Direkt zum Inhalt

Magazin

Etappe 5 - La Carrera Panamericana 2001

La Carrera Panamericana 2001



5. Etappe von Aguascalientes nach Zacatecas

La Carrera – fünfte Etappe, über 290 Kilometer von Aguascalientes nach Zacatecas. Die Startflagge fiel erst um 12 Uhr Mittags – die Ruhe vor dem Sturm, denn am Ende des Tages wartet La Bufa, Horrortrip für Piloten mit Höhenangst.

Später Start, kurze Etappe, die Carrera verliert scheinbar den Rhythmus. „Damit sie nachher nicht der Teufel holt, muss man sie schonen.“ Das sagt Ramón Rodriguez, Wachoffizier der Staatspolizei, die den Tross der Carrera Panamericana in schwarzen, gut 300 PS starken Mercuries vom Start bis ins Ziel begleitet. Ramón denkt an die Piloten, denn er kennt den Berg am Rande Zacatecas. Hier wird Silber in Minen abgebaut. Aber einmal im Jahr, wenn die Carrera vorbei kommt, rächt sich der Berg. Er hat schon etliche Menschen, die ihn motorisiert und in Bestzeit bezwingen wollten, für immer an sich gerissen.

La Bufa ist in der Tat nicht nur Legende. La Bufa ist real und damit die heiße Piste in dünner Luft mit dem erforderlichen Respekt gewürdigt wird, lässt sie der Veranstalter gleich zweimal an einem Tag fahren – einmal hin und einmal zurück.

Keiner der Absolventen wird sagen, dass ihm die eine Richtung besser gefällt als die andere. Unterm Strich bleibt die ergreifende Erkenntnis, im Fall des Falles gut hundert Meter mit nur sporadischem Bodenkontakt absolvieren zu müssen. La Bufa hat auch heute wieder seinen Wegezoll eingefordert: das Team ist – von einem soliden Schleudertrauma abgesehen – gesund.

Piere de Thoisy, Chauffeur des Studebaker mit der Startnummer 100, führt die Wertung an. Kein Wunder, denn er ist der einzige Profi im Feld und das konnte er auch heute wieder unter Beweis stellen. Unerschrocken dirigiert er sein amerikanisches 400 PS Coupé in gekonntem Drift um schnelle, langgezogene Kurven, vermeidet damit die gefährlichen weil ausgefransten Bankette und markiert am Ende einmal mehr Bestzeit.

Michael Stoschek, unter den Amateuren wohl mit der professionellste, trieb seinen Porsche 911 nicht minder vehement über den Berg, musste aber einmal mehr einsehen, dass 250 PS Leistungsunterschied nicht durch fahrerischen Einsatz auszugleichen sind.

Morgen bleibt die Meute in Zacatecas – es gilt La Bufa zu bezwingen; zwei Mal natürlich und dann sind die Männer von den Knaben getrennt.



4. Etappe von Morelia über León nach Aguascalientes.

La Carrera – vierte Etappe. 512 Kilometer von Morelia über León nach Aguascalientes. Der Kampf an der Spitze ist wider Erwarten nicht entschieden, die Konkurrenten wahrten ihre Chancen, aber die starken Amis verbuchen Vorteile.

Als hätte Christophorus, Schutzheiliger aller Kraftfahrer, das Flehen der Carrera Piloten erhört – bis auf eine kurze Passage im ersten Drittel der Etappe gab es gute Pisten und wenig Gegenverkehr.

Die erste Sonderprüfung ist der Administration zum Opfer gefallen, weil die Sicherheit an der Strecke nicht gewährleistet werden konnte.

Beim vorgesehenen Servicepunkt auf dem Messegelände von León wurden die Renner auf die bisher interessantesten Sonderprüfungen vorbereitet: Passagen mit extrem langen Geraden wechselten mit sehr selektiven Streckenabschnitten, in denen schnelle Kurven, die den Piloten allen Mut abverlangten, mit engen Kurven und Spitzkehren einen teuflischen Rhythmus verlangten. So ist die erste Kurve am Ende einer zwei Kilometer langen Geraden immer eine besondere Herausforderung an Fahrer und Beifahrer, weil die subjektive Wahrnehmung der gefahrenen Geschwindigkeit oft Fehleinschätzungen erlaubt. Ähnlich wie bei unseren Autobahnausfahrten, die oft Bremsspuren ins Abseits zeigen, weil der Geschwindigkeitsunterschied zu groß und zu überraschend gefordert ist.

Aber alle haben die kritischen Passagen unbeschadet hinter sich gebracht, um sich zum Abschluss auf einer namenlosen Rennstrecke vor den Toren von Aguascalientes zum ersten und einzigen Mal während der Carrera im automobilen Zweikampf zu üben. Die Teams hatten ihren Spaß, aber zur echten Carrera von einst hat dieses kurzweilige Spektakel keine Parallelen.

Der Publikumsliebling, ein über die Massen beherzt heizender einheimischer Käfer-Pilot, behauptete sich auch in dieser Disziplin wacker und hat sich inzwischen auf den neunten Platz im Gesamtklassement vorgefahren.

Auch heute wird er wieder in der Spitzengruppe erwartet, wenn es über nur knapp 300 Kilometer in die Silberstadt nach Zacatcas geht.



3 Etappe von Puebla über Mexiko City und Toluca nach Morelia

La Carrera - dritte Etappe. 321 Kilometer von Puebla über Mexiko City und Toluca nach Morelia. Nichts für Teilnehmer ohne Glück und schwer für Fahrgestelle, deren Einsatz auf Buckelpisten nicht vorgesehen war.

In Puebla, wo mehr Käfer als anderswo auf der Welt krabbeln, dauert die Nacht des Samstag bis in den frühen Sonntag Morgen. Entsprechend spärlich der Zuspruch der Fans. Die wenigen, die ihren Helden ein 'à Dios' nachrufen wollten, waren überwiegend in dicke, wattierte Jacken gehüllt. 10 Grad - das muss dem PS Gaucho wie Sibirien vorkommen.

Der Auftakt geriet dem Tross nach Maß. Schnell lag das Volkswagen Werk im Rückspiegel, die kurvige Autobahn gen Mexiko City bot entspanntes Training am Volant. Die meisten wussten es schon - es würde schlimmer kommen.

Die Fahrt durch die Metropole, in der nach offiziellen Schätzungen knapp 30 Millionen Mexikaner leben, geriet mit Hilfe der Polizei Eskorten zur Sonderprüfung für Mitläufer. Aber wehe den Nachzüglern - sie lernten das Orientierungschaos in höchster Ausprägung kennen.

Als es schließlich auf den bergigen Sonderprüfungsstrecken um die Wurst ging, gab keiner der Experten einen Pfifferling für die Piloten der diversen Studebakers, Dodges, Chevys und Konsorten. Die Straßen, die diesen Namen nicht wirklich verdienten, beutelten die starrachsigen und blattgefederten Vehikel in unnachahmlicher Weise. Indes: Am Ende des Tages behaupteten immer noch zwei Studebaker die Führung. Die Mercedes und Porsche 911 schlagen sich weiterhin achtbar und sind jederzeit für eine Überraschung gut.

Leidtragende des heutigen Tages waren Hunde, Kühe und Esel, die zum Teil herrenlos auf den Sonderprüfungen herum irrten und die Fahrer zum Teil mit unlösbaren Lenkaufgaben konfrontierten.

Die vierte Etappe führt heute von Morelia nach Aguasclientes, die Rennleitung rechnet mit einer Vorentscheidung.



2 Etappe von Oaxaca nach Puebla

La Carrera - zweite Etappe, von Oaxaca nach Puebla, 421 Kilometer Kontrastprogramm zum Vortag. Bei Temperaturen zwischen 12- und 26 Grad erfuhren die Teams die Bandbreite mexikanischen Straßenbaus.

Den stärksten Auftritt des Tages hatten zweifellos die Motorrad Polizisten von Oaxaca. Sie genossen den schönen Auftrag, das Starterfeld durch die morgendliche Rushhour der Stadt in Richtung Puebla zu eskortieren. Im vollen Bewusstsein dieser besonderen Ehre stürzten sich die Schutzleute auf ihren Hondas mit Blaulicht und Sirene derart vehement ins Getümmel, dass die Piloten Mühe hatten, das vorgelegte Tempo zu halten. Ein einheimischer Käfer-Chauffeur, der sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollte, zerlegte sein Vehikel stadtauswärts an einer Felswand - aber die Meute zog weiter.

An der Spitze des Feldes zeigt sich einmal mehr die motorische Überlegenheit der Studebakers, die immer dann ihre Stärke ausspielen, wenn die Geraden länger sind als die kurvigen Passagen. Das deutsche Porsche Gespann Stoschek/Weber hält sich in Schlagdistanz und konnte auch eine weitere Bestzeit für sich verbuchen, sieht sich aber auf lange Sicht mit etwa 250 PS im Hintertreffen.

Nachteilig für Wettbewerber mit Autos amerikanischer Herkunft sind die zum Teil sehr welligen Fahrbahnen, die den Fahrgestellen mit Blattfedern doch arg zusetzen. Übel erwischte es eine Dodge Besatzung, die den schwer kontrollierbaren Wagen nicht auf der Straße halten konnte und sich mit einem gewaltigen Sprung von der diesjährigen Carrera verabschiedete. Nach einem freien Fall von gut 30 Metern wurden Sie von Hilfskräften erschüttert aber unversehrt geborgen.

In Tehuacan, gut 100 Kilometer vor dem Etappenziel, feierte die Bevölkerung ihre Helden der 'La Carrera' mit einer rauschenden Nachmittagsparty und frenetischem Beifall, aber auch die Ankunft in der Volkswagenstadt Puebla geriet zum Volksfest.

Die dritte Etappe führt heute über 490 Kilometer von Puebla über Toluca nach Morelia - und Classic Driver fährt mit.



1 Etappe von Tuxtla Gutierrez nach Oaxaca

Zum Auftakt eine Hitzeschlacht bei 36 Grad Celsius, Kurvenorgie auf heißem Asphalt und mit harten Bandagen; und die Favoriten kontrollieren das Feld.

Letzte Korrekturen über Nacht - die Straßen der 500 000-Einwohner Stadt Tuxtla Gutierrez gerieten zur Teststrecke der Renntourenwagen und Coupés, die technisch und optisch erst auf den letzten Drücker fertig wurden.

Pünktlich um acht Uhr morgens fiel die Startfahne für den gelben Studebaker des mexikanischen Paares Giminez. Das Thermometer zeigte zu dieser Zeit bereits eine Außentemperatur von 23 Grad an. Ein nächtlicher Regenguss vermochte keine Abhilfe zu schaffen - er hat allein der ohnehin hohen Luftfeuchtigkeit einen weiteren Schub verliehen.

Gut 4000 Einheimische hatten sich für das Startspektakel im Stadtzentrum eingefunden und begleiteten die Protagonisten, gleichgültig welcher Herkunft, mit frenetischem Jubel. In bunten Formationen bildeten sie Spalier bis zum Start der ersten Wertungsprüfung knapp acht Kilometer jenseits der Stadtgrenze.

Farbenfroh wie die Zuschauer präsentierte sich auch das Teilnehmerfeld: vom grellen Gelb der Studebaker zum giftigen Grün des Porsche 911 der deutschen Paarung Stoschek/Weber, der dieses Jahr mit zum engen Kreis der Favoriten gezählt wird. Ein offener Facel Vega ergänzt knallrot die bunte Mischung, hellblau strahlt ein rüstiger Käfer Baujahr 1954 auf dem flimmernden Ashalt. Schwarzweiß, mit Sheriffstern und allen weiteren äußeren Zeichen eines Wagens der 'Camino Federal Police', ein weiterer Studebaker.

Die echten Ordnungshüter sind auch wirklich mit von der Partie. Schwer bewaffnet und durch blitzendes Rot-Blaulicht von weitem sichtbar, achten sie darauf, dass die Carrera eine Sache für die Teilnehmer bleibt und nicht zu einem mörderischen Rennen für die Service-Teams.

Die ersten Ausfallerscheinungen zeigten sich bereits nach wenigen Kilometern der ersten Sonderprüfung: technischer Defekt lähmte vorübergehend einen gelben Porsche 356, ein Lancia Aurelia kam mit schweren Zündaussetzern nur mühsam über die Runden, blieb aber in der Wertung.

Weniger glimpflich kamen ein schwarzer Porsche 912, ein MG B und ein blauer Studebaker Golden Hawk davon. Sie kamen auf Wertungsprüfungen von der Strecke ab und konnten die Fahrt nicht fortsetzen.

Die nächste Etappe führt von Oaxaca nach Puebla - knapp 500 Kilometer. Und der Wetterbericht verspricht mehr Hitze.



Vorstart

Auf der Suche nach einem kernigen Auto Abenteuer haben vollgasfeste Gauchos, Gringos und Greenhorns die sagenhafte Carrera Panamericana wieder entdeckt. 88 Teams gehen heute auf die 3100 Kilometer lange Piste nach Nuevo Laredo.

Eduardo Leon, 52, mexikanischer Patriot und umtriebiger Geschäftsmann, hat vor 12 Jahren mit den Wiederbelebungsversuchen für die Carrera’ begonnen. Erst begeisterte er seine Freunde im eigenen Land für das größte Automobil Spektakel Mexikos, danach hartgesottene US Boys und schließlich auch die Clique europäischer PS Abenteurer.

Das Rezept, mit dem Leon auch dieses Mal wieder eine knappe Hundertschaft mobilisieren konnte, ist erprobt: Man nehme ein halbes Dutzend Kategorien, statte sie mit etlichen gestalterischen Freiheiten aus und sorge für ein Umfeld aus Lifestyle und Abenteuer ein Gemisch, gegen das es vorläufig keine Medizin gibt.

Vorbild bleibt in vielerlei Hinsicht die klassische Carrera Panamericana’, die 1952 mit einem Doppelsieg der Mercedes 300 SL Silberpfeile auch Einzug in das große Buch der deutschen Automobilgeschichte nahm. So führt die Strecke auch heute von Tuxtla Gutierrez nahe der guatemaltekischen Grenze über 3100 Kilometer bis an das nördliche Limit des Landes bei Nuevo Laredo.

Zwar führen inzwischen auch Autobahnen durch Mexiko, aber die Musik der Carrera spielt überwiegend auf Nebenstrecken, die diesen Namen auch in besonderem Maß verdienen. Denn: Vom aufgeweichten Asphalt über schweren Steinschlag bis hin zum massiven Erdrutsch gibt es etliche Hindernisse, die so manchen Chauffeur neben die Strecke schicken. Querrinnen, in Mexiko als Topes’ eher berüchtigt als berühmt, kratzen an tief liegenden Auspuffrohren oder anderen wichtigen Bauteilen, und Schlaglöcher, in denen ein Zwillingsreifen vom Lastwagen mühelos verschwindet, waren schon mehr als ein Mal letzte Station für Carrera Piloten.

Das Reglement berücksichtigt Elemente aus Gleichmäßigkeits- und aus Vollgasprüfungen. Den größten Lorbeer ernten am Ende freilich nur die Schnellsten. Und damit die Chance auf eine gesunde Zielankunft weitgehend gesichert ist, achten die technischen Kommissare besonders auf die vorschriftsmäßige Montage von Sicherheitskäfigen.

Die erste Etappe führt über 527 Kilometer nach Oaxaca.