War es Zufall oder Absicht? Es soll jedenfalls nicht mehr vorkommen, so die Verantwortlichen unisono, dass sich die Pressetage der Automessen in New York und Shanghai überschneiden – und damit die Aussteller und Journalisten für schwer lösbare Probleme stellen.
Viele Hersteller haben sich darauf verlegt, ihre Premieren sowohl in China als auch in Nordamerika zu feiern – so etwa den VW Beetle oder Mercedes jenes Konzeptfahrzeug, das einen kaum verhüllten Hinweis auf die nächste Generation der A-Klasse gibt. Dieses Modell soll nun auch in den USA eingeführt werden; bislang hieß es aus Stuttgart, dass man lediglich die fünftürige B-Klasse sowie zwei Derivate, einen schlank gezeichneten Viertürer und ein Crossover-Modell in den USA in den Handel bringen wolle.
Die europäischen Premium-Hersteller hielten sich ansonsten mit bedeutenden Premieren zurück. Nur bei Jaguar drängten sich zur Pressekonferenz die Journalisten, um einer doppelten Enthüllung beizuwohnen: Sowohl der XK als auch der XF haben ein Facelift erhalten, das endlich die optische Verbindung zum Ford-Konzern kappt. Der XJ wurde derweil im Rahmen der Show mit dem renommierten Car of the Year Award ausgezeichnet. Zudem feierten die Briten in New York erneut das 50. E-Type-Jubiläum – 1961 war der Roadster hier am Hudson erstmals vorgestellt worden.
Als direkte Stand-Nachbarn zeigten sich in New York die britischen Luxus-Häuser Bentley und Rolls-Royce. Für das amerikanische Klientel sind die Unterschiede wohl zu vernachlässigen. Bentley zeigte den neuen Continental GT, während man bei Rolls-Royce das Phantom-Sondermodell zum 100. Geburtstag der Kühlerfigur Spirit of Ecstasy präsentierte. Sportlicher war Porsche aufgestellt, wo man mit Panamera Turbo S und Panamera Hybrid die Bandbreite der technischen Möglichkeiten demonstrierte. Während bei Mercedes-Benz das A-Klasse Concept im Zentrum stand, wurde bei BMW die neue Sechser-Reihe mit Coupé und Cabriolet ins Scheinwerferlicht gerückt.
Nach einem kurzzeitigen Run auf sparsame Fahrzeuge hatten die amerikanischen Käufer zunächst wieder auf großvolumige und durstigere Fahrzeuge gesetzt. Doch inzwischen sind die Spritpreise wieder auf ein Niveau gestiegen, das vielen Fahrern bei den in den USA üblichen Distanzen wehtun muss. Und so könnte sich der Umschwung auf genügsamere Autos und Antriebskonzepte als nachhaltig erweisen. Darauf stellten sich jedenfalls auch die US-Hersteller inzwischen ein. Modelle wie der Aveo-Nachfolger Chevrolet Sonic oder der Cruze, den es in den USA sogar mit einem kleinvolumigen Turbomotor gibt, aber auch das Ford-Modellprogramm setzten auf Downsizing und Leichtbau. Lediglich Chrysler spielt ungeniert die PS-Karte aus – und bedient mit den SRT8-Varianten von Chrysler 300, Dodge Charger und Jeep Grand Cherokee Träume von alter Herrlichkeit, die sich angesichts der günstigen Einstandspreise sogar verhältnismäßig günstig umsetzen lassen – außer an der Zapfsäule.
Text: Jens Meiners / Classic Driver
Fotos: Hersteller