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Mercedes-Benz 600: Die Mutter aller Limousinen

Im September 1963, also genau vor vierzig Jahren, feierte der Mercedes-Benz 600 sein Debüt auf der IAA in Frankfurt. Bereits 1962 hatte die Zeitschrift Stern den Typ 600, Baureihe W 100, mit ersten Bildern ankündigt, kaufen konnte man ihn jedoch erst zwei Jahre später. Die hochmoderne und beispiellos luxuriöse Limousine sollte als Repräsentationsfahrzeug für die Staatsoberhäupter und Reichen aus der ganzen Welt dienen. Seit der Geburtsstunde der „Mutter aller Staatslimousinen“ wurden bis zum Ende der Produktion 1981 insgesamt 2.677 Exemplare in den verschiedensten Ausführungen verkauft.

Die Standardversion des Mercedes-Benz 600 war bereits beachtliche 5,45 Meter lang und ausgestattet mit außergewöhnlich innovativer Technik. Das Auto besaß eine zentrale Luftdruckhydraulik, die für Türschlösser, Servolenkung, Scheibenbremsen, Stoßdämpferverstellung, Fensterheber, Schiebedach, Belüftungsklappen, Trennscheiben, Sitzverstellung und Lösegerät der Feststellbremse beim Anfahren zuständig war. Das Fahrwerk konnte sogar, je nach Belieben oder der Fahrsituation entsprechend, manuell vom Fahrer angepasst werden. Zu der umfangreichen Serienausstattung gehörte natürlich auch eine elektronisch gesteuerte Klimaanlage.

Die größte und teuerste Version des Mercedes-Benz 600 war neben dem Pullman die seltene Landaulet-Version. Mit einer Gesamtlänge von 6,24 Meter und einem Radstand von 3,9 Metern Länge sorgte das Flaggschiff auf den Straßen für Furore. Das Dach des Landaulet konnte im hinteren Teil per Komfort-Hydraulik geöffnet werden, so dass sich die Passagiere im Fond das pure Cabriolet-Erlebnis in Verbindung mit höchstem Komfort erleben konnten. Insgesamt wurden nur 59 Stück dieser Variante gebaut.

Keiner glich dem Anderen – mit dem Antrieb endete die Summe der Gemeinsamkeit der 600er, denn die Limousine hatte so viele verschiedene Ausstattungsmöglichkeiten, dass sich dem Käufer ein schier endloses Spektrum an Individualitätsmöglichkeiten bot. Angefangen beim Exterieur mit verschiedensten Karosserie- und Lackierungsvarianten, bis hin zum Interieur, bei dem in punkto Gestaltung und Sondereinbauten kaum Grenzen gesetzt wurden. Der Preis für diesen Luxus stieg im Laufe der Jahre von 56.600 Mark auf 144.400 Mark. Für die Langversion musste man je nach Ausstattung zwischen 7.000 Mark und 21.100 Mark zusätzlich investieren.

Schnell wie ein Sportwagen und gleichzeitig sanft als würde man dahin gleiten – so wurden die Fahreigenschaften Mercedes-Benz 600 beschrieben. Ausgestattet mit einem 6,3 Liter V8 Motor mit 250 Pferdestärken, erreichte die zweieinhalb bis über drei Tonnen schwere Limousine eine beachtliche Höchstgeschwindigkeit von 207 km/h und das mit einer Beschleunigung, die den Wagen von null auf einhundert in 10 Sekunden katapultierte. Diese Werte erreichten zu der damaligen Zeit gewöhnlich nur reinrassige Sportwagen.

Ab 1971 wurde der 600er sogar als beschussfeste Sonderausführung angeboten, um berühmte Persönlichkeiten vor möglichen Gefährdungen zu schützen. Mit dieser Ausstattung wurden insgesamt 43 Exemplare ausgeliefert. Der letzte Mercedes-Benz 600 verließ das Werk in Sindelfingen im Juni 1981. Vor dieser Zeit fuhren große Persönlichkeiten, wie Papst Paul VI, dessen Sonderanfertigung heute im Mercedes-Museum zu bestaunen ist, der ehemalige Präsident Rumäniens Ceaucescu, der jugoslawische Staatspräsident Tito sowie der Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas Mao Tse-tung.

Anlässlich des 40. Geburtstages wird Mercedes-Benz dem „alten“ 600er einen eigenen Stand auf der IAA 2003 widmen und dort die faszinierende Geschichte dieses Automobils erzählen.

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Text: Jan Richter
Fotos: Lukas Hüni