Einst galt Detroit als automobile Welthauptstadt und größter Wirtschaftsmotor der USA. Heute liegt die Motorcity in Trümmern. Die Fotografen Yves Marchand and Romain Meffre haben den urbanen Verfall dokumentiert – bei Steidl ist nun ein eindrücklicher Bildband erschienen.
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat wohl keine amerikanische Großstadt einen vergleichbaren wirtschaftlichen Niedergang erlebt wie Detroit. Die gegenwärtige US-Rezession führt den schleichenden Zerfall der einstmals stolzen Industriemetropole noch einmal schmerzhaft vor Augen. Auch die prestigereiche North American International Auto Show (NAIAS), die hier aus Solidarität weiterhin jeden Januar veranstaltet wird, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Detroit Schritt für Schritt zu einer Geisterstadt verkommt. Inzwischen sind die Ruinen des vergangenen Wohlstands vor allem ein Reiseziel für urbane Archäologen wie Yves Marchand und Romain Meffre. Die beiden Fotografen haben sich in den gespenstischen Überresten der Stadt umgesehen und dabei eine faszinierend-verstörende Bildstrecke geschaffen. Im Steidl-Verlag ist nun unter dem Titel „The Ruins of Detroit“ ein hochwertiger Bildband mit den eindrücklichen Motiven herausgekommen.
Marchard und Meffre verstehen die Ruinen als sichtbare Symbole und Landmarken unserer Gesellschaften mit all ihren Veränderungen. Das Stadium des natürlichen Verfalls dient Ihnen als Zeugnis vom Ende einer Ära oder dem Sturz eines ganzen Reiches. Die Fotografie wird in diesem Sinn als Mittel genutzt, um den fortschreitenden Niedergang in seiner Flüchtigkeit und Zerbrechlichkeit festzuhalten, bevor die Planierraupen kommen und alle Erinnerungen ausradieren.
Weitere Informationen finden sich unter www.steidl.de.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Yves Marchand und Romain Meffre