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Magazin

Generation X: Jaguar XFR-S trifft seine Ahnen

Der XFR-S ist Jaguars Antwort auf die neuesten Generationen Deutscher Hochleistungslimousinen – doch hat der Brite dabei seine Herkunft vernachlässigt? Wir wollten es wissen und haben kurzerhand ein Treffen mit zwei seiner Vorfahren organisiert...

Auch wenn der Jaguar F-Type momentan die Marketing-Kampagnen schmückt, hat Jaguar seine Limousine nicht außer Acht gelassen.

Ursprünglich diente der Prototyp des XK120, der bei der Earls Court Motor Show im Jahr 1948 gezeigt wurde, nur als Träger für den revolutionären Reihensechszylindermotor, der bei Jaguar noch bis in die späten Achtzigerjahre zum Einsatz kommen sollte – doch seine simplen wie anmutigen Kurven kamen beim Publikum so gut an, dass die drauffolgende Serienproduktion lediglich eine logische Konsequenz war. Spätere Design-Updates zerstörten leider das einst gelungene Gesamtwerk – einige werden wahrscheinlich beim Anblick des neuen XFR-S ein Déjà Vu erleben, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Grün war gestern

Jaguar XFR-S meets XK120

Jaguar XFR-S

Die Seitenansicht des XFR-S wird von einem stattlichen Carbon-Heckflügel dominiert, der Teil eines Stylingpackets ist, dass den „S“ vom herkömmlichen XFR differenziert. Doch keine Sorge, das Aerodynamikpacket kann optional weggelassen werden, wenn man denn auf den um insgesamt 68 Prozent gesteigerten Abtrieb verzichten möchte.

Weniger zu verzeihen als der dominante Spoiler hingegen ist die Tatsache, dass in der XFR-S-Farbpalette neben grellen Tönen wie „Italian Racing Red“ und „French Racing Blue“ die typisch-britische Hausfarbe fehlt. Vielleicht mag ja das dunkle Grün nicht auf jedem extrovertierten Sportwagen passen, doch wenn es selbst bei einem Supersportler wie dem XJ220 funktioniert hat…

Um heute in den 550-PS-Klub braucht es heute gerade einmal rund 108.000 Euro und eine Fahrt zum lokalen Jaguar-Händler. Das war zu Zeiten des XJ220 noch anders. Und auch wenn die moderne Limousine keine Motorsport-Herkunft vorweisen kann (so wie der XJ220), punktet der „R-S“ dafür mit Alltagstauglichkeit. Die Lenkung ist bei geringer Geschwindigkeit leichtgängig und der Fahrkomfort für eine Sportlimousine dieser Art erstaunlich hoch. Die Achtgangautomatik scheint immer genau zu wissen, was der Fahrer als Nächstes tut. Tatsächlich arbeitet das System vorausschauend, in dem es mögliche Überholvorgänge und Kurvenfahrten frühzeitig erkennt und den passenden Gang einlegt. Doch auch wer die manuelle Gangwahl per Lenkrad-Schaltpaddles bevorzugt, wird feststellen, dass Mensch und Maschine hier zusammen und nicht gegeneinander arbeiten.

Tierische Instinkte

Trotz seines Gehorsams liefert der 5,0-Liter-V8 Leistung auf Abruf. Und was eine?! Die elektronischen Helfer greifen dabei nur dann ein, wenn es unbedingt nötig ist. Sowohl die Jaguar der 1940er als auch die der 1990er Jahre wiesen in ihrer Modellbezeichnung auf ihre Höchstgeschwindigkeit hin. Beim XFR-S sucht man die Ziffer „186“ (300 km/h) vergebens, dafür ist sie umso leichter zu erreichen. Beängstigend leicht! Und während das dezente Brummen des modernen V8 bei unserem Foto-Shooting vom Hämmern des XJ220-Reihensechszylinders schlicht übertönt wurde, punktete der R-S wiederum mit einer Stereoanlage, die zu den besten gehört, die man in einem Serienwagen erwarten kann.

Es ist gut zu wissen, dass Jaguar seine Limousinen-Tradition weiterhin pflegt und eine echte Alternative zu den deutschen „Autobahnstürmern“ bietet. Gut, man könnte den XFR-S mit einer britischen Bulldogge vergleichen, die auf der Jagd nach deutschen Schäferhunden ihren Heimweg vergessen hat. Doch im Beisein ihrer Ahnen wird auch deutlich, dass die Sportlimousine in eine ganz neue Generation von Jaguar geboren wurde. Vielleicht hat man es im Zuge der allgemeinen Verjüngungskur der Marke beim R-S ein bisschen übertrieben, doch das fängt die Sportlimousine mit ernstzunehmender Technik unter dem Kleid wieder auf. Wenn doch Papa Schlumpf bloß seinen Flugdrachen vom Kofferraumdeckel nehmen würden...

Fotos: Joe Breeze/Alex Penfold

 

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