Direkt zum Inhalt

Magazin

In zwei Stunden von Rom nach Mailand im De Tomaso Deauville

Schnell, komfortabel, elegant, italienisch – der De Tomaso Deauville war eigentlich wie gemacht für den Jetset der Siebziger. Doch die Verkaufszahlen der mondänen Limousine blieben unter den Erwartungen. Heute grenzt es schon an ein Wunder, eine Deauville live zu begegnen. Wir hatten das Vergnügen.

Die Geschichte der Deauville begann mit einem Auftrag von Ford an die Carrozzeria Ghia, der lautete, eine nach amerikanischem Maß kompakte Sportlimousine mit europäischen Stilelementen zu gestalten. Ghia-Designer Tom Tjaarda entwarf das Design und zitierte dabei die Studien Lancia Marica und De Tomaso Mustela I, die er zuvor selbst gezeichnet hatte. Nachdem Ford die Idee einer viertürigen Sportlimousine wieder verworfen hatte, kam Alejandro De Tomaso zum Zug. Mit dem Entwurf Tjaardas baute er eine luxuriöse Limousine für die oberen Zehntausend und stellte sie 1970 auf dem Turiner Autosalon vor. Kritiker sahen die Ähnlichkeit zum 1968 vorgestellten Konkurrenten Jaguar XJ6. Doch Tjaarda beteuerte, dass der Entwurf bereits vor der Premiere der britischen Limousine vollendet war.

In zwei Stunden von Rom nach Mailand

Ein Jahr nach der Präsentation ging die Deauville in Serie. „Die“ übrigens, weil De Tomaso den Wagen nach dem französischen Badeort Deauville benannt hatte, den er regelmäßig mit seiner Frau ansteuerte. Doch die Produktion der Limousine blieb überschaubar – den höchsten Absatz notierten die Modeneser im Jahr 1972 mit 46 Exemplaren. Dabei war die Limousine eigentlich mit allem ausgestattet, um die Marktlücke für sportlich-luxuriöse Limousinen erfolgreich zu besetzen. Angetrieben von einem V8 der Ford Cleveland-Baureihe, der auch im De Tomaso Pantera zum Einsatz kam, galt die Deauville als eine der schnellsten Limousinen der Welt. De Tomaso soll einmal bei einem Pressetermin gegenüber den Journalisten gesagt haben, dass er gerade in zwei Stunden von Rom nach Mailand gefahren sei. Als Beweis legte er Quittungen der italienischen Autobahn-Mautstellen vor.

Als Maserati ein Verkaufsschlager

Parallel zur Deauville – und auf deren Plattform – entstand Mitte der Siebzigerjahre unter De Tomasos Regie der Maserati Quattroporte III. Die kantige Limousine wurde 2.000 Mal verkauft und feierte damit den Erfolg, der eigentlich der Deauville gebührte. Von der Deauville entstanden hingegen nur 355 Exemplare. Umso seltener trifft man heute auf die mondäne Limousine.

Ein ganz besonderes Exemplar

Unser Fotoauto ist ein Exemplar der zweiten Serie, bei welcher der Motor um zehn Zentimeter weiter nach hinten versetz wurde und damit für eine bessere Gewichtsverteilung sorgte. Außerdem wurde bei der zweiten Serie die Fahrwerksgeometrie geändert und als Grundlage für den Quattroporte III verwendet. Was diese Limousine im eleganten Farbton Grigio Platino obendrein besonders macht, ist ihr momentaner Zustand, der als neuwertig bezeichnet werden kann. Der Wagen wurde komplett zerlegt, der Motor neu aufgebaut und auf Einspritzanlage umgebaut. Außerdem wurden Getriebe, Lenkung und Klimaanlage überholt. Der Innenraum wurde mit bestem Leder neu gesattelt und neuer Teppich verlegt. Neu sind auch die Stoßstangen, die Scheinwerfer, die Felgen und Reifen, die Abgasanlage, um nur die wichtigsten Teile zu nennen. Passend zum Auto liegen ein Original-Werksauszug und weitere Dokumente bei.

Dies ist nicht nur die erste, sondern sehr wahrscheinlich auch letzte und beste Deauville, der wir je begegnet sind. Und für uns steht fest: der bessere Maserati Quattroporte.

Fotos: Felix Liebel für Classic Driver © 2015

Der 1980er De Tomaso Deauville steht bei Hallier Classic Cars zum Verkauf.