Mit rund dreißig Fahrzeugen bietet Christie’s auf der traditionellen Vorweihnachtsauktion deutlich weniger an, als es die Konkurrenz-Häuser im Dezember tun. Hierzu passt der Spruch „Qualität statt Quantität“. In der Versteigerung sind beispielsweise ein Ferrari Testarossa von 1998 (14.300 bis 21.500 Euro), ein Humber Pullman „Woodie“ Estate Baujahr 1952 (17.200 bis 21.500 Euro) und natürlich wirkliche Stars wie ein McLaren F1 von 1998, der schätzungsweise 720.000 bis 860.000 Euro einbringen sollte und ein Bizzarini 5300 GT Baujahr 1965, geschätzter Preis: auf Anfrage.
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Christie’s verkaufte bereits im Juni diesen Jahres einen makellosen McLaren F1 in blaumetallic für 852.000 Euro inklusive Provision. Der jetzt angebotene Wagen in „Kandy“ orangemetallic verfügt allerdings über so viele Veränderungen und Modifikationen, dass man schon von stratosphärischen Spezifikationen sprechen kann. Ich persönlich (habe beide Fahrzeuge gesehen) bevorzuge diese Farbe – aber ich bin mir sicher, dass der zukünftige Käufer jederzeit McLaren’s exzellenten Service in Anspruch nehmen kann, um das Fahrzeug in der persönlich gewünschten Farbtönung überlackieren zu lassen.
Bizzarini gehört zu der Sorte von GT-Rennwagen, die vor ein paar Jahren noch für einen Bruchteil der jetzigen Marktpreise zu kaufen waren. Der Ingenieur Giotto Bizzarini hatte sich bei Alfa Romeo die Zähne ausgebissen, bevor er 1957 zu Ferrari wechselte und mit der Aufgabe betreut wurde, das Handling der Straßen- und Rennversionen des 250 zu verbessern.
Dies tat er sehr erfolgreich und spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des GTO.
Im Jahr 1963 wanderte er dann zu Iso. Sein A3C, mit 7000 Nieten ausgestattet und zusammengehalten, wurde im November 1963 auf der Turiner Motor Show enthüllt. Eine Design-Ikone war geboren. Das Christie’s Auto ist eine spätere Version mit hinterer Einzelradaufhängung und einem sehr leichten Glasfaser Aufbau. Dieses ist das einzige RHD (Right Hand Drive) Auto aus der Fabrik Livorno - mit einem 5.3 Liter Chevy-Motor ging es 1966 in Le Mans, der Targa und in Monza an den Start. Im Jahr 1967 wurde dann ein 7 Liter „Big Block“ installiert, die 550 PS waren in der Lage, auf geschätzte 210 mph zu beschleunigen. Allerdings kam das Auto in diesem Jahr nicht durch das Scrutineering von Le Mans und musste das Rennen in Monza vorzeitig beenden. Nachdem die Prototipo Bizzarini S.p.A 1971 Bankrott anmelden musste, wurde der rot und gelb lackierte Aufbau für 32 Jahre eingemottet. Das zu versteigernde Auto mit zeitnaher Renngeschichte kann von seinem neuen Eigentümer mit einem 5.3 oder 7 Liter Motor ausgestattet werden. Wie viel der Bizzarini kosten soll (auf Anfrage)? Seien Sie am 2. Dezember in London, Sie werden es sehen.
Um das europäische wettbewerbs-basierende Dreigestirn dieser Auktion abzuschließen kommen wir zu dem Alfa Romeo 33TT 12 Sports Prototype von 1974. Der Gewinner von Dijon, Monza, Nürburgring und Targa Florio der World Sportscar Championship 1975, ist ein weiteres Angebot mit einem „Preis auf Anfrage“. Vielleicht ist dieser Prototype weniger „benutzerfreundlich“ als ein Bizzarini, es ist aber ein sehr begehrenswertes Fahrzeug, das für die meisten historischen Veranstaltungen teilnahmeberechtigt ist. Der Wagen fuhr beim Goodwood Festival of Speed 1999 und wird von Christie’s als Fahrzeug mit leichter Patina und leicht sichtbaren Gebrauchsspuren beschrieben. Ein fantastisches Auto. Kommen wir zu einer früheren Ära. Der Rolls-Royce Silver Ghost, mit der sehr frühen „Edwardian“ Form, ist eines der meist gefeierten und teuersten Autos der Welt. Das von Christie’s angebotene Fahrzeug verfügt über einen originalen torpedoförmigen Thrupp and Maberly Aufbau von 1912. Christie’s beschreibt den Rolls-Royce als den „sechzehnt-frühesten Silver Ghost, der überlebt hat“ - mit einem Aufbau der fast einhundert Jahre alt ist. Die Preiserwartung liegt bei 500.000 bis 570.000 Euro - begründet mit dem absolut unverdorbenen Zustand des Autos, der kompletten Geschichte und der eleganten Linienführung.
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Langstreckenrennen waren in den 90er Jahren meist spannender als die Formel 1. Werksteams von BMW (McLaren F1), Mercedes (AMG CLK-GTR) und Porsche (GT1) konkurrierten mit halb offiziellen Ferrari F40 und Lotus Fahrzeugen. Honda produzierte eine GT2-Version seines Supersportwagens NSX. Der ex-works Rennwagen ist immer noch für viele Rennveranstaltungen teilnahmeberechtigt. Die Preiserwartung liegt bei 100.000 bis 143.500 Euro.
Auf dieser Auktion werden auch einige Kuriositäten angeboten. So wie der VW II Microbus von 1959, der auch an jedem Surferstrand seine zuhause hätte. Ein fröhlicher Bus, aus der Flower-Power-Zeit - für 20.000 bis 25.800 Euro. Etwas weniger Psychodelic präsentiert sich der Humber Pullmann Warwick „Woodie“ Estate. Ein tolles Support-Auto für Goodwood oder für einen Spaß-Concours. Der Wagen war 2000 bei den Hurlingham Louis Vuitton Classic dabei. Für 17.200 bis 21.500 Euro sollte der Humber verkauft werden.
Ort der Auktion:
Jack Barclay Showroom, 2 – 4 Ponton Road, London SW8
Besichtigungstermine:
Sonntag, 30. November - 10 bis 18 Uhr
Montag, 1. Dezember - 9 bis 17 Uhr
Dienstag, 2. Dezember - 9 bis 16 Uhr
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Fotos: Christie's / Text: Classic Driver