Die 60. Jubiläumsausgabe des Pebble Beach Concours d’Elegance präsentierte sich standesgemäß auf dem „Heiligen Rasen“. Nur zwei Monate zuvor hatten hier die US Open stattgefunden, eines der wichtigsten Golfturniere der Saison… schreibt John Mayston-Taylor, Jury-Mitglied beim Concours.

Gefeiert wurden sechzig Jahre „Automotive Excellence“. Nebenbei gab es zudem zahlreiche Hersteller, die in diesem Jahr eigene Jubiläen zelebrierten und sich gekonnt in Szene setzten: Wie etwa Alfa Romeo, Jaguar oder Pierce-Arrow. Ferrari feierte derweilen den 50. Geburtstag des grandiosen 250 GT SWB. Auch den hundertsten Jahrestag des Indianapolis 500-Rennens sowie Highlights des italienischen Karosseriebauers Giacinto Ghia gab es zu feiern.

Mit mehr als 200 klassischen Automobilen und Motorrädern – also ein Meilenstein entfernt vom ersten „informellen“ Pebble Beach-Treffen im Jahre 1950, bestehend aus 28 Fahrzeugen – hatte die Jury die Qual der Wahl, in 29 Klassen die Schönsten der Schönen zu wählen. Dabei fand sich wohl für jedermann ein Automobil, für das er sich begeistern konnte.

Die Teilnehmer in Pebble Beach scheinen sich in zwei Kategorien unterteilen zu lassen – diejenigen, die vor dem Morgengrauen aufstehen (Ihr Autor), um die Automobile ankommen zu sehen und dabei zuzuschauen, wie sie für den „Tag auf dem Rasen“ vorbereitet werden – ehe sie dann schnell wieder den Rasen verlassen, bevor die Besuchermassen kommen. Und auf der anderen Seite die Besucher, die am Vormittag zusammen mit den Automobil-Enthusiasten kommen, um die einzigartige Atmosphäre einer der bedeutendsten Autoshows der Erde in sich aufzusaugen.

Die wohl angenehmste Erfahrung beim Concours in Pebble Beach ist es, sich einer automobilen Zeitreise auf dem Rasen am Pazifik hinzugeben. Durch die Vielzahl der fließenden Linien und eleganten Details, die bis zur automobilen Perfektion gesteigert sind, wird der Spaziergang unter warmer kalifornischer Sonne am tiefblauen Pazifik zu einem ganz besonderen Erlebnis der Extraklasse. Als Erstbesucher wird man vor allem auch die Organisation und Professionalität der Pebble Beach-Veranstaltung in allen Aspekten schätzen lernen.

Jaguar lag mir stets am Herzen, und es war beeindruckend, die große Zahl an XK SS-Modellen – sowohl aus originaler Produktion als auch nachgefertigt von der Firma Lynx – zum ersten Mal in 44 Jahren versammelt zu sehen. Diese winzigen Straßenrenner sind jetzt meist dunkelgrün lackiert. Ich kann nur hoffen, dass ihre Eigentümer eines Tages den Mut aufbringen, ihre Jaguar in den ursprünglichen Farben zu lackieren. Für mich war die Vielfalt der ursprünglichen Farben, in denen die Modelle produziert wurden, schon immer einer der interessantesten Aspekte.

Alle Fahrzeug-Klassen in Pebble Beach boten eine äußerst interessante Auswahl an Automobilen, die der Jury alles Können abverlangten, um ihre persönliche Bewunderung im Zaun zu halten und mit erforderter Selbstdisziplin und Objektivität die Urteile für die Preisverleihung zu fällen. Es war eine Freude, dieses bunte Treiben zu bezeugen.

Zwischen den Klassikern fanden auch Autopremieren auf dem Rasen in Pebble Beach statt, die den Weg in die Zukunft der Automobilbranche wiesen. Dabei befand sich eingebettet zwischen verschiedenen Concept Cars auch der VSR Concept Rod, konzipiert und finanziert vom ehemaligen Vice President für Design bei GM und Concours-Jury-Kollege Wayne Cherry. Der Wagen kombiniert herausragende Leistung mit Design-Ästhetik und stellt einen Beweis eindrucksvoller Automobilkunst dar. Definitiv kein Auto für schwache Nerven.

McLaren entschied sich, bei der diesjährigen Jubiläums-Veranstaltung seinen neuen Supersportwagen MP4-12C zu präsentieren, um an Hand des Interesses beurteilen zu können, inwiefern der Wagen ein Erfolg auf dem wichtigen US-Markt werden wird.

Nach reiflicher Überlegung der Jury ging der Best of Show Award an den beeindruckenden 1933er Delage D8S De Villars Roadster der Collection Patterson aus Louisville, Kentucky. Geschlagen geben musste sich der offene Bentley Speed Six Park Ward aus dem Jahre 1929 und das Duesenberg J Grager Cabriolet von 1930.

Sechzig Jahre klingt wie eine langer Zeitraum für die Pebble Beach-Veranstaltung, betrachtet man jedoch die heutige Sammler-Lobby klassischer Automobile, ist diese stark und gesund wie eh und je. Es fühlt sich an, als ob das 60. Jubiläum des Concours d’Elegance in Pebble Beach erst der Beginn der nächsten sechzig Jahre ist.

Im nächsten Jahr findet der 61. Pebble Beach Concours d'Elegance am 21. August 2011 statt. Er hält als Top-Thema Mercedes-Benz und die Erfindung des Automobils vor 125 Jahren parat sowie italienische Motorräder und das Ferrari 250 GTO-Jubiläum.

Text: John Mayston-Taylor (frei übersetzt aus dem Englischen)
Fotos: Pebble Beach Concours d'Elegance / Classic Driver