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Mille Miglia 2007

Luca Bergamaschi und Luciano Viaro gewinnen die Mille Miglia Storico 2007 auf einem Alfa Romeo 6C 1500 SS des Baujahrs 1928. Damit sichern die beiden Fahrer mit der Startnummer 26 dem italienischen Hersteller den Titel – 80 Jahre nach der Gründung der Mille Miglia. Zum gleichzeitig 25. Geburtstag der Mille Miglia Storica traten insgesamt 375 Teams an – darunter übrigens auch zahlreiche Damen am Steuer. Sie alle erlebten bei bestem Wetter 1.370 Kilometer lange Begeisterung auf der Strecke von Brescia, Ferrara, Rom, Brescia. Die Mille Miglia: Das ist automobiler Ausnahmezustand in Italien und für viele einfach „das schönste Autorennen“ der Welt.

Ein Tag wie kein anderer in Italien. Brescia, Donnerstag der 17. Mai 2007 mitten auf der Piazza Loggia. Die technische Inspektion der Mille Miglia Fahrzeuge. Teams, Tifosi, Prominente, Rennkommissare, Organisatoren, Carabinieri und Journalisten wuseln aufgeregt durcheinander. Besatzungen starten, stoppen, schieben und bugsieren ihre Pretiosen in eine der vier Inspektionsgassen. Aus den Lautsprechern tönt die Mille Hymne „Mille Cuori“. Ferrari, Maserati, Alfa Romeo und Bugatti schüren die Emotionen. Blower Bentley, Jaguar und Aston Martin machen sprachlos vor Bewunderung. Rennlegenden von Mercedes-Benz lösen ein hörbares Raunen und Staunen der Menge aus. Und rare Marken wie Amilcar, Bizzarini, Cisitalia, Ermini, Invicta entfachen heiße Diskussionen der aus aller Welt eingetroffenen Markenspezialisten. Die Mittagssonne steht senkrecht über dem Geschehen. Emotionen kochen hoch. Es ist wieder Mille Miglia und automobile Begeisterung kennt keine Grenzen.

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80 Jahre nach der Gründung des „berühmtesten Rennens der Welt“ und 50 Jahre nach der Unterbrechung der Tradition als Geschwindigkeitsrennen feierte die Mille Miglia Storica in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Dabei erreichte sie einen absoluten Rekord an ausländischen Teilnehmern: 221 von insgesamt 375 Teams kamen nicht aus Italien. Streckenweise schien die Mille tatsächlich fest in deutscher Hand zu sein. Insgesamt 700 Teams hatten sich für eine Teilnahme beworben. Treu der Geschichte und den „vier Musketieren“, welche die Mille Miglia erschaffen haben, führte die Mille Miglia Storica auch dieses Jahr über die legendäre Strecke Brescia – Ferrara – Rom – Brescia, wo sie am 20. Mai mit der Siegerfeier endete. Im nächsten Jahr jedoch wird es – auch aufgrund eines Veranstalterwechsels – vermutlich zu einigen Änderungen kommen, was einige der Teilnehmer bereits sehr bedauerten. Der bisherige Organisator Dr. Costantino Franchi und seine Firma Marva hatten in 2006 bei der alle fünf Jahre stattfindenden Ausschreibung der Mille den Kürzeren gezogen. Franchi löst die Marva nun gänzlich auf und zieht sich aus dem aktiven Mille Geschehen zurück. Mille-Kenner vermuten nun, dass künftige Rennen einerseits noch luxuriöser und andererseits auch sportlicher ausfallen sollen.

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Zugelassen wurden bei der diesjährigen 80. Ausgabe der Mille 375 Automobile aus 26 Ländern, die im Besitz der FIVA-Fahrzeug-Identitätskarte oder des F.I.A. Heritage Certificate waren und die in ihrer Originallivree bei der Abnahme auf der Piazza della Loggia in Brescia erschienen. Im Einklang mit der Internationalisierung des Events war die Mille Miglia 2007 geprägt von den großen Zelebrationen der Vergangenheit und einem polyglotten Mix der Teilnehmer: Aus Deutschland erschienen alleine 80 Teams, aus den USA 31, der Schweiz 23, aus England 19, den Niederlanden 18, aus Argentinien, Österreich und Spanien je sieben Teams, Japan entsandte vier Teams, Belgien und Frankreich waren mit je drei Teams vertreten, Australien, Chile, Luxemburg, Monaco und Russland mit je zwei Teams, Wales, Griechenland, Irland, Liechtenstein, Neuseeland, Qatar, Puerto Rico, Schottland, St. Andrew hatten je ein Team am Start.

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Die Strecke der Mille Miglia Storico zeigte neben der traditionellen Route auch einige Neuheiten. Hauptziel der Organisatoren von Marva war es wieder, die Teilnehmer durch das wahre Italien mit seinen alten Dörfern, Stadtzentren, Flachland und Bergen zu führen und so eine außergewöhnliche Promotion der schönsten Seite der Halbinsel zu veranstalten: wo der Mensch, die Kunst, Religiosität, Handwerklichkeit, Gastronomie und Lebensqualität im Einklang mit der Natur im Vordergrund stehen.



In diesem regionenübergreifenden Spektakel bot auch die Mille Miglia 2007 in drei Tagen eine Mischung aus märchenhaften Umgebungen, die alle Szenarien umfassten. Von der Landschaft in Lombardei und Venetien über die Gestade der Romagna bis zu den Hügeln in Marken, Umbrien und Latium; dann das Auf und Ab zwischen Toskana und Emilia und schließlich die Abfahrt in die Poebene. Auch atemberaubende Landschaften in Naturparks und Schutzgebieten fehlten nicht: das Gardasee-Ufer von Desenzano bis Peschiera del Garda, Mercatino, Montefiore Conca und Urbino, die Furlo-Klamm und Gualdo Tadino sowie der Montemezzo-Pass.

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Dann am Samstag der Aufstieg zum Lago di Vico mit der Durchfahrt durch Radicofani und zu den wunderbaren Crete Senesi, die von der Unesco als Welterbe der Menschheit anerkannt wurden. Nicht zu vergessen auch die winzigen, halb unbekannten Dörfer aus dem Mittelalter oder die großen Hauptplätze in den Städten, die in der ganzen Welt berühmt sind.



Die Alleen der Ewigen Stadt in suggestiver nächtlicher Beleuchtung, Piazza Bra in Verona, die Wiege der Este in Ferrara, Ravenna, die Republik San Marino, Urbino und Gualdo Tadino, das Zentrum von Assisi, schließlich die absolute Neuheit Terni, dann Narni und Rignano Flaminio, bis man die Altstadt von Rom erleben durfte. Die dritte Etappe führte in nördlicher Richtung durch die Halbinsel über Ronciglione, Viterbo, Pienza, San Quirico d’Orcia, Buonconvento, Siena, Florenz, Bologna, Modena, Reggio Emilia, Boretto, Viadana, Casalmaggiore und Cremona, bevor der Tross nach Brescia zurückkehrte.

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Alle großen Automobilmarken, die bei der historischen Mille an den Start gingen, waren auch bei der diesjährigen Miglia Storica wieder vertreten. Zu sehen gab es große Automobilpretiosen wie legendäre Vorkriegs-Alfa und Bugatti mit siegreicher Vergangenheit. Aston-Martin hatte sehr originale Fahrzeuge mit Goodwood und Silverstone Historie am Start. Thomas Gottschalk, Jackie Ickx und Karl-Friedrich Scheufele von Chopard gingen in besonderen Wanderer und Auto Union Fahrzeugen für Audi ins Rennen. Mercedes-Benz entsandte neben Diesel Ponton und zahlreichen Flügeltürern auch einen 300 SLR mit der ursprünglichen Startnummer 658, der von Jochen Mass pilotiert wurde. Die Marke BMW glänzte mit wunderbaren 328 und 507 Fahrzeugen. Und Maserati- und Ferrari-Modelle, die bei der Mille Miglia Storica an den Start gehen, sind für sich genommen alle einzigartig.



Das Leitmotiv der Mille ist typisch für die renommiertesten Events der Welt: Zum Start zugelassen zu werden, schenkt Freude, das Ziel zu erreichen, ist reines Glück. Für viele Teams ist allein die Teilnahme ohne großen sportlichen Ehrgeiz, die Entdeckungsfahrt der reizvollsten Winkel Italiens, um die uns die ganze Welt beneidet, ein fantastisches Ziel mit einer außerordentlichen Publicity. Für ein paar Dutzend Teams jedoch ist die Mille Miglia ein echtes Rennen, ein verbissener Kampf um Hundertstel Sekunden, Herausforderung an sich selbst inmitten der Chronometerspezialisten und der harten Auseinandersetzung mit den Gegnern, die ihr Bestes geben und den maximalen Einsatz noch erhöhen, um Perfektion zu erreichen.

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Einige dieser Fahrerinnen und Fahrer trainieren ehrgeizig in ihrem Club, andere nehmen an Rallyes im In- oder Ausland teil, um dann bei der Mille die Spitzenposition anzustreben. Mit bereits erprobten Abschnitten und einigen Neuheiten wurden die Zeitfahrten bei der Mille Miglia 2007 auf 40 erhöht: Brescia (2), Desenzano (3), Montefiore Conca (6), Assisi-Montemezzo-Pass (6), Terni (3), Ronciglione-Naturschutzgebiet Lago di Vico (6), Radicofani-Scaldasole (4), Pienza-San Quirico d’Orcia (6) und Modena (4). Außerdem fanden viele weitere Zeit- und Stempelkontrollen statt, die an historisch und architektonisch besonders reizvollen Orten postiert waren.



Der Alfa Romeo Besetzung Luca Bergamaschi und Luciano Viaro gelang der Coup: Sie sind die Sieger der Mille Miglia Storico 2007 - auf einem Alfa Romeo 6C 1500 SS des Baujahrs 1928. Der Stoppuhren-Hersteller aus Triest, der viele Teams mit seinen Zeitstoppern ausrüstet, betreibt auch das Tazio Nuvolari-Museums in Mantua. Er hatte auf der Strecke zwar mit der Benzinpumpe zu kämpfen, rettete sich aber einen kleinen Punktevorsprung ins Ziel auf der Viale Venezia in Brescia.

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Der große Favorit und bereits neunfache Mille Gewinner Giliano Cane hatte aufgrund von Vergaserproblemen an seinem BMW 328 aus dem Werksmuseum diesmal das Nachsehen. Er schaffte letztlich noch den vierten Platz. Platz drei erkämpfte der zweifache Sieger Flaminio Valseriati auf Aston Martin Le Mans. Rang zwei ging an Bruno Ferrari auf Bugatti T37. Und das beste deutsche Team heißt – Überraschung: Antje Dauphin und Ursula Simon. Sie fuhren auf Rang 41 vor, ebenfalls mit einem BMW 328. „Gratulazione“ den Damen!

Text: Mathias Paulokat
Fotos: Mathias Paulokat / Mille Miglia



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