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Mercedes-Benz 190 E 2.3-16: Der Baby Boomer, der alle Rekorde brach

Nur wenige Wochen vor der Einführung der Hochleistungsvariante des kompakten 190 E stellte Mercedes im August 1983 auf der legendären italienischen Teststrecke in Nardò gleich drei Weltrekorde auf.

Was für ein Wolf im Schafspelz! Allenfalls Zutaten wie Heckspoiler oder die breitere Bereifung signalisierten damals der Umwelt, dass hier ganz unerwartet ein Kraftprotz im sonst eher braven Kleid der kompakten Limousine E 190 daher kam.

Vor gut drei Jahrzehnten hatte das Stuttgarter Unternehmen eine Trendwende beschlossen: man wollte sich dringend ein sportlicheres Image geben, um mit BMW und Audi auch auf diesem Feld konkurrieren zu können. Die Münchener galten schon damals mit der 3er-Reihe als Maßstab für Dynamik; Audi begann gerade erst - abgesehen vom Quattro - mit der Entwicklung leistungsstarker Limousinen. Zudem waren die von AMG hochgerüsteten Oberklassemodelle seinerzeit nur für eine exklusive Schar von Mercedes-Kunden attraktiv. Teil dieser Strategie war auch, dass die Marke wieder an der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft teilnahm, nachdem das Reglement für Serienfahrzeuge geändert worden war.

Auf der IAA 1983 war es dann soweit: Zu den Stars der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt gehörte die 2,3-Liter-Version des 190 E, deren Vierzylindermotor mit seinen 16 Ventilen das passende sportliche Finetuning vom britischen Rennsportspezialisten Cosworth bekommen hatte. Vielleicht war es Mercedes-Benz unangenehm, dass sie damals anders als heute die Kompetenz für Hochleistungstriebwerke außer Haus geben mussten. Jedenfalls wurde der Namen dieses Kooperationspartners diskret verschwiegen. Heute wirkt der Sound des 185-PS-Sportlers fast enttäuschend. Aber damals elektrisierte der Baby-Benz die ersten Yuppies; er wurde wie der Filofax zu ihrem Statussymbol.

Einen Monat vor der Frankfurter Messe, im August 1983, machte Mercedes die Probe aufs Exempel und schickte drei 190 E 2.3-16 zu einem Langstreckentest auf die legendäre italienische Versuchsbahn von Nardò. Bei Außentemperaturen von 40 Grad lieferte das Kraft-Trio gleich drei Weltrekorde auf drei Distanzen: für 25.000 Kilometer und für 25.000 Meilen; die dritte Disziplin über 50.000 Kilometer meisterte der mächtige 190 E in exakt 201 Stunden, 39 Minuten und 43 Sekunden. Außerdem wurden neun Weltrekorde in der Klasse von zwei und drei Litern Hubraum in der Kategorie A (Automobile) Gruppe I (Benziner) aufgestellt.

Ein beeindruckender Auftakt zu einer großen Karriere. Das Modell ist heute zu einem modernen Klassiker avanciert, das überzeugend Leistung, Stil und Verlässlichkeit ausdrückt. Auf der diesjährigen IAA (12. - 22.9) ist der Mercedes 190 E 2.3-16 zusammen mit anderen Modellen, die ebenfalls vor 30 Jahren für Aufsehen sorgten in Halle 3.1 zu bewundern.
 

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