luftfahrt mit Materialien und Formen zugute. Besonders Merkmal sind zweifelsohne die im Bug auf Höhe der Achse eingelassenen, großen Rundscheinwerfer. Diese Lösung lässt den Ausnahme-Ford vergleichsweise modern erscheinen.

Ursprünglich soll der Speedster in „Pearl Essence Gunmetal Dark“ lackiert gewesen sein. Das Interieur präsentierte sich in grauem Leder. Die Instrumentierung stammte von Lincoln. Die Kühlöffnungen wurden sehr fein gezeichnet, was ebenfalls zu einer frischen und weniger archaischen Erscheinung beitrug. Erst 1940 soll der rund 100 PS leistende Mercury V8-Motor (Typ 09A) unter die Haube gekommen sein. Zuvor, im Jahr 1939, überarbeitete Gregorie noch einmal die Front und die vorderen Lufteinlässe des Speedsters.

Edsels Odyssee

Nach dem Tod von Edsel Bryant Ford im Jahre 1943 trat sein Speedster eine wahre Odyssee durch die Vereinigten Staaten von Amerika an. Selten tauchte er auf und schien dann in den 1950er Jahren plötzlich gänzlich verschollen. 1958 wurde der Speedster noch einmal in Hollywood fotografiert. Dort soll ihn ein amerikanischer Navy-Soldat für 603 US-Dollar erworben haben.

Erst 1999 erschien der Wagen wieder auf der Bildfläche – beim Amelia Island Concours d´Elegance, präsentiert von Bill Warner. Im Jahr 2008 erwarb ein texanischer Automobilsammler das Unikat für 1,76 Millionen US-Dollar. Nach dessen Tod im Jahr 2010 kam der Edsel zurück zu seinem eigentlichen Heimatort - dem historischen Anwesen seines ursprünglichen Eigentümers, dem sogenannten Edsel & Eleanor Ford House. Irritierend: Tatsächlich wurden in dieser kurzen Zeit Veränderungen am Grill, dem Motor, der Lackierung und auch dem Interieur vorgenommen. Erst RM Auto Restoration revidierte diese Umbauten und führte den Speedster zurück auf seine ursprüngliche Erscheinung und technische Ausstattung. Und damit so, wie wir ihn auf den Bildern dieser Klassiker-Reportage zeigen.

Fotogalerie

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