Einsteigen, losfahren: Nach Ulm und Austin in Texas startet nun auch in Hamburg das Carsharing-Programm Car2Go. Mit 300 Smart ForTwo planen Daimler und Europcar, das flexible Mobilitätskonzept ab Frühjahr 2011 umzusetzen. Weitere Städte sollen folgen.
Seit Oktober 2008 testet Daimler in Ulm das Carsharing-Projekt Car2Go – mit großem Erfolg. Mehr als vier Millionen Kilometer haben rund 20.000 Ulmer Testkunden mit den Leih-Smarts bereits heruntergefahren. Seit November 2009 läuft der Testbetrieb auch in der texanischen Hauptstadt Austin, wo sich bisher rund 10.000 Autofahrer für das Leihsystem registriert haben. Mit Hamburg erreicht das flexible Mobilitätskonzept nun die erste Millionenstadt. Bei der Pressekonferenz nannte Bürgermeister Christoph Ahlhaus die traditionelle Aufgeschlossenheit der Hamburger für neue Ideen als Grund für die Auswahl der Hansestadt. Ausschlaggebend war sicherlich auch, dass Hamburg im kommenden Jahr als „Europäische Umwelthauptstadt“ firmiert – und bisher die passenden Prestige-Projekte fehlen.
Ab März 2011 sollen zunächst 300 Smart ForTwo auf Hamburgs Straßen zur Verfügung stehen. Die Nutzung ist denkbar einfach. Man registriert sich online und erhält gegen eine einmalige Gebühr von 29,00 Euro ein Siegel auf den Führerschein, mit dem sich die Leihautos öffnen lassen. Anschließend tippt man eine PIN-Nummer auf dem Display ein und bewertet den Zustand des Autos, der Zündschlüssel wird freigegeben. Bei Zwischenstopps bleibt der Wagen reserviert. Abstellen kann man die Smarts schließlich auf jedem beliebigen Parkplatz. Zum Projektstart sollen jedoch auch zusätzliche, markierte Parkflächen – etwa auf Gehwegen – sowie eigens reservierte Parkhaus-Zonen geschaffen werden. Das Navigationssystem soll schließlich in Echtzeit prüfen, ob diese Parkplätze gerade frei sind.
Wer einen Smart leihen will, gerade jedoch kein blau-weißes Fahrzeug entdeckt, kann sich über eine Smartphone-App das nächste freie Mobil anzeigen lassen. Auch Reservierungen bis zu 24 Stunden im Voraus sind möglich – man erhält dann 15 Minuten vor Abfahrt eine SMS mit dem Standort. Abgerechnet wird nach der Nutzungsdauer. Eine Minute kostet 29 Cent, für eine Stunde werden 14,90 Euro fällig. Kein Schnäppchen, doch im Preis eingeschlossen sind nicht nur Benzin, Versicherung und Steuern, sondern auch sämtliche Parkgebühren. Eine Tagespauschale soll es ebenfalls geben, sie wurde jedoch noch nicht genannt. Grundsätzlich rechnet sich Car2Go für kurze Stadtstrecken, die man ansonsten mit dem Öffentlichen Nahverkehr oder dem Rad zurücklegen würde. Zunächst sollen die Leih-Smarts deshalb nur im Innenstadtbereich (innerhalb Ring 2) entliehen und abgestellt werden können. Wer weiter reisen möchte, kann beim Projektpartner Europcar auf günstigere Raten zurückgreifen.
Die von Daimler in Serie gebaute Carsharing-Edition des Smart ForTwo ist nicht nur mit der nötigen Telematik ausgestattet, alle Fahrzeuge werden auch mit einem Solardach mit 100 Watt Leistung ausgeliefert. Die gewonnene Energie lädt während der Fahrt die Batterie und kühlt im Sommer auch im Stand den Innenraum, so dass man selbst bei hohen Außentemperaturen immer in ein wohl klimatisiertes Auto steigt. Ein verbrauchsoptimierter Benzinmotor und eine Start-Stopp-Automatik sorgen ebenfalls für reduzierten Benzinverbrauch. Mittelfristig sollen im Hamburger Car2Go-Zyklus aber auch die ersten Exemplare des vollelektrischen Smart ForTwo Electric Drive zum Einsatz kommen.
Ob das Ziel von Anja Hajduk, Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, den Anteil des Autoverkehrs in der Hansestadt durch die neue Carsharing-Initiative zu senken, realistisch ist, wird sich zeigen. Laut Hajduk werden die Verlagerungseffekte eingehend geprüft. Denn angestrebt wird natürlich ein intelligenter Verkehrsmittel-Mix – und nicht ein weiterer Anreiz, das Fahrrad stehen oder die S-Bahn fahren zu lassen, um auch kurze Strecken zukünftig bequem und flexibel mit dem Auto zurück zu legen. In wieweit Car2Go dem Anspruch der „Europäischen Umwelthauptstadt“ gerecht werden kann, muss sich also noch beweisen.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Smart
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