Prominentes Angebot im Classic Driver Automarkt: Der Genfer Classic-Car-Consultant Simon Kidston verkauft einen einzigartigen Mercedes-Benz 380 Typ W22 Roadster aus dem Familienbesitz der Opel-Dynastie. Derzeitiger Halter des 1933 ausgelieferten Leichtbau-Sportwagens ist Fritz von Opels Neffe – der legendäre Gentleman-Playboy Gunter Sachs.
Im Jahr 1931 verkaufte die Familie Opel die letzten zwanzig Prozent der Adam Opel AG an den amerikanischen Konzern General Motors. Gute zwölf Monate später fand sich Wilhelm von Opels Unterschrift auf dem Bestellformular für einen Mercedes-Benz, der an seinen einzigen Sohn Fritz Adam Hermann von Opel ausgeliefert werden sollte. „Raketen-Fritz“, wie der junge Industrielle und Rennfahrer genannt wurde, hatte in den späten 1920er Jahren nicht nur verschiedene Rekord-Rennwagen mit Pulverraketenantrieb entwickelt, sondern auch das weltweit erste von einer Rakete angetriebe Flugzeug konstruiert. 1987 erwarb Fritz von Opels Neffe, der Jetset-Pionier Gunter Sachs, den Mercedes-Benz 380 Typ W22 Roadster mit Chassis-Nummer 95280 und ließ ihn einer aufwendigen, langwierigen und umfassenden Restauration in Sindelfingen sowie beim Spezialbetrieb Wagner in Landshut unterziehen.
Bei seiner Einführung im Jahr 1933 war der Mercedes-Benz 380 eines der modernsten Automobile auf dem Markt. Die als W22 bezeichnete Baureihe verfügte über schraubengefederte Achsen, Bremsen mit hydraulischer Saugluftunterstützung an allen vier Rädern und ein Synchron-Viergang-Getriebe. Der Reihen-Achtzylinder mit 3,8 Liter Hubraum war eigens für den neuen Mercedes entwickelt worden und entwickelte dank Kompressoraufladung eine Leistung von 140 PS, die Höchstgeschwindigkeit lag zwischen 135 kn/h und 145 km/h. Trotz des Kompressors blieb dem W22 das typische „K“-Suffix verwehrt – wohl, um Verwechslungen mit dem für die SSK-Modelle benutzten „K“ für kurzen Radstand zu vermeiden. Der Mercedes-Benz 380 war nicht als Renn-, sondern als sportlicher Reisewagen ausgelegt, mit dem man an einem einzigen Tag ohne technische Probleme und bei großem Komfort hunderte von Kilometern zurücklegen konnte.
Dennoch wurde der Mercedes-Benz 380 nur zwei Jahre lang produziert, insgesamt wurden zwischen 154 und 157 Exemplaren gebaut. Der Großteil der Produktion war für mehrere Reisende konfiguriert, nur sieben erhielten die leichtere und sportlichere Zweisitzer-Karosserie. Laut Kidston SA ist der nun angebotene Roadster mit Chassis-Nummer 95280 das interessanteste Modell dieser ohnehin äußerst seltenen Spezies. Die langgestreckte Frontpartie wird nicht wie bei späteren Modellen von verchromten Auspuffrohren unterbrochen, auch der leicht V-förmige Kühlergrill unterstreicht – ebenso wie die flache, zweiteilige Windschutzscheibe – den aerodynamischen Anspruch des Wagens. In Kombination mit den angeschnittenen Türen eine einzigartige Kombination.
Der Mercedes-Benz 380 ist kürzer, leichter und seltener als die berühmten Modelle 500 K und 540 K. Der in tiefem Burgunderrot lackierte und mit beigefarbenem Leder ausgekleidete Roadster aus dem Vorbesitz von Fritz von Opel und Gunter Sachs steht derzeit bei der Kidston SA in Genf und im Classic Driver Automarkt zum Verkauf. Preisinformationen erhält man nur auf Anfrage.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Kidston SA