Old England
Text: Mathias Paulokat
Fotos: PMImages ©
Courtesy of RM Auctions
Echte englische Roadster pfeifen auf laue Sommerabende. Sie sind alljährlich offen – für verwegene Fahrer und Abenteuer im Stile britischer „Roadmovies“. Classic Driver portraitiert die beliebten Triumph Roadster TR3, TR4 und TR5. Der Herbst wird stürmisch: Good drive!
Welch ein Triumph! Oder anders gesagt: was wäre die legendäre britische Fahrzeugmarke Triumph Motor Company ohne ihre kernigen Roadster? Über Jahrzehnte galten die Zweisitzer als Inbegriff des erschwinglichen und doch rauen britischen Sportwagens. Die weltweit bekannte Baureihenbezeichnung „TR“ entstand dabei aus einer Abkürzung: „TR-X“, so die zunächst offizielle Fassung, stand für „Triumph Experimental“. Die nachfolgenden Ziffern verraten die unterschiedlichen Fahrzeug-Generationen der urbritischen Roadster.
Alles begann mit dem äußerst barocken Triumph 1800 Roadster, welchen die Triumph Motor Company von 1946 bis 1948 produzierte. Das Fahrzeug sollte gegen die Jaguar XK-Modelle antreten. Es entstanden nur wenige tausend Exemplare. Nach zwei Jahren folgte für zwei Jahre der 2000 Roadster - heute wie der 1800er ein sehr begehrter Klassiker. Das war anfangs jedoch nicht so. Die große Erfolgsgeschichte begann tatsächlich erst mit den TR-Modellen - allerdings auch mit Anlaufschwierigkeiten.
Triumph TR3
1952 debütierte bei der London Motor Show im Earls Court der TR1. Nach diesem Prototyp entstand schon bald das Vorserienmodell des TR2. Das Auto konnte indes auch nicht wirklich überzeugen. Zu unsicher, zu lahm - so die harschen Kritiken jener Tage. Doch das hierauf folgende Serienmodell gefiel. Dank der Entwicklungsarbeit des Renn- und Testpiloten Ken Richardson, die sich in wichtigen technischen Verbesserungen äußerte, mauserte sich der spartanische Wagen mit der abfallenden Schulterlinie zu einem ersten Verkaufserfolg. Kenner unterscheiden hier seltene sogenannte Long-Door-Modelle von solchen mit unten eingekürzten Türen.
Knapp 9.000 Fahrzeuge verkaufte Triumph bis zur Wachablösung durch den TR3. Dieser stand im Oktober 1955 bereit. Prompt faltete sich die Modellpalette auf. Der TR3 wurde als Modell mit schmalem Kühlergrill (sogenannter „small mouth“) bis 1957 über 13.000 mal gefertigt. Schon bald spendierte Triumph dem TR3 Roadster ein Facelift, welches sich durch einen breiteren Kühlergrill auszeichnete. Ab 1956 bremsten dann die TR-Roadster auch ausreichend genug, um im heutigen Alltagsverkehr damit überleben zu können. Am marktgängigsten ist die Variante mit dem breiten Kühlergrill, die ab 1957 entstand und heute als TR3A bezeichnet wird. Ab 1959 erhielt der Wagen weitere Überarbeitungen (Cockpit, Wagenboden) und Verbesserungen (außenliegende Türgriffe) – so stand auch ein Vierzylinder mit 2,1 Liter Hubraum zur Verfügung, der 100 PS leistete. Steckfenster, die sogenannten „Sidescreens“, und ein ziemlich hakeliges Verdeck machten den TR3 zur offenen Fahrmaschine. Wetterh ärte und Winterfestigkeit sollten den Insassen somit geläufige Tugenden sein. Erwähnenswert ist noch das als Triumph TR3B bezeichnete Modell, welches insgesamt noch etwas sportlicher abgestimmt war. Eine absolute Besonderheit sind die wenigen hundert Fahrgestelle des TR3A und TR3B, die ohne Karosserie nach Italien geliefert wurden und als wunderbare Triumph Italia für Aufsehen sorgten.
Triumph TR4
Der Triumph TR4 folgte im Jahre 1961. Er wurde bis 1965 produziert und danach noch als Modellentwicklung Triumph TR4A bis 1967. Auffallend ist der große Sprung in der Formgebung, welche den TR4 deutlich von seinem Vorgänger abgrenzt. Die Karosserieform stammt aus der Feder des von Giovanni Michelotti aus Turin. Technisch steckten im wesentlichen noch die alten Komponenten unter dem Blech. Vorne arbeitete der Vierzylinder mit 2,2 Liter Hubraum, der 100 PS leistete und dank einem vollsynchronisierten Getriebe ansehnliche Fahrleistungen ermöglichte. Knapp 180 km/h erreichten Serienfahrzeuge in zeitgenössischen Tests. Einige Fahrzeuge hatten statt der klassischen Starrachse zudem eine Einzelradaufhängung hinten. Hierher rührt die Abkürzung „IRS“ - sie steht für „Independent Rear Suspension“.
Die Passagiere erfreuten sich erstmals an Kurbelfenstern und spürbar mehr Platz im Innenraum. Die Bedienelemente wurden auch in ihrer Anordnung überarbeitet, so dass erstmals eine Lüftung mit entsprechenden Kanälen im Fahrzeug Einzug hielt. Diese war wünschenswert, da der TR4 gerne in einer besonderen Variante bewegt wurde. Nämlich, wie hier gezeigt, mit einem Hardtop. Auch das mit Vinyl ausgestattete und als „Surrey Top“ bekannte Steckdach mit Panorama-Heckscheibe sieht passabel aus und macht aus dem Roadster ein veritables Coupé. Der TR4A stellt ein optisch wie technisch leicht überarbeitetes Modell dar. Annähernd 70.000 Exemplare entstanden von TR4 und TR4A insgesamt, beachtlich. Die Fahrzeuge behaupteten sich auch recht erfolgreich in verschiedenen Disziplinen des Motorsports, was zu ihrem Ruhm beitrug.
Triumph TR5
Rein optisch könnte der 1967 eingeführte Triumph TR5 als ein Ableger des TR4 durchgehen. Kein Wunder, denn die Michelotti Karosserie, die mit den leicht höher angesetzten Hauptscheinwerfern und einem daraus resultierenden Schwung in der Motorhaube für hohe Wiedererkennung sorgte, erfreute sich unverändert großer Beliebtheit. Retuschen wie breitere Chromleisten, Modifikationen am Kühlergrill neue Embleme und eine Doppelauspuffanlage differenzierten das Fahrzeug vom Vorgänger.
Die zweiflutige Abgasanlage wies auf die wichtigste Änderung hin: erstmals kam unter der Motorhaube eine Sechszylinder-Motor zum Einsatz. Das Aggregat wies einen Hubraum von 2,5 Liter auf und leistete auch dank menchanischer Saugrohr-Benzineinspritzung eben über 140 PS, wodurch die Fahrleistungen jedoch erlebbar anstiegen. Die Höchstgeschwindigkeit wurde bei 190 km/h gemessen. Allerdings erwies sich das Konzept der Gasaufbereitung als nicht tauglich für den amerikanischen Markt, den plötzlich erhöhte Umweltsensibilität umtrieb. Daher wurden zahlreiche Modelle auch mit zwei Zenith-Stromberg-Vergasern ausgestattet. Diese Roadster erhielten fortan die Bezeichnung TR250 und verkauften sind rund 8.500 mal. Die Ablösung erfolgte im Jahr 1968 in Gestalt des TR6, der für viele Brit Car Enthusiasten dieser Tage ein häufig genutzten Einstieg in die raue Roadster-Herrlichkeit darstellt.
Triumphales Trio: Kaufempfehlung
Allen Triumph Roadster ist gemein, dass sie das unverfälschte Fahrerlebnis liefern - ab dem ersten Meter. Triumph Roadster sind marktgängig und gut verfügbar. Dies gilt auch für die Ersatzteilversorgung, die sich generell als problemlos darstellt. Da Triumph Roadster als preisgünstiger Einstieg in die Welt des Offen-Fahrens gedacht waren, sind die Historien einzelner Fahrzeuge meist bunt und schillernd. Daher gilt: immer besonders auf Originalität und Authentizität des angebotenen Fahrzeugs achten. Gewisse Modifikationen machen im Hinblick auf Alltagstauglichkeit durchaus Sinn; jedoch sollten die Arbeiten handwerklich einwandfrei ausgeführt sein. Wichtig vor dem Kauf eines TR Roadster ist einer gründlicher Check im Hinblick auf Korrosion. Insbesondere sollte man hier auf Aufhängungspunkte der Karosserie achten und die Verbindungsstellen der Kotflügel und Schweller. Der Batteriekasten ist wie bei nahezu allen Briten ein beinahe klassisches Rostnest. Getrost sollte m an die Karosserie auch einmal abklopfen. Nicht, dass sich unter dem Lack ein Ersatzteil aus Kunststoff verbirgt. Interessant ist, dass die Chassis-Situation bei frühen TR-Modellen meist besser ist, als bei späteren Fahrzeugen. Hier frisst sich der Gilb meist stärker ins Blech - also genau prüfen.
In punkto Mechanik sollte man vor allen Dingen auf zwei Aspekte achten: die Zylinderköpfe der Vierzylinder sind relativ dünnwandig - auf Rauchzeichen achten. Ein neuer Kopf schafft hier meist die beste Abhilfe. Ebenfalls anfällig sind bei frühen Modellen die Schaltmuffeln, die unter Last zum Herausspringen eines Ganges führen können. Im Classic Driver Fahrzeugmarkt findet sich eine vielseitige Fahrzeugauswahl der Marke Triumph.
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