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Brough Superior: Der Rolls-Royce unter den Motorrädern

Unter wohlhabenden Investoren gilt es derzeit als schick, klassische Motorräder wie Kunstwerke zu sammeln. Dennoch überraschte es, bei der „Design Masters“-Auktion von Phillips de Pury am 15. Dezember in New York eine historisch wichtige Brough Superior SS100 „Alpine Grand Sport“ Prototype zu entdecken – neben Möbeln von Marc Newson, Philippe Starck und Le Corbusier.

Erstaunen rief auch der hohe Schätzpreis hervor. Das Auktionshaus hatte den Rahmen mit 600.000 bis 700.000 US-Dollar (etwa 460.000 bis 530.000 Euro) angesetzt – der höchste Auktionspreis, der jemals für ein Motorrad aufgerufen wurde. Die angebotene Brough Superior SS100 „Alpine Grand Sport“ Prototype von 1925 wurde einst vom legendären Motorradkonstrukteur und Rennfahrer George Brough eigens für den Austrian Alpine Trail entwickelt und auch dort eingesetzt. Die modifizierte SS100 gilt als Prototyp der „Alpine Grand Sport“-Modelle. Dennoch kam es nicht zum Verkauf: Mit einem einzigen Gebot von 450.000 US-Dollar blieb die einzigartige Brough Superior unter den Erwartungen und kehrte nach der Auktion in die Sammlung von Michael FitzSimons zurück, wo sie bereits seit 25 Jahren schlummert.

Brough Superior: Der Rolls-Royce unter den Motorrädern Brough Superior: Der Rolls-Royce unter den Motorrädern

Dennoch kann man nicht bestreiten, dass es sich bei den Klassikern von Brough um die vielleicht wertvollsten Motorräder der Welt handelt. Die von 1919 bis 1940 bei Brough Superior Works im englischen Nottingham gebaute Brough Superior galt zu ihrer Zeit als eines der schnellsten und exklusivsten Zweiräder auf dem Markt. Firmenchef Brough bestand darauf, jede SS100 entsprechend ihrem Modellnamen auf der Viertelmeile einmal auf 100 Meilen zu beschleunigen, bevor sie ausgeliefert wurde. Zu den erlesenen Kunden gehörte auch der Schriftsteller T. E. Lawrence, der auf seiner sechsten Brough Superoir bei einem tragischen Unfall in Dorset ums Leben kam. Heute sind die Maschinen entsprechend begehrt: Bei einer Auktion wurden bereits 340.000 Euro für eine Brough Superior gezahlt, der allererste Werksprototyp soll Gerüchten zufolge unter der Hand für 590.000 Euro den Besitzer gewechselt haben. Die Unglücksmaschine von T. E. Lawrence wird sogar auf 1,2 Millionen Euro geschätzt.

Derartige Summen lassen die wunderbar gefertigten Repliken des Brough-Aficionados Mark Upham als äußerst attraktive Investition erscheinen. Bei Upham, der über sein österreichisches Unternehmen British Only Austria bereits mehr als 50 echte Broughs verkauft hat, kann man eine neu aufgebaute Broughs für etwa 180.000 Euro erwerben. Die Maschinen sind kaum von den Originalen zu unterscheiden, doch technisch entsprechen sie den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts. Dass für die Rekreationen nur wenige britische Teile verwendet werden, liegt an Uphams strategisch guter Position – schließlich arbeiten einige der weltbesten Ingenieursbetriebe, die auch Audi und Lamborghini beliefern, praktisch in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Kurbelwellengehäuse kommen derweil aus Deutschland, während die Rahmen an der österreichischen Leoben Universität hergestellt und zahlreichen Stresstests unterzogen werden. Ein großer Fan von Uphams Nachbauten ist der amerikanische Moderator und bekennende Petrolhead Jay Leno, der mit einer österreichischen Broughs Superior im vergangenen Sommer in Pebble Beach gesehen wurde.

Wenn es dennoch das Original sein soll, führt der Weg schließlich zu Iconic Motorcycles im englischen Gloucestershire. Dort kann man eines der seltenen Pedine-Rennmodelle erstehen, das seinen Namen nach einem Doppelsieg beim Ein-Meilen-Sprint von 1928 in Pedine erhielt. Der Preis dürfte um 235.000 Euro liegen.

Weitere Informationen unter:

Brough Superior Motorcycles: brough-superior.com

Iconic Motorcycles: iconicmotorcycles.com.

Text: Simon de Burton (aus dem Englischen von Jan Baedeker)
Fotos: Phillips de Pury