So schnell kann es gehen: Die deutsche Mineralölwirtschaft (MWV) stoppt die Einführung des Biokraftstoffes E10 an deutschen Tankstellen mit sofortiger Wirkung. Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes, erklärte plakativ: „Das System platzt sonst.“
Gerade noch hatten wir im Rahmen der Berichterstattung über den Parlamentskreis Automobiles Kulturgut über die Unverträglichkeit von E10 bei Oldtimern berichtet. Wenige Tage danach geschieht das, was selbst die Experten nicht für möglich gehalten haben: Die deutsche Mineralölwirtschaft verhängt über der Einführung des Biosprits E10 ein Moratorium. Mit sofortiger Wirkung wird der Roll-Out der von der EU-Politik verordneten Treibstoffsorte mit Ethanolanteil gestoppt. Der Grund: Praktisch keine Nachfrage an den Zapfsäulen.
Aufgrund des scheinbar heillosen Chaos berief Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) einen Benzin-Gipfel ein. Er solle „zeitnah“ stattfinden. Die Verbraucher fragen den Kraftstoff in der Breite nicht nach. Und während derzeit bis zu vier Mal täglich die kleineren Tanks mit Super Plus unter den Zapfsäulen wieder aufgefüllt werden müssen, schlummert das E10 in den größeren Tanks weitgehend unberührt vor sich hin. Das klingt nach einem wirtschaftlichen Totalschaden. Unterdessen überziehen sich Politik und Mineralölwirtschaft gegenseitig mit Schuldzuweisungen. Die Aufklärung sei schlicht ungenügend gewesen, so der viel gehörte Vorwurf. Der geht auch an die Automobilindustrie, die kaum an einer umfassenden Aufklärung interessiert schien. So bleibt die Verträglichkeit bei Youngtimern ein Mysterium. Bei Oldtimern indes ist die Sache klar – unsere Empfehlung: E10 bitte nicht tanken!
Text: Mathias Paulokat
Fotos: Classic Driver