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Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal

Exklusivität hat ihren Preis. Im Falle unseres Jensen S-Type S-V8 stimmt dies allerdings nur bedingt, denn der extrem rare Brite ist derzeit zu einem volkstümlichen Kurs zu haben.

 

Jensen, Sportwagenschmiede aus dem britischen West Bromwich, ist den meisten Liebhabern nur für ein Fahrzeug bekannt: dem Jensen Interceptor. Mit ihm schuf sich die Marke bereits in den späten 60er Jahren ein eignes Denkmal. Doch wie so häufig langt es nicht für den Fortbestand einer Marke, schlicht Ikonen zu gerieren – auch die Kasse sollte irgendwann stimmen. Und so kam es wie es kommen musste: Jensen verschwand nach mehreren Flops von der automobilen Bildfläche. Erst 1997 sorgten die beiden Ingenieure Keith Rauer und Robin Bowler mit dem Erwerb der Namensrechte für neues Leben im Hause Jensen. Mit einem Kapitalaufwand von deutlich über zehn Millionen Pfund entwickelten sie den Sportwagen Jensen S-Type S-V8 und präsentierten ihn 1998 der Öffentlichkeit.

 

Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal
Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal

Ausgestattet war der eigenwillig designte Zweisitzer mit einem 4,6-Liter-V8 aus dem Hause Ford. Dieses 325 PS starke Aggregat war es denn auch, das dem Jensen eine ansprechende Dynamik bescherte. Binnen nur fünf Sekunden schob sich der leichte Roadster auf 100 km/h und wäre die Aerodynamik etwas besser gelungen, hätte der Wagen durchaus das Zeug zum Highway Star gehabt. So blieb es aber bei den Talenten auf kurvigem Terrain. Der Jensen überzeugte dabei vor allem durch seine Agilität und sein extrovertiertes Auftreten, denn neben der Optik viel der Sportwagen vor allem durch seinen Sound auf. Ganz anders als bislang von britischen Sportwagen gewohnt, ertönte beim Beschleunigen dumpfes Bollern aus den Endrohren, was auch die letzen Zweifel an der Zugehörigkeit zur ersten Sportwagenliga beseitigte. Und auch wenn die Qualität des Chassis sicher nicht zum besten gehörte, was in diesem Segment seinerzeit angeboten wurde, überzeugte der Jensen S-Type S-V8 doch durch präzises Handling und ein hohes Maß an Agilität. Aus brenzligen Situationen katapultierte sich der Brite mit der Wucht seines V8-Drehmoments immer wieder hinaus, ohne den Fahrer vor unlösbare Aufgaben zu stellen. Dank der Abwesenheit jeglicher Elektronik, zählte in diesem Roadster noch echte Handarbeit, was nichts weniger bedeutete, als das mit Überschwang auskeilende Heck gelegentlich wieder mit der direkten Lenkung und gezielten Gasstößen einzufangen.

 

 

Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal
Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal

Exklusive Optik, kraftvoller Antrieb und dazu handcrafted – was heute Zutaten für einen High-Class-Seller wären, scheiterte 2002 kläglich. Die Fahrzeuge waren teilweise unvollständig zusammengebaut, Spaltmaße existierten in allen unterschiedlichen Größen und auch die Elektrik machte Probleme. Zudem ging der nur mit einer geringen Finanzdecke ausgerüsteten Firma das Geld aus, was schließlich zum endgültigen Kollaps der Neuauflage Jensens führte. Im Durcheinander der Firmenabwicklung vergaß man offensichtlich auch die Protokollierung der einzelnen Fahrzeuge, weshalb bis heute unterschiedliche Zahlen zum Bestand der Baureihe kursieren. Vermutlich sind zehn Exemplare auf den Markt gekommen, deren Fertigstellung am Ende von einer externen Firma mit dem Namen SV Automotive vorgenommen wurde. Diese dürften mit erheblichem Nachlass verkauft worden sein.

 

 

Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal
Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal Jensen S-Type S-V8: Ein tragisches Einzelschicksal

Dass nun nach langer Zeit ein solches Fahrzeug in einer dazu sehr attraktiven Farbkombination aufgetaucht ist, kann als Glücksfall bezeichnet werden. Der bei Classic Driver Händler Hilton & Moss ausgestellte Wagen befindet sich mit lediglich 728 Meilen auf dem Tacho geradezu im Neuzustand und sollte von seinem zukünftigen Besitzer erst einmal eingefahren werden. Angesichts des unerreichten Fahrspaßes, den der rechtsgelenkte Engländer mit amerikanischem Herzen bereitet – ein Job, den notfalls auch die Classic Driver Redaktion durchführen würde.

 

 

Weiterführende Links

Den gesamten Fahrzeugbestand des Händlers Hilton & Moss finden Sie im Classic Driver Marktplatz.

Weitere Jensen stehen im Classic Driver Marktplatz zum Verkauf.

 

 

Fotos: Hilton & Moss / Castle Sports Cars