Was waren das doch für Zeiten? Die Börse boomte, Anlageobjekte jeglicher Art waren gefragt wie nie und am Ende eines jeden arbeitsreichen Jahres bescherte einem das Investment einen schönen Scheck, mit dem sich vorzüglich im Kaufladen der automobilen Eitelkeiten shoppen gehen ließ. Es war die Geburtsstunde der Luxus-SUV, einer Gattung, die man bis dato nur aus Übersee kannte. Ihre prominentesten Vertreter hießen Mercedes-Benz ML-Klasse, BMW X5 oder Porsche Cayenne. Schon in der Basisversion mindestens 60.000 Euro teuer und meist von auffallender Erscheinung.
Mit in den Keller rauschenden Kursen wurden die eben gefeierten Insignien des Erfolges zu Ladenhütern. Der üppig zur Schau getragene Luxus ist den Kunden heute eine Last und das „Downsizing“ beginnt. Etwas kleiner, den Nerz nach innen gekrempelt, bietet nun Mercedes-Benz mit dem GLK bereits rein äußerlich eine schlanke Alternative zum großen SUV. Dank seines playmobilhaftem Äußeren wirkt der GLK sympathisch. Nichts ist geblieben von der teilweise arroganten und coolen Attitüde seiner großen Brüder. Seine straffere Linie macht deutlich: Hier kommt einer fürs Volk. Denn das Design des GLK passt vor die Elbvilla genauso wie vor die Reihenhausgarage.
Mit 4,52 m Länge bietet der GLK ausreichend Platz für vier Personen. Diese entern den optional mit Leder ausgeschlagenen Innenraum über vier weit öffnende Türen und freuen sich an der insgesamt guten Verarbeitungsqualität. Je nach Geldbeutel lässt sich das Verwöhnprogramm für die Passagiere nach Lust und Laune steigern. Denn egal ob Leder oder Holz, ob Elektronik für die Ohren oder für das Auge – bei der persönlichen Ausstattung gibt sich der GLK wieder ganz Premium.
Punkten kann der Mercedes auch in Sachen Verarbeitung. Alles, was man anfasst oder drückt, wirkt hochwertig und solide. Feingeister könnten sich lediglich an der immer noch preiswert wirkenden Haptik diverser Oberflächen und Schalter oder an der zu tief angebrachten Heizungsregulierung stören. Insgesamt gibt es jedoch Entwarnung aus dem Innenraum: Das Sparen hat hier keine unangenehmen Folgen.
Die neue Bescheidenheit macht auch beim Fahren Spaß – dank der im Vergleich zu den Hausse-SUVs deutlich geschrumpften Außenabmessungen lässt sich der GLK problemlos durch die Innenstädte manövrieren und stellt den Fahrer in Parkhäusern nicht vor unlösbare Probleme. Vorbei die Zeiten, in denen man nach der sechsten Runde um das Parkplatzrondell den Riesen-SUV mit angeschalteter Warnblinkanlage einfach am Straßenrand stehen ließ und sich bei der Rückkehr über den Unmut der Bevölkerung, die Kratzer im Wagen oder das Strafmandat ärgerte.
Für den Fall, dass das Ziel einmal abseits befestigter Straßen liegen sollte, ist der GLK gut gerüstet. Mit seinem konventionellen, auf Komfort ausgelegten Stahlfederfahrwerk nimmt er so ziemlich jede Hürde, die sich ihm auf legal zu befahrenen Straßen in den Weg stellt. Die Achsverschränkung und die begrenzten Federwege verhindern zwar extremste Geländepassagen, diese fallen in Europa jedoch gemeinhin selten an. Das gute Ansprechverhalten der Federung und die durch die serienmäßige adaptive Dämpfung hohe Fahrsicherheit sind dagegen Faktoren, die die Kundschaft im Alltag zu schätzen wissen dürfte.
Dies trifft auch für den Antrieb zu. Der 3,5 Liter große V6-Benziner mit 272 PS stellt in Verbindung mit der Siebengangautomatik so etwas wie eine Traumkombination dar. Der Sechszylinder verfügt über ein breites nutzbares Drehzahlband und mit einem Drehmoment von 350 Nm über stets soviel Kraftreserven, dass sich der immerhin 1,8 Tonnen schwere Kraxler bei Bedarf binnen 6,7 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen lässt. Dabei wechselt der Automat die Gänge so behände, dass das Fehlen eines Schaltgetriebes im Angebot zur Nebensache verkommt. Zusammen mit dem serienmäßigen permanenten Allradantrieb ist Traktion in jeder Fahrsituation garantiert.
Verzichtet hat Mercedes beim GLK jedoch auf geländewagentypische Untersetzungen und mechanische Differentialsperren. Lediglich das Abbremsen der durchdrehenden Räder und eine mit geringer Sperrwirkung ausgerüstete Kupplung im Mitteldifferential sichern ein Minimum an Offroadfähigkeit zu. Doch ist zu vermuten, dass kaum ein High-Tech-Offroader der Premiumklasse je mehr gesehen haben dürfte als den Kiesweg der heimischen Auffahrt – und den kann man auch im GLK problemlos befahren.
Unter dem Strich ist das „Downsizing“ im Hause Daimler geglückt. Dank eines Einstandspreises von 46.053 Euro in die neue GLK-Familie lässt sich sogar ergänzen: Es geht nicht nur kleiner, sondern auch preiswerter.
Text: Sven Jürisch
Fotos: Jan Baedeker
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