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Garage Guy: Jay Leno und seine Klassiker

Amerika kennt ihn als Komiker und absoluten Autofreak: James Douglas Muir Leno, alias Jay Leno. Man mag ihn oder man mag ihn nicht. Wie auch immer man zu dem leidenschaftlichen Jeansträger steht, eines muss man ihm lassen: Er ist ein leidenschaftlicher Petrolhead. Und der Fuhrpark in seiner Garage ist bemerkenswert. Amerikanisch bunt und grell, scheinbar wild zusammen gewürfelt, in gewisser Weise naiv und polarisierend und doch mit zahlreichen automobilen Perlen geadelt. Classic Driver reiste zur Stippvisite ins kalifornische Burbank.

„AC, Bugatti, Cadillac“. Das automobile ABC ließe sich in Jay Lenos Garage mühelos vervollständigen. „Duisenberg, EcoJet, Ferrari“. Hier im kalifornischen Burbank unweit von Beverly Hills und Los Angeles hat der US-Talkmaster und Komiker seine Pretiosen versammelt. Im Laufe der Jahre leidenschaftlicher Sammelwut ist ein rollender Schatz mit weit über 100 Fahrzeugen und über 70 Motorrädern entstanden, der dem durchschnittlichen Sammler die Sprache verschlägt. „Ich lebe in meiner Big Dog Garage“, bekennt Leno freimütig.

Alleine neun klassische Bentleys, rund 25 Daily Classics, über 30 Sportwagen und je sieben Fahrzeuge der Marken Bugatti und Duesenberg finden sich in dem weitläufigen Hallenkomplex mit dem blitzblanken Boden. Die Sammlung ist für Leno längst mehr als bloßer Spaß oder Spleen. Mit seiner Passion macht der Comedian Ernst. Alle Fahrzeuge sollen ständig in fahrbereitem Zustand sein. Denn der Fernsehmann nutzt je nach Tageslaune gerne ein anderes Auto für seine Fahrten in und um L.A. Knapp zehn Leute kümmern sich daher um seinen Fuhrpark. Aber genügt das Sammelsurium auch ernsthaften Maßstäben an eine Sammlung bedeutender Automobile? Urteilen Sie nach diesem visuellen Streifzug selbst.

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Üblicherweise bleibt die Garage von Jay Leno für das Publikum geschlossen. Auf der Website allerdings sind die Aktivitäten und auch ständigen Fahrzeugwechsel akribisch dokumentiert. Da Leno sich ein eigenes Garage-Magazin leistet, hat sich der Workshop mittlerweile auch für Automobilhersteller als gut frequentierte Anlaufstelle entwickelt. Hennessy Venom GT, Audi R8 Spyder und Jaguar C-X75 stellten die neuesten temporären Zugänge dar. Schon nach den ersten Schritten durch die Hallen stellt sich unwillkürlich die Frage „Wie gelangt man zu Lebzeiten zu einer solchen Sammlung?“

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Seine Karriere kommt dem häufig zitierten amerikanischen Traum auffallend nahe. Der 1950 in New Rochelle im Staate New York geborene Jay Leno startete für wenige Dollar in kleinen New Yorker Comedy-Clubs als Standup-Comedian. Doch engagementwütig wie er war, wurde schon bald das Fernsehen auf ihn aufmerksam und holte Leno zu David Letterman in die Late Night Show. Auch bei Johnny Carson hatte er einige gefeierte Gastauftritte, welche beim Publikum so gut ankamen, dass der TV-Sender NBC Jay Leno 1992 die Moderation der Sendung übertrug. Mit jeder Sendung füllte sich das Konto des Showmasters. Und der investierte fleißig in mobiles Edelmetall.

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Die großen europäischen Marken haben es Leno erkennbar angetan. Alleine die Abteilungen Bentley und Bugatti sind bemerkenswert. Aus Molsheim finden sich neben dem aktuellen Veyron 16.4 Grand Sport und dem ultimativen Ästheten Typ 57 SC Atlantic von 1937 auch ein Bugatti Type 37A Rennwagen von 1926. Wer weiter durch die Hallen wandelt, entdeckt legendäre Marken und Fahrzeuge: beispielsweise einen Delage D8S De Villars Roadster von 1933, einen Morgan Three-Wheeler von 1932 oder einen Delahaye 135 S aus dem Jahre 1935. Ein automobiler Traum ist auch der rote Lagonda V-12-Rennwagen von 1939. Hier scheint offenkundig die Faszination am Außergewöhnlichen das Verbindungsglied.

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Bei den jüngeren Klassikern finden sich unter anderem Allard J2X MkII von 1953, Mercedes Flügeltürer oder auch ein DeLorean. Bemerkenswert sind hier auch die Fahrzeuge von Jaguar: Große und anerkannte Modelle wie XK und E-Type finden sich darunter, aber auch Derivate wie eine Hot Rod Variante des XK 120. Die Sammlung macht jedoch auch stutzig, denn ehemalige Alltagsfahrzeuge wie ein Saab 93B von 1958 oder auch einen Fiat Millecento von 1959 hätte man kaum in Burbank erwartet.

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Natürlich: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten darf eine reichhaltige Auswahl amerikanischer Fahrzeuge nicht fehlen. Und tatsächlich, das Angebot, welches sich in Jay Lenos Garage findet, ist reichlich. Es reicht von ausladenden Straßenkreuzern bis hin zu aktuellen Muscle-Cars. Abgerundet wird die Sammlung von zahlreichen Automobilia. Motoren, Modelle, Bilder und Restaurationsobjekte finden sich in Burbank. Genauso übrigens wie Fahrzeuge mit Dampfantrieb und moderne Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Exakt diese Vielfalt ist es, welche den Charakter der Sammlung von Jay Leno ausmacht. Sie ist weder vollständig noch repräsentativ für die Automobilgeschichte. Vielmehr stellt sie das lebendige Abbild der Passion eines leidenschaftlichen Petrolheads dar. Und ist damit fraglos eine Bereicherung rund um die Faszination Automobil. „Thanks, Jay!“

Text & Fotos: Mathias Paulokat