Sie investieren vorzugsweise in Substanzwerte, um ihr Kapital langfristig sicher und lukrativ anzulegen, und haben einen Sinn für klassische Automobile? Stephan Arensmeier hat für Sie den passenden Investment-Tipp.
Ein angesehenes und weit verbreitetes Wirtschaftsmagazin titelte in einer kürzlich erschienenen Ausgabe: „Wie lege ich fünfzigtausend Euro richtig an?“ und empfahl dem geneigten Leser in einem 14-seitigem Artikel verschiedene Optionen in Schweizer Anleihen, Substanzwerte und Gold. Mit einer weiteren – natürlich auf automobile Klassiker ausgerichteten – Variante soll diese Wahl der Anlage hier nun zusätzlich erschwert werden.
Im Jahr 1966 erschien beim kleinen und feinen Hersteller Jensen aus dem nahe Birmingham gelegenen West Bromwich in Mittelengland ein V8-Sportwagen, dessen elegant-eigenwillige Form die bekannte italienische Karosserieschmiede Touring entwickelt hatte: der „Interceptor“, zu Deutsch „Abfangjäger“. Charakteristisch für den Jensen ist die riesige Panorama-Heckscheibe, die sich komplett öffnen lässt und im englischen Sprachraum oft als „Goldfish Bowl“ bezeichnet wird. Dieser GT war mit einem 6,3 Liter großen Chrysler-Aggregat versehen, der in dem vom Vorgängermodell C-V8 übernommen Rohrrahmenchassis Platz nahm und 325 bzw. 330 PS abgab. Die Kraftübertragung erfolgte mittels eines serienmäßigen Automatikgetriebes vom Typ Torqueflite des gleichen Herstellers, das in nur wenigen Fahrzeugen der bis 1969 gebauten ersten Serie auf Kundenwunsch durch ein manuelles Viergang-Getriebe ersetzt wurde.
1971 erschien die hier gezeigte dritte Serie des Modells mit einem auf 7,2 Liter vergrößerten Hubraum, der als Folge strikter werdender Abgasbestimmungen in den USA fortan vom Lieferanten Chrysler bereitgestellt wurde. Die somit ansatzweise kompensierte Minderleistung der gesetzlich geforderten verringerten Kompression resultierte aufgrund des höheren Gewichts in einer eingeschränkten Sportlich- und Handlichkeit des Mk III.
Eine Besonderheit stellte das Modell „FF“ dar, das als erster Serien-PKW über einen Allradantrieb verfügte. Der Vorbau des Wagens musste für die aufwendige Technik verlängert werden, was sich nicht zuletzt im Preis widerspiegelte: Der Jensen FF der zweiten Generation war beinah doppelt so teuer wie der Jensen Interceptor! Entsprechend gering war der wirtschaftliche Erfolg dieses Sondermodells.
Auch der von 1971 bis 1973 gebaute „SP“, dessen Achtzylindermotor anhand von drei Doppelvergasern eine Leistung von 385 PS aus den 7,2 Litern generierte, brachte aufgrund extrem kurzfristiger Wartungsintervalle des Vergaser-Six-Packs nicht den erwünschten Durchbruch. Nur 232 Exemplare entstanden und sind heute eine entsprechende Rarität.
Um dem wichtigen amerikanischen Markt gerecht zu werden, schuf Jensen 1974 eine Cabrio-Variante des Interceptors, die technisch auf dem Mk III basierte und formal als besonders gelungen galt, was sie auch zum teuersten Modell machte. Mit den eingangs bezifferten 50.000 Euro sollte sich heute jedoch ein gutes Exemplar finden lassen, Tendenz steigend! Noch seltener als das Cabriolet ist das Coupé, das nur 47 Mal gebaut wurde. Formal basiert es auf der offenen Version und weist statt des Verdecks ein Hardtop auf, was den Interceptor in ein Stufenheck verwandelte. Aufgrund der extrem geringen Produktionszahl gibt es für das Coupé jedoch keine verlässliche Preisinfo.
Der Konkurs der Edelschmiede war 1975 indes besiegelt. Doch obwohl die Fahrzeuge zur Produktionszeit ein ähnliches Image wie Aston Martin genossen, sind sie heute deutlich billiger und stellen gerade auch deshalb ein interessantes Investment dar. Meine Empfehlung ist ein früher MK I – gewissermaßen ein Substanzwert aus England, auf Wunsch auch in „Gold“ erhältlich, der Sie mit herrschaftlicher Ausstattung durch jede Finanzkrise bringt und Ihnen bei einem durchschnittlichen Preis von 30.000 Euro auch noch Spielraum für Schweizer Anleihen lässt.
Der hier gezeigte Jensen Interceptor steht aktuell beim Händler Hilton & Moss zum Verkauf, klicken Sie hier zum Angebot.
Eine moderne Neuauflage des Jensen Interceptor kündigt derzeit die britische Automobilgruppe CPP an. Einen Bericht dazu lesen Sie auf Classic Driver.
Während einige Automobile einen regelrechten Preishöhenflug erleben, sind oder bleiben andere unterbewertet. In dieser Reihe stellt der Automobil- und Marktexperte Stephan Arensmeier (CLASSICON) Ihnen Fahrzeuge vor, die aus seiner persönlichen Sicht gute Chancen auf Wertsteigerung haben.
Text: Stephan Arensmeier
Fotos: Hilton & Moss