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Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale

Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale

Die Ducati-Sammlung des früheren Test- und Rennfahrers Carlo Saltarelli gilt als eine der größten der Welt. Im Mai kommen daraus 99 Motorräder von 1947 bis 2011 in Monaco unter den Hammer. Eine Bestandsaufnahme.

Gegenüber der Übermacht der japanischen Motorrad-Marken hatte Ducati stets das Image eines Underdogs. Doch fortschrittliche Ingenieursarbeit und ein rasantes Design haben der Firma aus dem Bologneser Stadtteil Borgo Panigale in der Nachkriegszeit eine sehr emotionale und stetig wachsende Fangemeinde beschert. Entsprechend groß war die Aufregung unter den Ducatisti, als Anfang dieses Jahres bekannt wurde, dass RM Auctions am 11. Mai 2012 die Sammlung des ehemaligen Ducati-Händlers, Testfahrers und Rennsportlers Carlo Saltarelli versteigern wird: In einer speziellen Ducati-Auktion werden insgesamt 101 Maschinen der Baujahre 1947 bis 2011 angeboten, 99 Exemplare davon stammen aus Saltarellis Kollektion. Unter den Motorrädern, die ohne Mindestgebot zum Aufruf kommen sollen, finden sich zudem einige Modelle aus dem Werksteam von Ducati Corse – darunter Casey Stoners V4-Desmosedici-MotoGP-Rennmaschine von 2010 und ein ähnliches Modell mit mehr als 200 PS und 799 Kubik, das im vergangenen Jahr von Neunfach-Weltmeister Valentino Rossi eingesetzt wurde. Für die Szene eine Sensation!

Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale
Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale


Obwohl Ducati bereits 1926 gegründet wurde, waren die kleinen Cucciolo-Modelle der Nachkriegszeit die ersten motorisierten Zweiräder der Marke. RM hat vier dieser seltenen Motorräder im Katalog versammelt – ein Exemplar, das einst beim Moto Giro d’Italia dabei war, wird auf 10.000 bis 12.500 Euro geschätzt. Ende der 1960er Jahre machte Ducati dann unter dem Begriff Desmodromik mit einem zwangsgesteuerten Ventiltrieb von sich reden. Weltweite Aufmerksamkeit sicherte damals der Sieg von Barry Sheenes Stiefbruder Paul Smart bei den 200 Meilen von Imola im Jahr 1972. Aus dieser Epoche finden sich bei der Monaco-Auktion vier Maschinen, darunter eine restaurierte Mk3-350-Desmo-Straßenmaschine von 1970 im typischen gelben Lack für geschätzte 10.000 bis 12.500 Euro sowie eine 450 Corsa aus dem selben Jahr für 30.000 bis 40.000 Euro.

Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale
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Auf Paul Smarts Triumph folgten 1973 und 1975 die Siege von Grau und Canellas bei den 24 Stunden von Barcelona, der Erfolg des US-Journalisten Cook Neilson im Jahr 1977 in Daytona und Mike Hailwoods legendärer Comeback-Sieg im darauffolgenden Jahr bei der Isle of Man TT – allesamt auf Variationen der großartigen Desmo-V-Twin. Auch aus dieser Zeit hat das Auktionshaus die passenden Maschinen parat: Eine von Saltarelli selbst in den Siebzigerjahren aus Fabrikteilen zusammengesetzte 200 Mille Imola Corsa Replica mit charakteristischem grünem Rahmen wird auf 80.000 bis 120.000 Euro geschätzt. Näher als mit dieser 750 SS dürfte man der Original-Siegermaschine von Smart und Spaggiari nicht kommen. Wer sich für eine Straßenmaschine aus dieser Zeit interessiert, sollte sich die 750SS von 1975 ansehen – das Motorrad wird auf 15.000 bis 20.000 Euro geschätzt, doch angesichts der Stückzahl von nur 249 gebauten Exemplaren dieser Version scheint ein höheres Endgebot durchaus wahrscheinlich.

Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale
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Im Jahr 1979 brachte Ducati die Pantah 500 auf den Markt – das erste Modell, bei dem die Nockenwellen durch Zahnriemen angetrieben wurden. In den 1980er Jahren feierte die neue Technik große Erfolge in der TT-Klasse für 600 und 750 Kubik, bevor in den 1990er Jahren die Zeit der großen Triumphe in der World Superbike Championship eingeläutet wurden. Als Underdog eingestiegen, konnte Ducati in 21 Jahren stolze 14 WSB-Titel für sich beanspruchen – und auch der 15. Weltmeisterschaftssieg in der Saison 2012 ist wohl nur noch einen Wertungspunkt entfernt. Ein Vorzeigeexemplar der frühen WSC-Jahre ist Giancarlo Falappas Werksrennmaschine 888 von 1992. Der charismatische Rennfahrer hatte zwischen 1989 und 1994 ganze 16 Rennen für Ducati entscheiden können, die signierte Maschine kommt deshalb auf einen stolzen Schätzpreis von 80.000 bis 100.000 Euro.

Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale
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Im Jahr 1994 debütierte zudem die von vielen als schönstes Motorrad aller Zeiten bezeichnete Ducati 916. Zwei Exemplare hat RM für den Monaco-Verkauf im Katalog, darunter eine SP-Version für 12.000 bis 15.000 Euro. Mit dem Wechsel von Zwei- auf Viertaktmotoren im Jahr 2003 rückte Ducati schließlich in die gerade eröffnete MotoGP-Arena vor. Im ersten jemals ausgetragenen MotoGP-Rennen sicherte sich Ducati bereits einen Podiumsplatz, fünf Rennen später folgte der erste Sieg. Bis zum Weltmeistertitel von Ducati und Stoner dauerte es jedoch noch einmal vier Jahre. Aus der Saison 2010 bringt RM nun zwei Maschinen unter den Hammer: Stoners GP10 CS1 und Rossis GP11 VR2. Der Schätzpreis für beide Motorräder liegt bei 300.000 bis 350.000 Euro plus 20 Prozent Steuern. Zudem hat Ducati mit Blick auf die delikate Renntechnologie einige Restriktionen für den zukünftigen Besitzer in den Vertrag eingebaut.

Die Saltarelli Ducati Collection: Underdogs for Sale
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Wer bei diesen Preisen nicht mithalten kann und möchte, sollte im Katalog noch einmal einige Seiten zurückblättern: Unter all den Rennmaschinen findet sich eine 125er Enduro von 1974 – eines der seltenen Geländemodelle der Marke und ein Stück Geschichte, das für 3.500 bis 4.500 Euro äußerst günstig zu haben ist. Die genannten Maschinen sowie die weiteren rund 90 Maschinen aus dem Katalog finden Sie im Classic Driver Marktplatz. Weitere Informationen zur RM-Auktion am 11. und 12. Mai 2012 in Monaco erhalten Sie unter www.rmauctions.com.

Text: Tom Stewart
Fotos: RM Auctions