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So schön wie diese Custom-BMW kann Heimweh sein

Selbst der kosmopolitischste Aussteiger und Weltenbummler wird irgendwann mal vom Heimweh eingeholt. Wahl-Australier Nils Pedotti kurierte die Sehnsucht nach „Good Old Germany“ ganz kreativ – er baute sich seine persönliche BMW, die teutonische Technik und australische Lässigkeit perfekt vereint.

Irgendwann reichte es meinem Mitbewohner Nils mit dem Hamburger Schmuddelwetter: Er packte seine Sachen und stieg samt Freundin in den nächsten Flieger nach Australien. Zehn Jahre ist das nun wohl her – und zumindest wenn ich seinen Facebook-Fotos glauben kann, führt er das Leben, von dem wir Langweiler hier im grauen Europa nur träumen können: Schwimmen und grillen am Strand von Bondi, wilde Parties im Outback und Fallschirmsprünge, dazwischen Film- und Fotoproduktionen in der Wüste, Jeeps und Helikoptern stets lässig im Hintergrund geparkt. Doch so ganz scheint er seine nordische Heimat trotzdem nicht vergessen zu können: Vor ein paar Wochen schickte er mir Fotos seiner neuen BMW – frisch modifiziert, um auf den Straßen von Sydney eine gute Figur zu machen. Und doch unverkennlich ein Souvenir aus Good Old Germany.

Als Basis für seinen Umbau diente eine BMW K100 RS, in den 1980er Jahren wegen der klobigen Karosserie auch unter dem Kosenamen „Flying Brick“ bekannt. Doch vom Ziegelstein-Design ist heute nichts mehr zu sehen: In 12 Monaten verwandelte Nils – mit Unterstützung von Google und Rene9age Customs in Sydney – die aus Japan importierte BMW in einen puristischen Cafe Racer. Während der Motor unberührt blieb, verkürzte und begradigte Nils den Rahmen und lackierte ihn in glänzendem Schwarz, installierte einen rohen Aluminiumtank und eine maßgefertigte Sitzbank, verkleinerte die Batterie, um mehr Raum vor dem Hinterrad zu gewinnen, und setzte als Rücklicht ein schmales LED-Lichtband ein. Um die komfortable Fahrposition der K100 zu erhalten, wurde der Lenker zwar verbreitert, aber nicht ausgetauscht, während die Gabel für besseres Handling leicht nach hinten versetzt wurde. Ein Bike, wie gemacht, um nach dem Dreh nochmal kurz an den Strand zu brutzeln. Wobei: Eine Spritztour über’s Platte Land wäre mit diesem Bike sicher auch nicht verkehrt. Oder, Nils?

Fotos: Matt Hart / The Espace Road