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Ferrari 365 GTB/4: Ist der „Daytona“ ein Millionen-Sleeper?

„Twelve wild horses, in silver chains“, sang Chris Rea in seiner Ode an den Ferrari „Daytona“. Doch welches Potenzial hat der 365 GTB/4 wirklich? Wir haben bei den Marktexperten nachgefragt.

Natürlich ist „Daytona“ nur ein Spitzname, doch es wäre auch unwahrscheinlich, dass Mr. Rea einen Song mit der korrekten Modellbezeichnung dieses Ferrari gesungen hätte. Es wäre sicherlich ein Kampf, „365 GTB/4“ melodisch klingen zu lassen (365 für den Hubraum jedes einzelnen Zylinders, B für Berlinetta und vier für die Anzahl an Nockenwellen).

Glücklicherweise wurde der Ferrari mit seinem Kosenamen bekannt, den er in Gedenken an das legendäre 1-2-3-Finish der Ferrari Serie P Prototypen beim 24-Stunden-Rennen in Daytona erhielt. Doch verdient dieser Ferrari auch seinen legendären Status?

Einer der letzten großen Frontmotor-Berlinetta

Jonathan Kaiser von Hexagon Classics in South Kensington hat keinerlei Zweifel daran, er sagt: „Der Daytona hat sich zu einem der begehrtesten Ferrari aller Zeiten entwickelt“. „Für die meisten Käufer ist er der Höhepunkt seiner Generation – der letzte der großen Frontmotor-Berlinetta. Wenn Sie alle Badges an diesem Wagen entfernen und einen Passanten fragen würden, was das für ein Auto ist? – Er würde ihn sofort als Ferrari identifizieren.“

Mit Blickt auf das hier gezeigte Modell von 1973, das derzeit bei Edward Lovett zum Verkauf steht, kann man ihm nur schwer widersprechen. Lovett selbst sagt: „Dies ist eines der kultigsten Automobile der 70er Jahre, mit überragender Leistung, obendrein von dem wohl begehrtesten Sportwagenhersteller. Der Daytona ist ein wahrer Gentleman des European Grand Touring.“

Symphonie unter der Haube

Wenn es um Leistung geht, ist der Daytona schwer zu überbieten. Das hohe Drehmoment seines 4,4 -Liter-Motors treibt den GT mühelos auf 240 km/h, und natürlich ist das Auto auch für gutes Handling und Straßenlage bekannt. Doch das ist kein Ferrari für Weicheier! Der besondere Charme dieses Ferrari liegt auch darin, dass der Fahrer Körpereinsatz zeigen muss. Servolenkung? Fehlanzeige! „Ja , der Daytona ist ein Macho“, stimmt Jonathan Kaiser zu, „doch ist er einmal in Bewegung, fühlt er sich längst nicht mehr so schwergängig an. Dann wird er lebendig – und unproblematisch. Jetzt einfach nur noch dem Motor lauschen – er klingt wie ein komplettes Sinfonieorchester.

Obwohl der Daytona nie von Ferrari ins Rennen geschickt wurde, gab es einige Privatiers, die das Auto als ideal für die Rennstrecke befanden. Jonathan von Hexagon Classics resümiert: „Als der 365 GTB/4 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, im Jahr 1968 auf dem Pariser Auto Salon, war er der teuerste und schnellste Straßen-Ferrari aller Zeiten. Und  alles, was rohe Kraft hatte, war damals prädestiniert für Le Mans. Dass der Daytona obendrein eine Trockensumpfschmierung besaß, steigerte abermals das Rennstreckenpotenzial des GTs.“

Investment-Potenzial

Derzeit werden im Classic Driver Markt mehrere Daytonas angeboten, einschließlich dem abgebildeten von Edward Lovett und einem 1972er-Modell von Hexagon Classics, den Jonathan als Exemplar im „Concours-Zustand“ beschreibt. Aber stellen diese Sportwagen auch eine gute Investition dar?

„Ich bin überzeugt davon, dass binnen der nächsten fünf Jahre die besten Daytonas für Preise über einer Million Pfund verkauft werden.“

„Stellen Sie sich einmal die Frage, wie viele Daytona es da draußen noch gibt, die sich im Top-Zustand befinden, mit „Matching-Numbers“ und dokumentierter Historie? Richtig, nur sehr wenige“, bestätigt Jonathan. „Ich bin überzeugt davon, dass binnen der nächsten fünf Jahre die besten Daytonas für Preise über einer Million Pfund verkauft werden. Gerade jetzt sind sie noch völlig unterbewertet. Ja, der Ferrari 365 GTB/4 ist der nächste Millionen-Pfund-Ferrari, da bin ich mir sicher.“

Fotos: Tim Scott, courtesy of Edward Lovett

Zahlreiche Ferrari 365 GTB/4 werden aktuell im Classic Driver Markt angeboten.