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Bentley Continental GT Series 51: Reine Formsache

Für das neu gegründete Bentley Style Department schuf John Blatchley im Jahr 1951 den klassischen Continental-Stil – und prägte damit für lange Zeit das Gesicht der Marke. Jetzt gedenken die Briten dem historischen Wendepunkt mit einer opulenten Ausstattungslinie. Classic Driver hat einen Bentley Continental GT Speed Series 51 vor der Berliner Hauptstadtkulisse einem umfassenden Stiltest unterzogen.

Wer die Nachkriegsgeschichte von Bentley Revue passieren lässt, kommt an einem Namen sicherlich nicht vorbei: John Blatchley. Schon mit zwanzig Jahren leitete er das Designteam des renommierten Londoner Karosseriebetriebs Gurney Nutting. Die extravaganten Designarbeiten des jungen Talents blieben auch bei Rolls Royce und Bentley Motor Cars nicht unbemerkt – und schon bald folgte Blatchley dem Ruf nach Crewe. Als Chefdesigner des im September 1951 gegründeten Style Departments prägte Blatchley über 18 Jahre lang den Formenkanon von Bentley. Legendäre Modelle wie der MK6, der R Type Continental sowie die Modelle der S- und T-Baureihe gehen auf seine präzisen Zeichnungen, Wachsmodelle und Wasserfarb-Skizzen zurück. Auch Bentleys heutiger Designchef Dirk van Braeckel ließ sich bei der Entwicklung des aktuellen Continental stark von Blatchleys Entwürfen beeinflussen. In den neuen Sondermodellen der „Series 51“ soll dieses stilistische Erbe einmal mehr mit dem aktuellen Modellprogramm in Verbindung treten – und dabei ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.

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Doch zunächst die Ernüchterung: Im fahlen Neonlicht der Tiefgarage scheint unser Testwagen außen grau zu sein und innen schwarz. Dabei hatte Melinda-June Jenkins, Chefin von Bentleys hauseigenem „Colour and Trim“-Team, für die „Series 51“ der Continental-Serie doch ein völlig neues Spektrum von Farb- und Materialkombinationen kreiert. Auf der Website von Bentley findet man für die Sonderserie exotische Kolorierungsvarianten wie Aquamarin, Havana, Glacier oder Bronze, die mit einem Three-Tone-Interior geschmackvoll kombiniert werden möchten. Selbst ausgebildete Inneneinrichter dürften von dieser Aufgabe, Haupt- und Sekundärleder mit Kontrastziernähten, Türverkleidungen, Teppichen und Panelen aus Amboyna-Edelholz oder gebürstetem Aluminium in Einklang zubringen, schnell überfordert sein. Die Maßschneider aus Crewe stehen natürlich beratend zur Seite. Aber grau und schwarz? C’mon, man kann es sich auch wirklich einfach machen!

Unter freiem Himmel sieht die Sache schon anders aus: So ist der Innenraum plötzlich nicht mehr monoton, sondern überraschend kontrastreich. Die belugaschwarzen Sitze werden von porpoisegrauen Einsetzen durchbrochen und erhalten durch feine, leinenfarbene Stepp- und Ziernähte eine leichte Kontur. Die klassische Kombination von Beluga, Porpoise und Linen setzt sich von den Türverkleidungen bis zu den Teppichen fort. Den stärksten Akzent bieten derweil die Einsätze aus hellem, gebürstetem Aliminium, die dem Cockpit einen modernen, britisch-coolen Look verleihen. Die Lackierung im Ton Silver Tempest gibt dem Wagen zudem eine zurückhaltende Eleganz, die in den ehrwürdigen Hauptstadtstraßen zwischen Außwärtigem Amt, Staatsoper und Neuem Museum durchaus angemessen erscheint. Understatement bis ins letzte Detail also – und wahrscheinlich für zahlreiche Bentley-Kunden das Gebot der Stunde.

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Denn auch wenn extravagante Two-Tone-Lackierungen und farbenprächtige Lederkombinationen in den Designsphären en vogue sind, werden Luxusautomobile derzeit eher im „Stealth Mode“ gekauft. Dass ein dezenter Auftritt nicht der Idee der „Series 51“ entgegensteht, beweist unser Testwagen, dessen Finesse sich erst auf den zweiten und dritten Blick erschließt. Nur für Kenner zu entdecken ist auch die kleine Plakette hinter dem Vorderrad, die das Sondermodell erst erkenntlich macht. Zu diesem Auftritt passt natürlich auch das sagenhafte W12-Triebwerk – in unserem Fall die Speed-Variante mit 610 PS und 750 Newtonmetern – und ein Fahrwerk, das in Sekundenbruchteilen zwischen sänftenhaftem Gleiten und massivster Kraftübertragung wechseln kann. Im Gegensatz zu zahlreichen automobilen Kraftprotzen, die man im zivilen Straßenverkehr kaum zügeln kann, fährt sich der Continental GT derart leichtfüßig und weich, dass man die verfügbare Beschleunigungskraft manchmal fast vergisst.

Die Ausstattungspakete der „Series 51“ sind sowohl für den Continental GT als auch für den GTC verfügbar. Auf der Website von Bentley ist ein breites Spektrum der verfügbaren Exterieur- und Interieur-Kombinationen abgebildet. Ob man die neue Fülle von Möglichkeiten dazu nutzt, den Bentley Continental so extrovertiert oder so zurückhaltend wie möglich zu gestalten, bleibt natürlich dem individuellen Geschmack überlassen.

Text: Jan Baedeker
Fotos: Jan Baedeker / Bentley

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