Zur diesjährigen Rétromobile präsentieren sich 300 internationale Aussteller mit rund 400 Automobilen in den Pariser Messehallen. Bis zum Sonntag wird mit einer Besucherzahl von 80.000 Automobilbegeisterten gerechnet. Schon der Eröffnungstag begann verheißungsvoll, die Massen strömten in die Paris Expo Porte de Versaillles, die seit den 1980er Jahren als Austragungsort der Klassiker-Messe dient.
Von Jahr zu Jahr erfreut sich die Rétromobile wachsender Beliebtheit und zieht mehr und mehr internationales Publikum und Aussteller an. Ein Grund ist mit Sicherheit die gelungene Mischung aus Fahrzeugherstellern, Händlern klassischer Automobile und Auktionshäusern, die auch in diesem Jahr eine eindrucksvolle Modellauswahl präsentieren. Während des fünftägigen Events werden zahlreiche Besonderheiten geboten. So präsentieren Hersteller wie Bentley, BMW und Mercedes-Benz neben hochpolierten Klassikern auch Neuheiten und Konzeptstudien. Ein weiteres Highlight der Messe sind die Auktionen von Articurial am 04. Februar (das gesamte Auktionsangebot findet sich im Classic Driver Automarkt) und Bonhams am 05. Februar. Die Ergebnisse beider Versteigerungen finden Sie in kürze im Magazin.
Zum ersten Mal zeigt der britische Classic Driver-Händler Duncan Hamilton & Co auf der Rétromobile einen Teil der ROFGO Gulf Collection. Insgesamt 12 Rennwagen im orange-blauen Gulf-Oil-Livrée aus verschiedenen Epochen sind ausgestellt – darunter der erste Le-Mans-Gulf-Rennwagen, ein Mirage aus dem Jahr 1967, sowie drei McLaren und drei Porsche inklusive des 1971 in Le Mans zweitplatzierten Porsche 917. Eine wirklich sehenswerte Sammlung einzigartiger Rennwagen, die man in dieser Vollständigkeit wohl nicht so schnell wieder zu Gesicht bekommen wird. Wer sich für historischen Motorsport begeistert, sollte auch die Ausstellung zum 100. Geburtstag von Juan Manuel Fangio nicht verpassen. Vier frühere Rennwagen des legendären argentinischen Fahrers sind in Paris zu sehen: ein Alfetta 159 von 1951, ein Maserati 250 F von 1954, ein Mercedes-Benz W196 und ein Lancia-Ferrari D50, beide von 1955.
Weniger rasant, aber ähnlich vollständig präsentiert sich wenige Schritte entfernt die Sonderschau zum 50. Geburtstag des Renault 4, dem die französische Marke ihre größten Erfolge verdankt. Im Sommer 1961 defilierten zur Markteinführung 200 weiße R4 vor dem Eiffelturm, zum runden Geburtstag sind nun auf der Rétromobile fünfzehn der exotischsten Variationen der französischen Alltags-Ikone zu bestaunen. Fast jugendlich-frisch wirkt der R4 im Vergleich mit dem von Nicholas Cugnot entworfenen Dampfwagen „Fardier“ von 1769, der von den Veranstaltern als erstes selbstbewegtes Automobil der Welt beworben wird. In einem eindrucksvollen Spektakel wurde das über zwei Zylinder mit einem Freilaufgetriebe angetriebene Gefährt auf dem Freigelände befeuert – und fuhr tatsächlich einige Meter im Geradeauslauf.
Doch die Zeiten ändern sich – und Automobile, die dem Gefühl nach gerade erst auf die Straße kamen, werden bereits als Klassiker von morgen gehandelt. Ein neuer Bereich der Messe ist deshalb den Youngtimern aus den 1970er und 1980er Jahren gewidmet, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Natürlich lassen es sich auch einige Classic Driver Händler nicht nehmen, auf dieser renommierten Veranstaltung anwesend zu sein und einige ihrer Pretiosen zur Schau zu stellen. Merreyt Classics aus Belgien ist mit einem Bugatti Typ 57 und Lancia Aprilia Francis Lombardi "Woody" aus dem Jahr 1948 angereist, Fiskens und Hall & Hall aus England waren ebenfalls vor Ort.
Die Rétromobile dauert noch bis zum Sonntag, dem 6. Februar 2010. Weitere Informationen finden sich unter www.retromobile.fr.
Text: André Scheuermann / Jan Baedeker
Fotos: Cathy Dubuisson