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Ein Roadtrip zu den Spa Six Hours mit Graf von Faber-Castell

Die Spa Six Hours gelten als Geheimtipp unter den historischen Rennen. Wir haben den neuen Hauptsponsor Graf von Faber-Castell vom spektakulären Schloss der Familie in Stein bei Nürnberg auf seiner Reise nach Spa begleitet – im neuen Bentley Continental GT.

Es ist noch früh an diesem Donnerstagmorgen in Stein, die Spätsommersonne glitzert durch die Bäume, als sich plötzlich dunkle Wolken über den Himmel schieben und es zu tröpfeln beginnt. Doch das bisschen Regen kann unsere Vorfreude nicht trüben, denn wir wollen gemeinsam mit Graf von Faber-Castell zu den Spa Six Hours fahren – die traditionsreiche Marke für luxuriöse Schreibgeräte und Lederaccessoires feiert in diesem Jahr Premiere als Hauptsponsor des Events und wagt den Vorstoß in die Welt des historischen Motorsports.

Wir werden neben Graf Charles Alexander von Faber-Castell – verantwortlich für den Premiumbereichdes Unternehmens und die Luxusmarke Graf von Faber-Castell – im neuesten, in schillerndes „Rubino Red” getauchten Bentley Continental GT Platz nehmen. Das Coupé passt vor allem deshalb so gut zu unserer Reise, weil Graf von Faber-Castell kürzlich zusammen mit der britischen Traditionsmarke eine gemeinsam entwickelte Kollektion von Schreibgeräten und Accessoires auf den Markt gebracht hat.

Bevor wir den Motor des Grand Tourers starten und unseren „Road Trip“ nach Belgien beginnen, werden wir durch die großzügigen und aufwändig ausgestatteten Jugendstil-Räume im neueren Teil des Faber-Castell Schlosses geführt – hin zu einem Eckbüro, das der Großvater des Grafen, Alexander zu Castell-Rüdenhausen, Anfang des 20. Jahrhunderts dort einrichten ließ, um die Produktionsanlage immer im Blick zu haben. Und wie könnte man mithilfe einer Straßenkarte die Route nach Spa-Francorchamps besser nachzeichnen, als mit dem Perfekten Bleistift, dem Kernprodukt der Marke? 

Die Türen des Bentleys schließen sich, wir machen es uns auf den Ledersesseln bequem. Geschützt vor den Kapriolen des Wetters und dem Verkehrslärm rund um Stein, stellen wir Graf Faber-Castell die naheliegende Frage: Warum ausgerechnet die Spa Six Hours? „Da haben verschiedene Faktoren zusammengespielt”, erklärt er, „Ich habe einige Kontakte im historischen Motorsport. So habe ich auch mitbekommen, wie populär dieser Sport inzwischen geworden ist.“

„Wir haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt und sind dabei auf  Spa Six Hours aufmerksam geworden. Das Rennen findet ja auf einer legendären Strecke statt. Gleichzeitig ist Spa bis heute die ultimative Prüfung für Mensch und Maschine. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen sind die Spa Six Hours jedoch noch immer ein ehrliches und authentisches Rennen, das seinem historischen Geist treu geblieben ist. Wir fanden, dass all dies perfekt zu unserer Marke passt. 

Graf Faber-Castell ist fasziniert vom Motorsport. Sein Vater hegte zwar selbst keine ausgeprägte Leidenschaft für Automobile, besaß aber ein Porsche 911 Carrera Cabrio von 1985. „Der Sportwagen hat mich schon als Kind begeistert”, erinnert sich der Graf. „Mein Cousin, der etwas älter war als ich, nahm mich immer wieder auf Spritztouren mit. Ich wünschte mir stets, dass wir 260 Stundenkilometer schnell fahren – bis zum Anschlag der Tachonadel.” Selbstverständlich hat auch das konstante Dröhnen des 3,2-Liter-Reihensechszylinders unvergessliche Eindrücke hinterlassen. 

Graf Faber-Castells erstes Auto war ein Dodge Charger von 1968, den er sich während seiner Jugendzeit in Amerika für die ersparte Summe von 5.000 Dollar leistete – doch sein absoluter Traumwagen ist bis heute der Porsche 917K.Derweil besitzt die Familie Faber-Castell immer noch einige jener Klassiker, die einst dem Großvater gehörten, darunter zwei bemerkenswerte Exemplare von Mercedes-Benz: einen sehr schönen 300 SEL im charakteristischen Faber-Castell-Grün und einen champagnerfarbenen 600. „Man merkt die Fertigungsqualität allein schon beim Öffnen und Schließen der Türen. Die Ingenieure dieses Autos waren wirklich mit Herz und Seele dabei.”

Wir gleiten auf die Autobahn und peilen unser erstes Etappenziel an – die berühmten Weinberge bei Rüdesheim am Rhein, die schon vor 200 Jahren für englische Bildungsreisende zu ihrer „Grand Tour“ durch Europa gehörten. Reiste man damals gemütlich per Dampfschiff und Eisenbahn, lassen wir nun dem Bentley freien Lauf und genießen die unvergleichliche Dynamik des Zwölfzylinders, der uns zügig voranbringt. Sehr zügig. Es ist erstaunlich, wie souverän und präzise der W12 läuft. Selbst bei einer Geschwindigkeit von über 250 Stundenkilometern kann man eine zivilisierte Unterhaltung führen. 

Wir wollen wissen: Kann man eigentlich Parallelen zwischen klassischen Automobilen und den Produkten von Graf von Faber-Castell ziehen? Graf Faber-Castell ist der Ansicht, dass der rapide technologische Wandel unsere Gesellschaft so sehr vereinnahmt, dass die Menschen das Bedürfnis nach Entschleunigung haben. Auch in der eigenen Branche konnte er dieses Phänomen beobachten: zum größten wirtschaftlichen Erfolg in der 257-jährigen Geschichte des Unternehmens zählen Malbücher für Erwachsene. 

„Für mich ist das ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Menschen sich entspannen wollen”, sagt er ganz offen. „Man kann diese Tendenz sowohl in der Gastronomie –Stichwort „slow food“ – als auch in Form der in den letzten Jahren stark angestiegenen Nachfrage nach klassischen Schallplatten beobachten. Es ist zwar einfach, auf Spotify zwischen den Songs hin und her zu klicken. Aber eine LP aufzulegen, ist eine besondere, ganz bewusste Handlung.” Ähnlich sieht Graf Faber-Castell auch die eher unpersönliche Kommunikation über E-Mail oder WhatsApp: „Ein handschriftlich verfasstes Schreiben umgibt noch immer eine spezielle Aura. Menschen wissen zu schätzen, dass man sich dafür die Zeit genommen hat.”

Dieses Thema beschäftigt uns auch, als wir den Bentley durch die malerischen Weinberge oberhalb von Rüdesheim manövrieren. „Menschen begeistern sich für Klassiker, weil in neuen Autos so unglaublich viel Technik steckt und sie einander so ähnlich geworden sind, dass ihnen ihre Authentizität abhanden gekommen ist. Wir haben ein Bedürfnis danach, zu unseren Wurzeln zurückzukehren – in diesem Fall zu einem Vergasermotor mit Seele, auch wenn er nicht immer gleich anspringt.”

Ob man nun hinter dem Steuer eines klassischen Autos sitzt oder einen Brief von Hand schreibt, für Graf Faber-Castell ist es wichtig, dass beide Erfahrungen höchst individueller Natur sind. „Jeder Klassiker verfügt über eine eigene Persönlichkeit, die auf unterschiedliche Art und Weise deutlich wird, wenn man einmal Platz genommen hat. Mit dem Schreiben von Hand verhält es sich genauso – man kann für seinen Füllhalter eine feine oder breite Feder auswählen. Zugleich bieten wir 18 verschiedene Tintenfarben an.” Unweigerlich fällt uns Enzo Ferrari ein, der seine gesamte Korrespondenz grundsätzlich mit lila Tinte unterschrieb. Und wer jetzt neugierig geworden ist: Der Lieblingsfarbton von Graf Faber-Castell ist Stone Grey. 

Wir kommen auf die Minute pünktlich in Spa an. Der dichte Wald, den man von unzähligen historischen Fotografien mit der Strecke verbindet, geht bereits in seine Herbstfärbung über. Bevor wir uns in den Trubel des Sechs-Stunden-Rennens stürzen, möchten wir jedoch noch ein Stück der ursprünglichen, berühmt-berüchtigten Rennstrecke nachspüren. Während wir durch die riskante Masta Kink jagen und dann noch die langgezogene Rechtskurve von Stavelot in Angriff nehmen, erinnern wir uns an die Begeisterung, die Romantik, aber auch die Gefahren zurück, welche die goldene Ära des Motorsports geprägt haben. Diese Kurven sind Zeugen einer völlig anderen Zeit, in welcher Mythen um heldenhafte und passionierte Rennfahrer entstanden, die für ihre Liebe zum Sport gerade hier in Spa oftmals den höchsten Preis bezahlen mussten. 

Es ist ratsam, in diesen Streckenabschnitten nicht zu schnell zu fahren. Graf Faber-Castell hat sich für Pink Floyds „Dark Side of the Moon” als Soudtrack zum Finale unserer Reise entschieden. Bescheiden verrät er uns, dass er heute zum ersten Mal überhaupt einen Bentley fährt. Wie fällt sein Urteil aus? „Er ist grandios”, lautet sein Resumé. „So geschmeidig und edel wie das Gitarrenspiel von David Gilmour. Diese betörende Kombination aus Leder, Holz und Aluminium lässt sich mit keinem anderen Auto vergleichen.” Als Engländer haben wir den Eindruck, dass die Wertschätzung des Grafen für britisches Understatement und klassische Eleganz von vielen Deutschen geteilt wird – die beiden Marken Bentley und Graf von Faber-Castell passen demnach wirklich perfekt zueinander. 

In diesem Augenblick kommen wir zu einer Erkenntnis: wir mögen zwar früher am Tag auf der Autobahn mit der Nadel die 260 Stundenkilometer-Marke gestreift haben. Und wir sind unterwegs zu einem der weltweit lautesten, schnellsten und riskantesten Rennen des historischen Motorsports. Aber während wir durch die Tore der modernen Rennstrecke von Spa rollen, begleitet von Pink Floyd und dem Brummen des Zwölfzylinders, sind wir selbst gerade dabei, uns zu entschleunigen – sowohl physisch wie mental. Wir kehren an unsere Wurzeln zurück. Lasst das Renn-Wochenende beginnen!

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2018

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