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The Hotelicopter: Heavy Rotation

Auf Basis eines gigantischen Sowjet-Helikopter aus den 1960er Jahren wird momentan das weltweit erste fliegende Luxushotel entwickelt. Der „Hotelicopter“ ist 42 Meter lang, bis zu 106 Tonnen schwer und bietet jeden erdenklichen Luxus – vom Spa-Bereich bis zum Teegarten.

Bereits Ende der 1950er Jahre hatte das Sowjet-Militär unter dem Codenamen „Isdelije 65“ mit der Entwicklung eines Ultra-Schwerlasthelikopters begonnen. Der Helikopter sollte dazu dienen, Interkontinentalraketen mit nuklearen Sprengköpfen zu transportieren, die aufgrund ihres Gewichts von über 20 Tonnen bis dahin nur per Eisenbahn bewegt wurden. Gleichzeitig sollte der Koloss schwere Lasten in die unerschlossenen Teile Sibiriens befördern, die per Lastwagen oder Zug nicht zu erreichen waren. Doch die Entwicklung war schwierig und erst am 10. Juli 1968 absolvierte der erste Prototyp unter dem Namen Mil V-12 seinen erfolgreichen Jungfernflug.

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Obwohl der von der NATO spöttisch als „Homer“ betitelte Experimentalhubschrauber, der durch je zwei seitliche Rotoren und zwei Wellenturbinen in der Luft gehalten wurde, als größter Hubschrauber aller Zeiten in die Geschichte einging, kam es nie zu einer Serienproduktion - das gesamte Programm wurde 1974 eingestellt. Genau 30 Jahre nach Ende des ehrgeizigen Sowjet-Projektes hat das Unternehmen „The Hotelicopter Company“ im Jahr 2004 einen der beiden verbleibenden Prototypen aus Mikhail Leontyevich Mils Helikopter-Fabrik im russischen Panki-Tommilino erworben. In Kooperation mit dem britischen Venture-Entrepreneur und Yotel-Erfinder Simon Woodroffes soll aus der alten Militärmaschine das erste fliegende Luxushotel der Welt entstehen.

Über die genauen Modifikationen ist bisher nur wenig zu erfahren, allerdings scheint der Helikopter im Zuge des Ausbaus noch einmal deutlich an Masse gewonnen zu haben. Ein zweites Geschoss wurde eingezogen, dessen Gewicht von vier zusätzlichen GEnx Turbofan-Motoren getragen werden soll. Ansonsten bleibt auch das fliegende Hotel bei der klassischen Doppelrotorkombination und den am Ende der Tragflächen befestigten Turbinen. Durch verschiedene aerodynamische Modifikationen soll der Treibstoffverbrauch bei gleichzeitiger Reichweitenverlängerung um 22 Prozent gesunken sein.

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So beeindruckend wie die bloße Erscheinung des Hotelicopters sind auch die Daten, die bereits herausgegeben wurden: Mit 40 Metern Länge und 28 Metern Höhe ist der Doppeldecker das größte rotorbetriebene Fluggerät der Welt, das maximale Startgewicht wird mit stolzen 105 Tonnen beziffert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 255 km/h, als optimale Reisegeschwindigkeit werden 233 km/h empfohlen. Die ursprüngliche Reichweite von 515 Kilometern wollen die Entwickler auf 1.296 Kilometer gedehnt haben. Um den Passagieren auf diesen Strecken allen Luxus zu bieten, den auch ein Hotel am Boden bereiten würde, hat Simon Woodroffe 16 Kabinen und zwei Suiten mit zahllosen Extras entwerfen lassen: Federbetten, Whirlpools, frische Blumen, beheizte Toiletten, Entertainment-Systeme und sogar Fenster, die sich öffnen lassen, stehen auf der Ausstattungsliste. Außerhalb der Privaträume stehen den Passagieren Konferenzräume, ein Fitness-Center sowie ein großer Spa-Bereich mit Saunen und Massage-Salons zur Verfügung. Zudem soll es einen Yoga-Club, einen japanischen Garten mit Koi-Aquarium, ein Spielkasino und eine Kunstgalerie geben.

Im Sommer 2009 soll der Hotelicopter bei Jungfernflügen in Kalifornien und Europa präsentiert werden. Buchungen werden ab sofort über die Website www.hotelicopter.com entgegen genommen.

Text: Jan Baedeker
Fotos: The Hotelicopter Company


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