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Magazin

Treffen Sie die Fahrer der Le Mans Classic 2018

Ob für Amateure auf der Suche nach dem persönlichen Glückserlebnis oder Ex-Sieger, die frühe Erlebnisse nochmals nacherleben wollen: Ein Rennen in Le Mans ist für jeden Piloten das größte Privileg. Wir haben sieben Starter der Le Mans Classic gefragt, wie es ist, den geheiligten Kurs zu befahren...

Howard Donald

Vergessen Sie die Nummer Eins-Singles, die Welttourneen und den Jet-Set-Lifestyle – Howard Donald, eines der Gründungsmitglieder der Pop-Band Take That, begeistert nichts mehr als klassische Autos. Donald ist zwar kein Anfänger im historischen Motorsport, doch in Le Mans war er das erste Mal. Seine Feuertaufe absolvierte der Musiker am Sonntag im Rahmen der Global Endurance Legends-Demofahrten. Und zwar in einem Porsche 993 GT2 Evo, den exakt so „Strietzel“ Stuck, Bill Adam und Thierry Boutsen 1996 bei den 24 Stunden von Daytona pilotierten. 

Und erfüllte der Circuit de la Sarthe Donalds Erwartungen?  „Es war noch besser als erwartet“, sagte er uns. „Als ich die Mulsanne runterfuhr, blies der Bentley Speed 8 an mir vorbei und ich dachte nur: Wow! Schade, dass ich die Session gestern nicht wahrnehmen konnte, so hätte ich die Streke noch besser kennengelernt.“ Als selbst ernannter Porschianer hofft Donald nun, mit seinem fabelhaften 356 beim Goodwood Revival im September dabei zu sein.

Sam Thomas

Für Sam Thomas war Le Mans Classic eine bittersüße Angelegenheit. Sowohl der Jaguar E-type, den er in der Jaguar Classic Challenge fuhr, als auch die im Plateau 4 losgelassene Chevy Corvette fielen beide aus. Zum Trost feierte der Brite dann mit seinem kleinen MG A drei Klassensiege im Plateau 2. Wir fragten ihn, wie es ist, so völlig unterschiedliche Modelle auf dem anspruchsvollen Kurs zu bewegen?  „Die Corvette ist crazy – im Qualifying erreichten wir 280 km/h und bei dieser Geschwindigkeit hängt die Nase in der Luft und bewegt sich stark hin und her“, erklärte Thomas. „Das Ding hängt bis etwa 240 km/h einen Ford GT40 ab - und hat überall Wheelspin! 

Aber auch der MG A ist phantastisch. Er hat eine kleine Nähmaschine als Motor, die uns richtig flott vorwärtstrieb. Es klingt vielleicht komisch, aber letzte Nacht überfielen mich ganz intensive Gefühle. Es war das allererste Mal, dass ich im Dunkeln fuhr. Und weil der MG Auto so offen ist und man so exponiert sitzt, fühlt man diese Historie, speziell auf der Rückseite der Strecke. Dieser Ort packt einen - er kann so grausam sein, doch scheuchen solche speziellen Momente alle Bedenken weg.“

Peter Iversen

Der dänische Porsche-Prinz, Peter Iversen, wählte für sein erstes Le Mans-Rennen ebenfalls ein passendes Auto aus: den Porsche Carrera 6 (906) von 1966, den er seit zwölf Jahren besitzt. Und er genoss das Erlebnis ganz offensichtlich: „Es ist alles neu für mich, doch ist es ein phantastischer Kurs zum Fahren, speziell bei Nacht“, gab er zu Protokoll. „Im Dunkeln ist die Herausforderung deutlich höher, da die Original- Scheinwerfer von damals nicht so stark sind und die Kurven viel zu schnell näherkommen. Auf den Geraden erreichte ich rund 250 km/h, da wurde der 906 dann ein wenig nervös.“ Im finalen Rennen des Plateau 5 belegten Iversen und sein Partner Erik Nielsen einen beeindruckenden 17. Platz – und lagen damit vor weitaus stärkeren Prototypen. Tillykke, Peter!

Sam Hancock

Sam Hancock hatte schon schlechtere Wochenenden. Er „musste“ während des Wochenendes gleich vier Autos bewegen: zwei Ferrari – einen Daytona Gruppe 4 und einen 512 BB LM – und zwei Alfa Romeo, einen Tipo 33/3 und einen Tipo 33 TT12 Ex-Arturo Merzario. „Im Training stimmte ich in erster Linie die Ferrari ab, doch für das Rennen konzentrierte ich mich dann mehr auf die Alfa“, sagte er uns. „Wir hatten ein paar kleine, aber hartnäckige technische Probleme, die mich ein wenig frustrierten. Aber als ich dann in den Sonnenuntergang bei Indianapolis fuhr und in die Porsche Kurven einbog, realisierte ich, dass alle Sorgen unbegründet waren – Le Mans ist immer so unglaublich!

Die beiden Alfa sind so unterschiedlich, dass man sich fragt, wieso sie beide als Tipo 33 laufen. Der 33/3 fährt sich wie ein Kart und baut viel Vertrauen auf, dennoch fahre ich den TT12 noch lieber. Die Motorcharakteristik ist allerdings lächerlich – wie eine ans Chassis geschraubte Gewitterwolke, die sich erst ab 10.000 U/min entlädt!“ Im zweiten Rennen hatte sich Sam auf das Auto eingeschossen. Nach einem Start fast vom Ende des Feldes brachte er den Alfa im Dunkeln bis auf Platz zehn nach vorn. „In 45 Minuten habe ich über 50 Autos überholt!“

Heinz Swoboda

Sie werden uns zustimmen, dass eine Fahrt in Le Mans mit einem wichtigen und besonders authentischen Ferrari 360 GT LM ein tolles Geburtstagsgeschenk für einen guten Freund ist. Genau das tat der österreichische Sammler Heinz Swoboda für seinen guten Kumpel Rudolf Budja, Galerist mit Studio in Miami. „Dieser Wagen fuhr nur in Sebring und hier in Le Mans“, erklärte Swoboda. „Leider fiel er beide Male aus, doch blieb er so voll intakt und bis heute absolut original.

Das Auto zurück nach Frankreich zu bringen und damit sozusagen den Kreis zu schießen, war fantastisch. Ich bin ein großer Freund dieser Sportwagen aus den 1990er-Jahren und ich denke, dass Events wie Le Mans Classic und die von mir organisierten Challenge & GT Days die Zukunft für ihre Besitzer sind.“

James Turner

Für James Turner vom Classic Driver-Händler Sports Purpose gab es nur eine Möglichkeit, sein neues Art Car, einen Porsche 911 von 1965, zu taufen: die Teilnahme bei Le Mans Classic. Das vom britischen Modedesigner Paul Smith entworfene und von Richard Tuthill vorbereitete Auto trat beim Porsche Classic Rennen an und kam als 27. von 68 Startern ins Ziel. „Ich möchte am Mittwoch meinen Sohn damit zur Schule fahren, daher habe ich nicht zu stark gepusht“, flachste Turner. 

Da ich nie bei den 24 Stunden von Le Mans starten werde, war es ein Privileg und eine große Freude, in den Reifenspuren meiner Helden zu fahren. Die beste Zeit ist gegen fünf Uhr am Morgen. Vor sechs Jahren fuhr ich in der Morgendämmerung einen Lotus Elan, als mich Gregor Fisken in einem Aston Martin DBR1 überholte. Ein so toller Moment, dass ich danach mit der Rennerei hätte aufhören können!“ Wir werden mit Turner, Paul Smith und Tuthill beim Goodwood Festival of Speed noch einmal im Detail über den farbenfrohen Porsche 911 sprechen – also bleiben Sie am Ball!

Xavier Micheron

Zu den ungewöhnlicheren Autos des diesjährigen Le Mans Classic-Wochenendes gehörte ohne Zweifel der pfeifende Howmet TX – ein von einer Helikopter-Turbine angetriebener Experimental-Prototyp von 1968. Von Classic Driver-Händler Xavier Micheron (The Ascott Collection) gesteuert, schnitt er bis auf einen schleichenden Plattfuß in Rennen zwei und geringfügigen Motorproblemen gut ab. „Ich denke, wir gehörten zu den Schnellsten auf der Hunaudières, zwei Mal kam ich auf 300 km/h, und auch sonst lag er richtig gut“, sagte er uns, ehe er am Sonntagmorgen in sein zweites Rennpferd, den „Ground Effect“-Lola T600, sprang. „Der Hownet war das einzige Auto mit einer Heli-Turbine am Start, daher war es die Erfüllung eines Traums, ein solch einmaliges Auto in Le Mans fahren zu dürfen.“ 

Fotos: Robert Cooper für Classic Driver © 2018

Classic Driver wird live von der Le Mans Classic 2018 berichten - Sie finden unsere kompletten Beiträge in unserem speziellen Überblick.