Der Maserati Birdcage ist einer der skurrilsten Rennwagen der Sechszigerjahre. Obwohl das Auto nicht auf die Motorsporthistorie eines Ferrari 250 TR oder eines Jaguar D-Type zurückblickt, ist der Birdcage heute äußerst begehrt. Von der stärksten Variante, dem Tipo 61 mit 250 PS, wurden weltweit nur 17 Exemplare gebaut. RM Auctions wird Chassisnummer 2470 bei seiner Auktion „Sporting Classics of Monaco“ veräußern. Die Erwartungen liegen bei rund 2,5 Millionen Euro.
Die Bezeichnung Birdcage – zu Deutsch: Vogelkäfig – verdankt der Maserati seiner komplexen Konstruktion aus mehr als 200 hauchdünnen Stahlrohren, die den Korpus des Rennwagens darstellten. Sie war besonders leicht und gleichzeitig äußerst stabil. Damit betrug das Gesamtgewicht des Fahrzeugs nur etwa 600 Kilogramm.
Angetrieben wurde der Tipo 61 von einem 2,9 Liter Vierzylinder, der 250 PS leistete und den Wagen auf bis zu 300 km/h katapultierte. Wer den Motor nicht aufs Äußerste quälte, konnte mit dem Birdcage viele schnelle Runden fahren, sehr schnelle. Das erkannte bereits früh ein gewisser Lucky Casner, der das Potenzial des Rennwagens im internationalen Rennsport, auf Augenhöhe mit Ferrari, Jaguar und Merceds-Benz, sah. Ursprünglich sollte der Birdcage Tipo 60 an solvente Privatiers verkauft werden. Doch spätestens, als Stirling Moos 1959 den Prototypen des Tipo 61 bei seinem Debütrennen mit Leichtigkeit zum Sieg pilotierte, war klar, dass der Maserati für Größeres bestimmt war.
Die Rennkarriere des Maserati Birdcage Tipo 61, unter der Leitung von Lucky Casner, reichte bis zum Einsatz beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Casner ließ für das Langstreckenrennen, bei dem hohe Geschwindigkeiten erreicht werden, extra eine aerodynamisch optimierte Version bauen, mit flacherer Frontscheibe und verlängertem Heck. Leider schaffte es der so genannte „Streamliner Birdcage“ nicht zum erhofften Erfolg. Wie bereits bei den Rennen zuvor plagten den Wagen technische Probleme. Dennoch gab es zwischen 1960 und 1961 auch Erfolge über den Maserati Birdcage zu vermelden – die bedeutendsten waren jene beim 1000km-Rennen am Nürburgring. Vor allem aber feierte der Birdcage in den USA zahlreiche Siege.
Auch wenn der Maserati Birdcage nicht zu den erfolgreichsten Sportwagen der europäischen Motorsportgeschichte zählt, ist er heute dennoch ein begehrter Klassiker. Zu Recht, schaut man sich nur einmal das außergewöhnliche Design des Rennwagens an. Seine schwungvollen Linien vermitteln heute noch eine derartige Faszination, dass sie bereits von Pininfarina in einer modernen Sportwagenstudie neu interpretiert wurden.
Am 1. Mai 2010 versteigert RM in Monaco einen von weltweit nur 17 gebauten Maserati Birdcage Tipo 61. Chassisnummer 2470 wurde ursprünglich in die USA ausgeliefert und fuhr dort in den Sechszigerjahren sehr erfolgreich verschiedene Rennen. In den Siebzigern wurde das Auto zurück nach Europa verkauft. Der aktuelle Besitzer erwarb das Auto im Jahr 2004 und startete bei einigen historischen Rennen. Das Auto gilt heute als eines der besterhaltenen Exemplare und wird inklusive eines Ersatzmotors für Rennzwecke versteigert. Der Schätzpreis liegt zwischen 2,4 und 2,6 Millionen Euro.
Alle Fahrzeugangebote der RM-Auktion finden Sie im Classic Driver Automarkt.
Text: Jan Richter
Fotos: RM
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