Zum Thema Nachhaltigkeit zeigt Volkswagen in Frankfurt eine weiterentwickelte Generation des „1-Liter-Autos“, Projektname L1, und bricht im Auftrag der Sparsamkeit rigoros mit konventionellen Fahrzeugaufbauten. Der stromlinienförmige L1 mit hintereinander angeordneten Sitzen wird von einem Hybrid aus TDI- und E-Motor angetrieben und verbraucht im Schnitt knapp über einen Liter Kraftstoff auf 100 km.
Auf den ersten Blick erinnert der L1 spontan an ein Hochgeschwindigkeitsfahrzeug für die Salzwüste Utahs – bereit für einen neuen Vmax-Weltrekord. Doch, obwohl die Erprobungsfahrten tatsächlich dort stattfanden, soll der Zweisitzer ganz andere Rekorde verbuchen: „Mit einem Durchschnittsverbrauch von 1,38 Litern Diesel pro 100 Kilometer avanciert der L1 zum sparsamsten Automobil der Welt“, verkündet Volkswagen auf der IAA 2009 in Frankfurt. Wenn man einmal von Elektrofahrzeugen wie dem Tesla Roadster absieht, die Null Liter Treibstoff verbrauchen, setzt die Studie L1 die Hybrid-Konkurrenz tatsächlich gehörig unter Druck.
Das Full-Hybrid-Fahrzeug basiert auf dem Prototypen, in dem VW-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Ferdinand Piëch persönlich vor sieben Jahren eine Demonstrationsfahrt von Wolfsburg nach Hamburg absolvierte. Mit Erfolg! Denn der Prototyp galt fortan als weltweit erstes Automobil, das nur einen Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbraucht. Damals war jedoch auch klar, dass eine Serienversion in ferner Zukunft liegt. Umso überraschender die Tatsache, dass Volkwagen die Studie L1 auf der jetzigen IAA bereits als „seriennah“ präsentiert.
Minimaler Kraftstoffverbrauch, gleichzeitig aber hohe Alltagstauglichkeit und maximale Sicherheit – diese Formel galt es beim L1 zu lösen. Beim Fahrzeugaufbau orientierten sich die Entwickler daher nicht an konventionellen Fahrzeugkonzepten, sondern an der kompromisslos aerodynamischen Form von Segelflugzeugen. Entsprechend misst der Zweisitzer bei einer Länge von 3.813 mm und einer Höhe von 1.143 mm gerade einmal 1.200 mm in der Breite. Wie im Segelflieger sitzen die Passagiere im L1 folglich hintereinander. Der Einstieg geschieht über eine seitlich öffnende Dachhaube.
Neben einem vorbildlichen Cw-Wert von 0,195 bringt der L1 nur 380 Kilogramm auf die Waage. Das geringe Gewicht wurde unter anderem durch den Einsatz einer kompletten CFK-Karosserie und einem Aluminium-Fahrwerk erzielt. Während die Herstellung einer Serienkarosse bei der Präsentation der ersten Studie vor sieben Jahren noch als undenkbar galt, rückt sie nach heutigem Stand der Technik schon in den Bereich des Möglichen.
Angetrieben wird die Studie L1 von einem 0,8 Liter kleinen Turbodiesel und einem Elektro-Motor; die Kraftübertragung erfolgt über ein 7-Gang-DSG-Getriebe. Im Modus „Eco“ leistet der TDI-Motor 27 PS bei 4.000 Touren und verzeichnet einen CO²-Ausstoß von 36 g/km. Die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h wird im „Sport“-Modus erzielt, dann leistet das Triebwerk 29 PS bei 4.000/min. Das maximale Drehmoment von 100 Nm liegt bei 1.900/min an. Zur weiteren Kraftstoffeinsparung verfügt der L1 über eine Start-Stopp-Automatik.
Ob die Studie L1 tatsächlich ein reeller Ausblick auf eine alternative Zukunft bei Volkswagen ist oder am Ende nur der Hybrid-Antrieb in einen eingebürgerten Fahrzeugkorpus Platz findet, bleibt abzuwarten. Volkswagen kündigt bereits viel versprechend an, dass „2013 ein gutes Jahr für den Beginn der Zukunft wäre“.
Text: Jan Richter
Fotos: Volkswagen
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