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Jochpass Memorial 2002: Glücksgefühle auf der „Kanzel“

Es regnete auf der Mille Miglia, es regnete beim Klausen-Memorial und es regnete auf der Eifel-Klassik. Auch beim Jochpass Memorial in Hindelang Mitte Oktober bewies das Wetter Geradlinigkeit und bot eine sympathische Mischung aus Regen, Nebel und Feuchtigkeit.

Jochpass Memorial 2002: Glücksgefühle auf der „Kanzel“ Die Kleidungswahl ist am Jochpass aber noch das kleinere Problem. Stattdessen fragt sich jeder Nicht-Bayer schon auf der Hinreise: Wo bitte schön ist Hindelang? Wer in diesem Moment kein Navigationssystem oder zumindest die Wanderkarte Bayern-Süd dabei hat, steht irgendwann hilflos auf freiem Feld. Wer sich aber zwischen dem 10. und 13. Oktober 2002 tapfer in Richtung Oberstdorf und Sonthofen durchkämpfte, wurde mit einem Bergrennen belohnt, bei dem es Vor- und Nachkriegsautos in traumhaft schöner Landschaft richtig krachen ließen.

Jochpass Memorial 2002: Glücksgefühle auf der „Kanzel“ Schon vor Monaten lagen bereits 150 Meldungen für die vierte Auflage des Jochpass-Memorials und der parallel stattfindenden Oberallgäuer Historic-Rallye vor. Knapp 190 Fahrzeuge gingen schließlich an den Start, die Teilnehmer kamen aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Österreich. In Zahlen liest sich die Streckenbeschreibung ganz harmlos: 7,9 Kilometer Länge, Höhenunterschied 360 Meter, Start in Hindelang, Ziel in Oberjoch. In der Praxis ist es schlicht und einfach eine Herausforderung. Schon wenige hundert Meter hinter dem Start ragt der Berg auf wie eine Wand, schon kommen die ersten Kurven, fast allesamt Spitzkehren, die weniger mit dem Lenkrad als mit dem Gaspedal genommen werden müssen, dann wieder ein paar hundert Meter Vollgasfahrt geradeaus bevor die nächsten Kurvenkombinationen kommen. Hinter der „Kanzel“ dann noch ein, zwei Kilometer zügige Fahrt und schon ist man in Oberjoch.

Jochpass Memorial 2002: Glücksgefühle auf der „Kanzel“ Überhaupt die „Kanzel“. Wer hier - am höchsten Punkt der Strecke – steht, kann fast die gesamte Piste einsehen und die Fahrt jedes Autos vom Start weg verfolgen. Die Leistungsunterschiede sind gewaltig, denn das Teilnehmerfeld ist bunt: Es beginnt beim wendigen Amilcar CGSS von 1927 und endet beim Audi 80 von 1979, dazwischen liegen zum Beispiel Alfa Romeo 8 C, Lagonda LM 45, Jaguar XK120, Siata 300 BC, Porsche 356, BMW 2000tii und Alpine A310.
Hochtourig geht es nur auf der Strecke zu, ansonsten ist die Atmosphäre in Hindelang entspannt, gemütlich und fast ein bisschen familiär. Der Ort ist klein, beschaulich, rote Blumen hängen in den Kästen vor den Fenstern, der Trubel des Nürburgrings oder des Marktplatzes von Brescia ist weit weg. Die Teilnehmer wissen es zu schätzen und loben auch die gute Organisation.

Schade, dass Zuschauer (wohl aus Sicherheitsgründen) nur im unteren Bereich der Strecke zugelassen sind, auf diese Weise entgehen ihnen die besten Passagen. Eine echte Alternative zum Klausenrennen ist das Jochpass-Memorial aber schon jetzt.

Text: Frank Wilke
Bilder: Classic Data