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Dieser kreative Blechschaden ist große Kunst

In den 1950er Jahren begann der amerikanische Bildhauer John Chamberlain damit, Bleche und Metallteile alter Autos in faszinierende Skulpturen zu verwandelt. Eines seiner wunderbaren Werke kommt nun bei Phillips zur Auktion.

Während die meisten seiner Zeitgenossen beim Anblick eines Schrottplatzes nur alte Autowracks und wertloses Blech erkennen konnten, sah der 1927 geborene John Chamberlain einen faszinierenden Werkstoff für seine Kunst. Sein „Erweckungserlebnis“ hatte der Bildhauer im Sommer 1957, als er im Hinterhof eines Freundes einen heruntergekommenen Ford Pie Wagon aus den 1920er Jahren entdeckte. Er schraubte die Kotflügel ab, fuhr einige Male mit seinem Auto darüber, verschweiste die Teile zu einem wilden Ensemble – und schuf mit der Skulptur „Shortstop“ das erste in einer langen Reihe abstrakt-expressionischtischer Werke aus wiederverwendeten Automobilteilen. Trotz ihrer Masse wirken die gewaltigen Stahl- und Blechgetüme so leicht und farbenfroh wie mit einer Hand zerdrückte Getränkedosen. 2012 widmete das Guggenheum Museum in New York dem im Vorjahr verstorbenen Künstler eine eindrucksvolle Werkschau. Der Anblick der gewaltigen Metallkolosse, die in der von Frank Lloyd Wright entworfenen Ausstellungsspirale aufgereiht worden waren, dürfte den meisten Besuchern bis heute im Gedächtnis geblieben sein. 

Am 13. November 2019 kommt beim „20th Century & Contemporary Art Day Sale“ von Phillips in New York die späte und vergleichsweise bescheiden bemessene Chamberlain-Skulptur „Bastinado“ unter den Hammer. Der Schätzpreis für das bunte Blechkunstwerk liegt bei 100.000 bis 150.000 Euro. 

Fotos: Phillips