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Timeless Classics: Ferrari 250 GT SWB Berlinetta Competizione

Wenn je für ein Auto der Architektensatz galt, dass weniger mehr ist, dann beim Ferrari 250 GT SWB. Für Enthusiasten der Scuderia lässt dieser klassische Ferrari mit seinen unaufgeregt schönen Linien moderne, reich bespoilerte Supersportwagen doch ziemlich alt aussehen.

Das SWB im Namen verrät den kurzen Radstand (short wheelbase) und damit den sportlichen Zuschnitt, denn bei aller formaler Zurückhaltung besitzt der 250 GT Leistung im Überfluss. Der 3,0-Liter-V12 von Colombo bot dem Fahrer des Competizione bis zu 290 PS, und im Race Trim noch wesentlich mehr. Mit seinem Radstand, der gegenüber dem Vorgänger um 20 Zentimeter verkürzt worden war, sowie reduziertem Gewicht, kompakten Außenmaßen und dem kraftvollen Triebwerk war der 250 GT eine überragende Rennmaschine. Klassensiege bei der Tour de France Automobile, der Tourist Trophy in Goodwood - am Steuer saß kein Geringerer als Stirling Moss - und den 24 Stunden von Le Mans belegten eindrucksvoll diesen Anspruch.

Die Qual der Wahl

Der Competizione wurde 1959 auf dem Pariser Autosalon als Nachfolger des „Tour de France” (TdF)  vorgestellt, der mit seinem längeren Radstand als LWB gekennzeichnet wurde. Als Nachfolger des Pariser Debütanten folgte später der legendäre 250 GTO. Mit dem TdF teilte sich der 250 GT SWB sowohl Karosserie wie Unterbau, erwiesen sich doch beide als attraktiv und erfolgreich. Abgesehen von dem verkürzten Chassis und dem modifizierten Zwölfzylinder hatte der SWB als erster Ferrari serienmäßige Scheibenbremsen. Außerdem erhielten die Käufer die Wahl zwischen Links- und Rechtslenker und konnten zwischen zwei Ausführungen entscheiden - Lusso oder Competizione, für Straße oder Rennstreckeneinsatz.

Selbst wer einen reinrassigen Competizione mit 290 PS bestellte, konnte seinen Renn-Ferrari - wie schon beim Vorgänger - ohne Schwierigkeiten auch auf öffentlichen Straßen bewegen. Der Lusso, der mit seinem Stahlkörper schwerer war und weniger PS zählte, erwies sich dagegen unter kundiger Hand auch auf dem Rundkurs als nicht zu unterschätzender Gegner. Interessenten hatten also damals wirklich die Qual der Wahl.

Road or race, no problem

Das Modell auf unseren Fotos ist ein Competizione - eines von 45 Exemplaren in der Version mit Alu-Karosserie, die 1960 gebaut wurden - und mit einem renntauglichen Motor mit 290 PS ausgestattet. Wer regelmäßig das Goodwood Revival, die Silverstone Classic und das Donington Historic Festival besucht, trifft dank der gelblichen Lackierung und seiner beeindrucken Präsenz auf den Strecken einen alten Bekannten wieder. Auch Le-Mans-Gewinner Jackie Oliver hatte das Vergnügen, bei diesen Events am Steuer des 250 GT SWB zu sitzen. Genau dieses Fahrzeug, Chassisnummer 1953 GT, wird von RM Sotheby's am 23. Mai 2015 bei der Villa Erba-Auktion im Rahmen des Concorso d `Eleganza Villa d`Este  versteigert. Wie man erwarten darf, wird der Schätzwert nur auf Anfrage mitgeteilt. 

Photos: RM Sotheby’s

Dieser Artikel ist Teil der Serie „Timeless Classics“, die von RM Sotheby’s präsentiert und freundlich unterstützt wird.