Vereiste Straßen sind für viele Autofahrer ein Graus. Dass man auf Schnee und Eis jedoch nicht nur sicher fahren, sondern auch verdammt viel Spaß haben kann, lehrt Rallye-Legende Rauno Aaltonen in seiner rasanten finnischen Winterfahrschule.
Wer einen gültigen Führerschein besitzt, hat irgendwann einmal gelernt, Vorfahrt zu gewähren, beim Abbiegen in den Rückspiegel zu gucken und in drei Zügen einzuparken. Wie man ein Automobil aber tatsächlich unter Kontrolle behält, ist in Zeiten elektronischer Helfersysteme kaum einem Automobilisten bekannt. Entsprechend verfällt die Nation schon beim ersten Schneeregen in eine fahrtechnische Schockstarre und kriecht fortan im Schritttempo durch den Winter. Abhilfe verspricht nun eine einzigartige Winterfahrschule, die der legendäre Rallye-Pilot Rauno Aaltonen im finnischen Tahko ins Leben gerufen hat. Aaltonen, bekannt als akribischer „Rallye-Professor“ und Namensgeber einer kontrollierten 360-Grad-Drehung, möchte das in 35 Jahren Profikarriere erworbene Wissen und Können weitergeben – und hat ein pädagogisch äußerst wertvolles Trainingsprogramm entwickelt.
„Die Stabilitätselektronik von heute ist gut, aber bei weitem nicht perfekt“, sagt Aaltonen. „Deshalb möchten wir unseren Schülern zunächst einmal die physikalische Theorie der Fahrdynamik näher bringen. Die tatsächliche Bedeutung von Begriffen wie Unter- und Übersteuern sind den meisten Fahrern weitgehend unbekannt.“ Das Training selbst ist außerst variabel und kann je nach den Bedürfnissen der Gruppe zusammen gestellt werden. Zwischen sechs und 24 Teilnehmer reisen für Aaltonens „Arctic Driving Experience“ in den ostfinnischen Wintersportort Tahko. Dort stehen 16 unterschiedliche Automobile mit Front-, Heck-, und Allranantrieb bereit, mit denen die Fahrschüler die unterschiedlichen Antriebscharakteristiken im wahrsten Wortsinn „erfahren“ können.
Die Reifen aller Fahrzeuge sind für das Training auf dem Eis mit langen Rennspikes bestückt. Normale Winterreifen würden die Fahrer zu einem Slow-Motion-Ballett ohne Lerneffekt zwingen. Doch Aaltonen geht es darum, den Schülern eine grundsätzliche Fahrzeugkontrolle zu vermitteln, die auch bei einem Platzregen im Sommer und auf einer Asphaltstraße anwendbar ist – und dafür sind höhere Geschwindigkeiten unabdingbar. Unter dem Stichwort „Aktive Sicherheit“ lernen die Teilnehmer durch intensives Training, wie sich welches Automobil in welchen Situationen verhält – und welche Reaktion angemessen ist. Für Aaltonen ist es dabei wichtig, den Schülern keine Pauschalweisheiten einzuhämmern, sondern jeden Fahrer dabei zu unterstützen, seine ganz persönliche Fahrphilosophie zu entwickeln. „Jeder Mensch ist schließlich verschieden“, erklärt der Fliegende Finne. „Sowohl physikalisch, als auch rational.“
Rauno Aaltonen, der das High-Performance-Fahrprogramm zusammen mit seinem Sohn Tino durchführt, empfiehlt, das Fahrtraining mit einem Wintersporturlaub zu verbinden. In direkter Umgebung gibt es zahlreiche alpine Skistrecken, aber auch anspruchsvolle Routen für Snowmobil-Fahrten oder Seen zum Eisfischen. Vom Ein-Stunden-Crashkurs bis zum Vier-Tages-Training gibt es dabei eine Vielzahl flexibler Trainingseinheiten. Weitere Informationen finden Sie unter www.aaltonenmotorsport.com.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Aaltonen Motorsport
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