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Auf Tempo kommen mit Sammler-Dynastie Horst und Linda Koch

Nachdem er sein 80-jähriges Familienunternehmen zur Jahrtausendwende von einem Neuwagen- in einen exklusiven Classic und Vintage Car-Handel umformte, bereitet sich Horst Koch nun vor, die Leitung von Koch Klassik an Tochter Linda zu übergeben. Wir statteten den beiden einen Besuch ab....

Verkehrsgünstig gelegen in Heilbronn handelt Koch Klassik seit fast zwei Jahrzehnten mit hochklassigen Vintage- und Classic Cars. Doch die Wurzeln des Familienunternehmens – aktuell unter Leitung von Horst Koch, der demnächst den Staffelstab an Tochter Linda aus der vierten Generation übergibt – reichen weit länger zurück. 

Mit einem umfassenden Angebot – das von Wagen für Kinder bis zu Blue-Chip-Klassikern à la Bugatti T35 oder Mercedes 300 SL „Gullwing“ reicht – hat sich Koch Klassik einen exzellenten und weit über Süddeutschland hinausreichenden Ruf erworben. Während unseres Besuchs wollten wir von Horst wissen, wie alles begann und wie Linda plant, demnächst den Staffelstab zu übernehmen und das nächste aufregende Kapitel der Firmenhistorie zu schreiben. 

Was sind Ihre frühesten automobilen Erinnerungen?

Horst Koch: Ein Besuch der Solitude Rennstrecke nahe Stuttgart, als ich drei oder vier Jahre alt war, und Ausflüge mit meinen Eltern in diversen Sportwagen. Mein Vater war ein Motorrad- und Seitenwagenwerksfahrer für NSU und daher verbrachte ich in meiner Jugend viele Wochenenden an verschiedenen Strecken. 

Linda Koch: Im Alter von drei oder vier Jahren nahm mein Vater mit einem Bentley 4½ Litre regelmäßig an verschiedenen Rallyes teil, darunter auch an der Mille Miglia. Er fertigte extra einen Kindersitz für mich an, bezogen mit gestepptem Leder in British Racing Green, genau passend zur Außenfarbe. So konnte ich direkt neben ihm sitzend mitfahren, meine Mutter nahm hinten Platz und las das Roadbook vor.

Wie hat sich Ihre Begeisterung für Autos während Ihrer Jugendzeit aufgebaut? 

Linda: Indem ich durch meine Familie immer hautnah am Geschäft war. Ich wuchs quasi an meinem Schreibtisch auf, war mein gesamtes Leben von unterschiedlichsten klassischen und sportlichen Autos umgeben. Mit zwölf nahm ich als Beifahrerin an meiner ersten ernsthaften Rallye teil – studierte die Karten und las die Roadbooks. Mit 17 konnte ich dann endlich selbst fahren – meine Mutter war in Personalunion meine Co-Pilotin und Fahrschullehrerin! 

Horst, können Sie uns ein bisschen davon erzählen, wie Ihre Karriere vor der Gründung von Koch Klassik verlief? 

Horst: 1982 übernahm ich im Alter von 27 Jahren den elterlichen Handelsbetrieb für Fiat, Lancia und Ferrari und erweiterte ihn um Moto Guzzi und ein Tuningunternehmen für italienische Fahrzeuge, das unter anderem 250 Fiat Panda zu Cabriolets umbaute. Meine Begeisterung für Klassiker und meine regelmäßige Teilnahme an internationalen Rallyes veranlasste dann immer mehr Menschen, mich zwecks der Wartung und Reparatur ihrer Autos anzusprechen. 

Als Folge von Veränderungen im Neuwagengeschäft begannen wir uns ab dem Jahr 2000 exklusiv auf klassische Fahrzeuge zu konzentrieren. Die Bezeichnung Koch Klassik ist eine Anlehnung an den Namen unserer Tuningfirma K & K, was für Koch und Knapp – einen Freund von mir – stand. Wir wollten dieses Firmenkürzel beibehalten, das nun jedoch für Koch Klassik steht. 

Können Sie die Geschäftsphilosophie zusammenfassen? 

Linda: Ich bin davon überzeugt, dass man mit Exklusivität, Außergewöhnlichkeit und Ehrlichkeit als Unternehmen immer bestehen wird. Ich würde mich gerne noch stärker auf exotische Modelle fokussieren – wie auf den Siata und den Fiat Vignale, die wir gerade im Showroom haben. Zugleich möchte ich aber auch die Markenvielfalt beibehalten – ich möchte Porsche und Mercedes-Benz ebenso verkaufen wie Jaguar, Ferrari, BMW und Aston Martin. 

Linda, sind Sie stolz auf das, was Ihre Eltern geschafft haben? 

Linda: Ja, sehr sogar. Mein Vater hatte es sicher nicht einfach, als er in mit 27 den Betrieb von den Eltern übernahm. Der Schritt hin zu einem Händler für klassische Modelle, der im Jahr 2000 auch eine Renovierung der Gebäude umfasste, war sehr mutig. Doch wie sagt doch das Sprichwort: Mut zahlt sich aus. 

Sie sind eine junge Dame in einer mehrheitlich männlich dominierten Szene – wie fühlt sich das an? 

Linda: Ich denke es ist zugleich eine Stärke wie Schwäche. Jeder weiß, dass es eine Männerwelt ist, aber ich habe bislang nur positive Erfahrungen gesammelt. Die Männer sind in der Regel sehr erfreut, wenn sie feststellen, dass man mit ihnen auf Augenhöhe, sprich fachkundig, über ein Thema reden kann. Dann spielt das Geschlecht keine Rolle mehr. Leider interessieren sich aber nur sehr wenige Frauen für klassische Autos. 

Wie bewerten Sie die Evolution des Klassikermarktes während der letzten fünf Jahre? 

Horst: In Bezug auf Qualität hat sich der Markt schon seit einiger Zeit verändert. Die Erwartungen vieler Kunden sind heute ähnlich hoch wie die an Neuwagen. Für mich ist das ein bisschen schade, da so auf dem deutschen Markt ein starker Rückgang an Vorkriegs-Fahrzeugen zu verzeichnen ist. Der Trend geht verstärkt zu Modellen mit guten Anlagewerten und jüngeren Sondereditionen, wie Porsche RS-Typen. 

Linda: Die jüngere Generation interessiert sich für Youngtimer, die in punkto Verarbeitung und Zuverlässigkeit dem Niveau moderner Autos nahekommen. Daher sind Modelle aus den 80er- und 90er-Jahren wie Lancia Delta Integrale, BMW M3 oder Porsche 968 Clubsport inzwischen wertvoller als zum Beispiel ein Mercedes-Benz 190SL oder ein Porsche 356. Ich denke, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren weiter verstärken wird.  

Horst, Ihre Tochter Linda arbeitet nun mit Ihnen und wird irgendwann auch die Leitung der Firma übernehmen – wie fühlt sich das an? 

Horst: Natürlich bin ich sehr stolz auf meine Tochter. Es ist nicht mehr alltäglich, dass Familienunternehmen auf die nächste Generation übergehen. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, habe ich bei Lindas Geburt befürchtet, dass die Automobiltradition unserer Familie ein Ende finden würde. Doch wie sehr habe ich mich da getäuscht – Linda ist eine echte Enthusiastin und fing sich schon sehr früh in ihrem Leben den Virus ein. Sie kann sich ein Leben ohne Autos nicht vorstellen und fühlt sich bereit, die Firma und die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen. 

Wie würden Sie sich die Weiterentwicklung von Koch Klassik unter Lindas Leitung wünschen und welchen Ratschlag würden Sie ihr mitgeben? 

Horst: Zuerst sollten wir uns weiterhin auf Qualität und Kundenzufriedenheit konzentrieren. Dazu permanent den Bestand überprüfen und ihn an die Bedürfnisse des Marktes anpassen. Darüber hinaus wird es wichtig sein, dass sich Linda verstärkt um den Handel mit moderneren Sammlerfahrzeugen kümmert. Dank ihres Wissens und ihrer Aufrichtigkeit wird sie keine Probleme haben, diese Männerwelt von ihrer Kompetenz zu überzeugen. Sie sollte sich immer auf ihr eigenes Urteil verlassen und sich nicht von anderen beeinflussen lassen. 

Linda, werden Sie in den kommenden Jahren auf der ansteigenden Welle für Youngtimer reiten? 

Linda: Ich denke nicht, dass wir auf Wellen reiten. Vielmehr entwickeln sich unsere Familie und unsere Firma immer weiter – vor über 80 Jahren wurde das Unternehmen gegründet und wir befinden uns inzwischen in der vierten Generation. Es gibt Autos, die mein Großvater und mein Vater noch als Neuwagen verkauft haben – und die wir nun erneut anbieten. Nehmen Sie nur meinen Lancia Integrale. Mein Vater verkaufte ihn 1992 als Neuwagen, ehe er ihn im letzten Jahr zurückkaufte. Für dieses Auto schließt sich somit der Kreis – vom Neuwagen zum Klassiker. 

In diesem Zusammenhang: Können Sie uns etwas über ihren Lancia erzählen? 

Linda: Es ist mein Lieblingswagen und hat – wie erwähnt – auch eine besondere Beziehung zu unserer Familie. 1992 lieferte mein Vater diesen Delta Integrale an einen seiner Freunde. Noch im gleichen Jahr wurde das Auto komplett und zum Neuwagenpreis nochmals umgebaut und bei diversen Events eingesetzt, darunter als Servicefahrzeug bei der Mille Miglia. Egal, wo er auftauchte, erregte er Aufmerksamkeit. Mit seinen Kotflügelverbreiterungen, den 18-Zoll-Felgen, den Schalensitzen, dem Momo Lenkrad und dem Überrollkäfig ist er ein echter Hingucker. In meiner Altersgruppe erwacht bei seinem Anblick die Freude an alten Autos. 

Horst, was fahren Sie in Ihrer Freizeit? 

Horst: Das hängt ein bisschen von der Stimmung und vom Wetter ab. An warmen Sommerabenden nehme ich gern meinen Mercedes-Benz SLS Roadster. Für Rallyes vertraue ich in der Regel auf mein Ex-Werks-Abarth 2300 S Coupé. Es ist eines von nur drei Exemplaren und das einzig noch existierende. Ich habe es in schrottreifem Zustand erworben und dann in sechs Jahren auf den Stand 12 Stunden Nürburgring 1963 komplett neu aufgebaut. 

Was sind Ihre Traumautos, wenn Geld keine Rolle spielt? 

Horst: Ein Ferrari 512 S Coda Lunga. 

Linda: Es gibt so viele Autos, die ich gerne fahren würde. Aber der absolute Traum wäre ein Ferrari 250, ein GTO, ein „Short Wheelbase“ oder ein Testa Rossa. Ich bin noch relativ jung und kann noch weiter träumen! 

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2019 

Die Produktion dieses Beitrags wurde freundlich unterstützt von Koch Klassik. Sie finden das breit gefächerte und zum Verkauf stehende Inventar im Classic Driver Markt.