Er ist der radikalste Maserati aller Zeiten - 755 PS stark, 326 km/h schnell, auf 12 Stück limitiert und strictly für die Rennstrecke ausgelegt. Als erster Kunde hat jetzt der Unternehmer und EX-DTM-Fahrer Hubert Haupt seine Erstausgabe des Maserati MC12 Versione Corse erhalten und die ersten Proberunden mit seinem nachtschwarzen Extremsportgerät gedreht.
Schon die Prozedur der Übergabe hatte Formel-1-Format: Im Großraumtransporter mit zehnköpfigem Techniker-Team wurde der erste Maserati MC12 Versione Corse auf den Adria-Raceway südlich von Venedig gebracht. Andrea Bertolli, Haustestfahrer und FIA-GT-Weltmeister, fuhr den Wagen warm – die Karbonbremsen benötigen eine Arbeitstemperatur von 500 Grad Celsius – und kam zum Datenabgleich zurück in die Box. Dann durfte Hubert Haupt hinters Steuer. Über 60 Runden macht sich der neue Besitzer mit seinem Wagen vertraut, dann folgt ein erstes Fazit: Schub, Handling und Sound sind absolut einzigartig.
Hubert Haupt, 37, kennt sich aus mit schnellen Autos. Er hat auf Audi und Opel an der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft teilgenommen, fährt privat einen Porsche Carrera GT und seit neuestem auch einen Ferrari 599 GTB. Der Anruf aus Italien kam trotzdem überraschend. Nur zwei Tage hatte er Zeit, sich für das erste von nur 12 Exemplaren des 1,2 Millionen Euro teuren Maserati MC12 Versione Corse zu entscheiden. Doch eigentlich stand die Antwort für Haupt von vorneherein fest. „Die Nummer eins zu besitzen, ist etwas ganz besonderes. Ein solches Angebot kann man kaum ausschlagen. Außerdem ist ein derartiges Auto als Investition absolut wertstabil.“
Da ihm der Beruf eine weitere, zeitintensive Teilnahme an der DTM verbietet, ist der Maserati MC12 der perfekte Kompromiss zwischen Rennsport-Ambition und Freizeitvergnügen. Im Gegensatz zu vielen Sammlern, bei denen die Supersportwagen eingeschweißt in der Garage stehen, hat Hubert Haupt seinen Maserati tatsächlich für die Strecke erworben. Zum Einsatz soll der V12 laut Haupt „vor allem bei privat organisierten Track-Wochenenden mit Freunden und Gleichgesinnten“ kommen - die offiziellen Renn-Events, die Maserati für eine Teilnehmerpauschale von 310.000 Euro organisiert, sind ihm schlicht zu teuer.
Mit dem Maserati MC12 Competizione hat Maserati im vergangenen Jahr die FIA-GT-Langstreckenserie dominiert und sogar die Marken- und Fahrerweltmeisterschaft gewonnen. Im Unterschied zur „normalen“, 630 PS starken Rennversion wird der 6-Liter-V12 der Versione Corse nicht durch Air-Restriktoren limitiert. Mit einer Maximalleistung von 755 PS bei 8.000/min. und einem maximalen Drehmoment von 710 Nm bei 6.000/min beschleunigt der limitierte Supersportwagen in 3,4 Sekunden auf 100 km/h und erreicht auf gerader Strecke eine Höchstgeschwindigkeit von 326 km/h. Statt des Renngetriebes der Motorsportversion steht dem Fahrer des MC12 Versione Corse eine modifizierte Sechsgang-Cambiocorsa-Schaltung zur Verfügung, die schon in der 50 Mal gebauten Straßenversion, dem Maserati MC12 Stradale, zum Einsatz kommt und den Wagen zumindest einigermaßen beherrschbar macht. Für eine höhere Sitzposition wurde zudem das Überrollbügelkreuz entfernt.
Die meisten Aerodynamikteile stammen von der Rennversion. Zur brutalen Optik kommt der Donnerklang einer ungedämpften Abgasanlage, die noch das abgebrühteste Testfahrer-Armhaar aufzustellen vermag. Der gewaltige Heckflügel war ursprünglich für die FIA-GT-Serie entwickelt worden, dann jedoch dem Reglement zum Opfer gefallen. Im Maserati MC12 Versione Corse sorgt er nun für einen beeindruckenden Anpressdruck: Bei 250 km/h wird er mit 1400 kg beziffert – also rund 250 kg mehr, als der Karbonrennwagen insgesamt wiegt. Das Leistungsgewicht liegt übrigens bei gerade einmal 1,5 Kilogramm pro PS. Im Gegensatz zum ähnlich konzipierten Ferrari FXX, der auf dem Straßensportwagen Enzo basiert, ist der Maserati auf Rennwagen-Radikalbasis viel kompromissloser auf den Renneinsatz ausgelegt. So ist es auch nicht ganz einfach, den Wagen ans Limit zu bringen. Doch wenn die Bremsen erst einmal glühen und sich der Pilot mit der Abwesenheit jeglicher Assistenzsysteme abgefunden hat, ist der Maserati MC12 Versione Corse prädestiniert zum Siegen.
Weitere Informationen zum Maserati MC12 Versione Corse finden Sie in unserem Auto der Woche.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Maserati
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