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Bei diesen Porsche-Spezialisten steht der Boxermotor im Zentrum

85 Kilometer südlich von Stuttgart gelegen, hat sich Boxer Motor & Klassische Automobile auf Reparatur, Restaurierung und Verkauf wichtiger Porsche kapriziert. Wir besuchten die schwäbische Schmiede, die heute als einer der größten unabhängigen Markenspezialisten Europas gilt.

Für Christoph Schlagenhauf und Detlef Förster entsprang die 1997 erfolgte Gründung eines auf Reparatur und Restaurierung von Porsche-Modellen aller Altersklassen spezialisierten Betriebs vor allem dem Antrieb, voll und ganz in die Welt der Stuttgarter Sportwagenmarke einzutauchen. Was aus Liebe zu Boxermotoren und dem Wunsch, das Beste aus ihren eigenen Fahrzeugen und denen ihrer Freunde zu machen, begann, hat sich in über 20 Jahren zu einem der größten Porsche-Spezialbetriebe Europas entwickelt. Wohlgemerkt mit einer hochangesehenen Werkstattcrew und einer Verkaufsabteilung, die eine den Mund wässrig machende Auswahl an Porsche und anderen Sammlerautos im Angebot führt. Wir unternahmen eine denkwürdige Ausfahrt mit Christoph und seinem Sohn Niklas, der in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und Boxer Motor in die nächste Familiengeneration führt. 

Was sind Ihre frühesten automobilen Erinnerungen? 

Christoph Schlagenhauf: Vermutlich der Kauf eines Porsche 914 durch meinen Vater im Jahr 1969. Als Kind saß ich jeden Nachmittag, wenn ich keinen Kindergarten hatte, hinterm Lenkrad und drückte so lange alle Knöpfe am Radio und Armaturenbrett, bis die Batterie leer war. Sehr zum Ärger meiner Eltern!

Niklas Schlangenhauf: Schon als Kind trieb ich mich immer in der Firma herum. So konnte ich von früh auf Impressionen und Erfahrungen sammeln. Ich erinnere mich an viele Wochenenden, an denen ich versuchte, in der Werkstatt zur Hand zu gehen. Später half ich nach der Schule in jeder freien Minute aus, bis ich dann meine Ausbildung abgeschlossen hatte und dann als Festangestellter einstieg.  

Haben Sie diese Erfahrungen zur Marke Porsche getrieben? 

CS: Ja, die Passion habe ich von meinem Vater vererbt bekommen. Er träumte immer von einem 356 Speedster oder einem Flügeltürer, doch am Ende besaß er dann „nur“ einen 914/4. Ich war von Anfang an fasziniert von Porsches simpler und zugleich sehr robuster Technik. Was der Firma half, bei Langstreckenrennen weitaus leistungsstärkere Gegner zu schlagen. Dieser David-gegen-Goliath-Ethos hat auch uns als Unternehmen nach vorne gebracht. 

Was war denn Ihr erster klassischer Wagen?

CS: Ein Porsche 914/4 – ich wünschte, ich hätte ihn behalten!

NS: Ich kaufte als ich 18 einen Porsche 924S. Mein erstes Auto, ich besitze ihn noch heute.

Was führte zur Entscheidung, Boxer Motor zu gründen?

CS: Autos waren zunächst ein Hobby, und ich machte ebenso wie mein Freund und Geschäftspartner Detlef Förster auch noch Ausbildungen in anderen Bereichen. Wir schraubten nebenbei an Porsche und VW, und irgendwann bekamen wir so viele Aufträge, dass wir beschlossen, unser Hobby zum Beruf zu machen. Wir begannen mit nicht viel mehr als einem einzigen Telefon und einem Schreibtisch in einem undichten, alten Gebäude. Doch wir wollten einfach Teil dieser faszinierenden Porsche Welt werden.

Obwohl unverändert eher ein Geheimtipp, gehören Sie mittlerweile zu den Hauptakteuren in der europäischen Porsche Szene – wie haben Sie das geschafft? 

CS: Wir haben ehrlich gesagt nie gedacht, dass die Firma einmal so erfolgreich sein würde. Doch vom ersten Tag an gaben wir immer 110 Prozent und versuchten, unsere Arbeit absolut perfekt zu erledigen – nicht so schwierig, wenn man es aus Passion betreibt! Wir erscheinen diskret, weil wir unter anderem sehr wenig Werbung betreiben. Unsere Kunden kommen fast ausschließlich auf Empfehlung zu uns. Am Ende des Tages sind wir auch nach über 20 Jahren noch immer die selben einfachen Schwaben geblieben. Vielleicht ist es das, was unsere Kunden besonders schätzen. 

Wie finden Sie Personal mit dem nötigen Fachwissen und ausreichender Qualifikation? 

CS: Hier in Deutschland gehört es zu den großen Herausforderungen, motivierte und gut ausgebildete Leute zu finden, die nicht für ein großes Unternehmen arbeiten wollen und stattdessen hohe Handwerkskunst schätzen. Am Anfang war es für uns schwierig, gute Mitarbeiter zu rekrutieren, denn die von uns angebotenen Stellen fühlten sich nicht „sicher“ an. Doch das hat sich mit zunehmendem Erfolg gebessert und heute haben wir keine Probleme mehr, hochqualifizierte Leute zu finden. Über die Jahre haben wir auch ein gutes Netzwerk mit Kollegen, anderen Spezialisten und Porsche Veteranen aufgebaut – so kommen wir immer an die Informationen heran, die wir gerade brauchen. 

Wenn man sich die aktuell neun 356 Carrera in der Werkstatt und im Ausstellungsraum anschaut, könnte man annehmen, Boxer Motor wäre zum König des Fuhrmann-Motors aufgestiegen. Ist da was dran? 

CS: Mit der Zeit haben wir uns einen Ruf erarbeitet, der Kunden aus aller Welt anzog. Jeder von ihnen wollte einen perfekt restaurierten oder reparierten Porsche. Unsere Reputation hat auch Kunden mit Modellen in Top-Qualität auf den Plan gerufen – so kommt es, dass wir so viele Carrera zum Verkauf oder zur Reparatur haben. 

Was können denn Kunden von Boxer Motor erwarten, dass sie anderswo nicht finden? 

CS: Ehrliche Ratschläge von echten Porsche Enthusiasten. Wir teilen die selbe Passion und arbeiten exakt nach den Vorgaben des Kunden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. 

Wir würden Sie die aktuelle Lage auf dem Porsche Markt beschreiben?

CS: Der Markt verändert sich gerade gewaltig. Lange Zeit waren Investoren aktiv; für die waren diese Autos wie Aktien, sie hatten keinerlei emotionale Bindung zu ihnen. Doch das funktionierte nicht und inzwischen hat sich der Markt wieder normalisiert. Die echten Fans sind wieder zurück und der Markt ist wieder stabil. Wir sind als Unternehmen auch durch Höhen und Tiefen gegangen. Doch dank unserer langjährigen Erfahrung wissen wir, wie man auf Trends und wechselnde Marktbedingungen reagieren muss. 

Ihr Sohn Niklas gehört nun auch zur Mannschaft – wie fühlt sich das an? 

CS: Mein Geschäftspartner Detlef Förster und ich sind froh, dass unsere Kinder ins Geschäft eingestiegen sind und dass sie mit so viel Begeisterung bei der Sache sind. Wir haben sie nicht angetrieben – sie haben es selbst so für sich entschieden und wir sind glücklich, dass sie in unsere Fußstapfen treten. Der Mix aus junger Energie und alter Erfahrung ist sehr fruchtbar und führt uns in eine andere Dimension. Und es schön zu wissen, dass das, was wir aufgebaut haben, auch in Zukunft weiterbestehen wird. 

NS: Schon als kleiner Junge habe ich zu meinem Vater hochgeschaut und seine Arbeit bewundert. Ich bin stolz darauf, was er erreicht hat und möchte mit ihm zusammen das Unternehmen weiterentwickeln. 

Wo sehen Sie Boxer Motor in zehn Jahren?  

CS: Schwer vorauszusagen, denn auch vor zehn Jahren hatte ich keine Vorstellung davon, wie die Firma heute aussehen würde. Wir werden weiter danach streben, unseren Kunden den bestmöglichen Service zu bieten und dabei immer eng dem technischen Fortschritt folgen. Warten wir ab, wohin uns das führen wird. 

NS: Es ist schwierig, die Zukunft vorauszusagen. Doch meine Arbeit besteht daraus, jeden Tag eine neue Herausforderung anzugehen und mich weiter zu verbessern. 

Was ist für Sie beide der ultimative Porsche? 

CS: Für mich der Carrera RS von 1973 – bis heute der ikonischste Sportwagen von allen. 

NS: Für mich der 356 Speedster. Er verbindet automobile Schönheit und höchsten Fahrgenuss. In einem Speedster nimmt man die Umgebung und die Landschaft so intensiv wahr wie in keinem anderen Auto. 

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2019 

Die Produktion dieses Artikels wurde freundlich unterstützt von Boxer Motor & Klassische Automobile GmbH aus 72359 Dotternhausen (bei Balingen). Sie finden das gesamte aktuelle Inventar von Boxer Motor zum Verkauf im Classic Driver Markt gelistet.