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Magazin

Porsche Cayman S

Siena, Ende September. Mit der Frage im Gepäck, warum der Cayman S ein völlig neues Porsche-Segment eröffnen soll – und eben nicht die Boxster-Baureihe um eine Coupéversion bereichert – führt mein Weg nach Siena. Dort schließe ich erstmalig Bekanntschaft mit dem charismatischen „Leichtathleten“, der ab dem 26. November 2005 in Europa auf den Markt kommt. Bei einer ambitionierten Ausfahrt zwischen Weinbergen und Olivenbäumen lerne ich die Talente des Zuffenhausener Newcomers kennen und finde Antworten...

Scheinbar konkurrenzlos erschließt Porsche mit dem Cayman S noch in diesem Jahr ein neues Segment, das sich zwischen dem Boxster S und dem 911 Carrera positioniert – und das mit relativ einfachen Mitteln. Basierend auf dem Porsche Boxster folgt der Neue dem Erfolgstrend des modernen Sportcoupés, den Modelle wie Audi TT, BMW Z3 Coupé oder Nissan 350Z unlängst vorgelegt haben. Anders als bei diesen Exemplaren soll das Porsche-Coupé im Vergleich zum Cabriolet, in dem Fall der Boxster, allerdings einen deutlichen Mehrwert bieten, den sich Porsche mit zusätzlichen 6.000 Euro zum Grundpreis des Boxster S und insgesamt 58.529 Euro vergüten lässt. Dürfen die das und wenn ja, warum?

Porsche Cayman S Porsche Cayman S

Ehrlich gesagt, erzeugt bei mir allein der Begriff „kleiner Elfer“ schon gewisse Reize – und dabei verlangt der „Große“ immerhin rund 18.000 Euro Aufpreis. Abgesehen davon hat es Porsche geschafft, mit einer harmonischen Coupélinie und einigen prägnanten Merkmalen, wie den stark ausgeprägten hinteren Kotflügeln und den darin integrierten markanten Lufteinlässen mit vertikalen Lamellen sowie der neu gestalteten Front mit integrierten Nebelscheinwerfern, dem Cayman S eine eigene Identität zu verleihen. Gleichzeitig steigt der Freizeitwert des Coupés durch ein Kofferraumvolumen von insgesamt 410 Litern auf ein neues Rekordniveau. Allein 260 Liter Stauraum verbirgt sich hinter der 116 x 90 Zentimeter großen Heckklappe.

Porsche Cayman S Porsche Cayman S

Unter der charismatischen Hülle verbirgt sich ein modifizierter 3,4 Liter Sechszylinder-Mittelmotor mit 295 PS und einem maximalen Drehmoment von 340 Nm zwischen 4.400 und 6.000/min., ein neu abgestimmtes Fahrwerk und gegen 7.830 Euro Aufpreis das PCCB-Paket, eine Keramikbremse mit 350 Millimeter großen Bremsscheiben, 6-Kolben-Bremssättel an der Vorderachse sowie 4-Kolben-Bremssättel auf der Hinterachse. In Verbindung mit der verwindungs- und torsionssteiferen Karosserie (dank Blechdach) verspricht der Cayman S beste Fahreigenschaften.


Porsche Cayman S Porsche Cayman S

Auf der kurvigen Teststrecke inmitten des Chianti-Weinbaugebietes sollte ein Porsche normalerweise das Nonplusultra der Fortbewegung darstellen – schlicht gesagt also, Fahrspaß ohne Ende bieten. Diesem Ruf bleibt auch der Cayman S treu. In 5,4 Sekunden lässt sich der Zweisitzer mit dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe (Tiptronic: 6,1 Sekunden) souverän auf Tempo 100 beschleunigen; für verbesserte Sprintqualitäten wurden der 1. und 2. Gang kürzer ausgelegt als beim Boxster. Dabei ertönen im oberen Drehzahlbereich aus den zwei mittig angelegten, viereckigen Endrohren „caymanisierende“ Töne.

Enge Kurven bügelt das Cayman S-Fahrwerk mit oder ohne eingeschaltetem Sportmodus (10 mm niedriger) geradezu glatt. Wer’s sich traut, schaltet das PSM aus und schiebt den Boliden über die 265er Reifen auf der Hinterachse (vorn: 235/40 auf 18 Zoll) im leichten Drift durch die Kurven – das macht Spaß und lässt sich gut kontrollieren. Dabei profitiert der Fahrer auch von der präzisen Lenkung des Cayman S, die schon auf geringe Einflüsse reagiert. Die eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h lassen die idyllischen Straßenabschnitte der Chianti-Region definitiv nicht zu. Gut so, denn hinter jedem Olivenbaum könnte ein Carabinieri lauern, der auch den flinken Cayman mit einem Schlag erlegt.

Fazit: Dem Cayman S gebühren Bestnoten im Bereich Design, Fahrverhalten und Raumangebot. Mit diesen Talenten will er eine jüngere Käuferschaft überzeugen (jünger als der klassische Kunde des 911er) und die große Lücke zwischen Boxster und Carrera schließen. Wenn man bedenkt, dass der Durchschnittskunde des Boxster 42 Jahre und der des Elfer 46 Jahre alt ist, bleibt da eigentlich nicht viel übrig, aber das ist reine Theorie. Meine Sympathie hat das neue Porsche-Coupé jedenfalls gewonnen und über das Preisthema entscheidet am Ende der Bauch.

Text: Jan Richter
Fotos: Markus Leser / Jan Richter


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