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Bei Anruf: Strafzeit

Wenn sich unter 170 Teams über 20 Vorkriegsfahrzeuge und dazu mit Luciano Viaro und Michaela Mair die Mille-Miglia-Sieger 2005 und MM-Zweiten 2006 mischen, hat der Veranstalter der Sachs-Franken-Classic sicher einiges richtig gemacht.

Karlheinz Schott ließ es seinen Teilnehmern bei der ADAC Sachs-Franken-Classic, eine Rallye der Classic Masters-Serie, wie immer an (fast) nichts fehlen: Wie es schon die Ennstal-Classic in Österreich vorgemacht hatte, schenkte auch Schott den knapp 170 Teams ein Handy, mit dem nach jeder Wertungsprüfung die gefahrenen Zeiten übermittelt wurden. Das ist eine feine Sache, so weiß man schließlich immer sofort, wie grausig man sich an der letzten Lichtschranke gerade wieder angestellt hat...

Besagter Luciano Viaro erfuhr es in WP 2, als er mit seinem vom Werks-Museum gestellten Alfa Romeo 6C 1500 SS und seiner zauberhaften Beifahrerin Michaela Mair verzweifelt und erfolglos nach der nächsten Lichtschranke gesucht hatte. Um es vorwegzunehmen: Diese verfahrene Situation hat ihn zwar zeitweilig auf den 53. Platz zurückgespült, am Ende landete das ungleiche italienische Paar aber doch wieder auf dem Treppchen. Rang drei nach einer eindrucksvollen Aufholjagd zeigte, dass sie vielleicht nicht vollkommen zu unrecht schon die Mille Miglia gewonnen hatten. Hilfreich zur Seite stand ihnen der vom Veranstalter zur Ermunterung von Vorkriegsfahrzeugen eingeführte Baujahrsfaktor, bei dem die Strafzeiten einfach noch einmal mit dem Baujahr multipliziert werden. Da ist es kein Nachteil, dass der Museums-Alfa von 1929 die Werkshallen verlassen hat, während Großteile der Konkurrenz mit stumpferen 70er-Jahre-Waffen kämpften.

Bei Anruf: Strafzeit Bei Anruf: Strafzeit

Dass mit Hilfe des Viaro-Fehlers am Ende doch egal war, welches Baujahr der Bolide im Schein stehen hatte, bewies erneut eindrucksvoll Knödelkönig Norbert Henglein mit Copilot Günter Röthel im 1971er Porsche Carrera RSR, die sogar Hanns Werner Wirth/Ursula Schmidt in ihrem Jaguar XK 140 aus den 50ern auf Rang zwei verwiesen.

Ambiente, Strecke und Brimborium waren wie in jedem Jahr wieder eine Klasse für sich bei der Bädertour durchs Frankenland. Nur bekannte Ziele warteten auf die Teilnehmer, Kartenskizzen fehlten gänzlich und die drei geheimen Zeitkontrollen waren nur als Sonderpreis ausgeschrieben, ohne Wertung zum Gesamtergebnis.

Zwar wird die Gleichmäßigkeit im nächsten Jahr auch nur eine Sonderwertung bleiben, dafür wird es wohl auch noch einige Kartenskizzen (ebenfalls nicht für die Gesamtwertung zählend) geben, damit es den Spezialisten nicht ganz so fad bleibt, wie beim reinen Lichtschrankenhupfen. Für Karlheinz Schott als Veranstalter zahlt sich die sportliche Schlichtheit aber durchaus aus: Rund 170 Teams bringt man nicht einfach so von der heimischen Couch und 20 Vorkriegsfahrzeuge sind außerhalb eines Museums heutzutage auch eher selten anzutreffen.

Vor dem nächsten Classic-Maters-Lauf, der Bayerwald-Rallye vom 21. bis 23. Juli, sieht es folgendermaßen in den einzelnen Katgorien aus: In der Vorkriegswertung liegt Eberhard Blumenstock meilenweit in Front, in der mit allen sinnigen und unsinnigen operierenden und programmierenden Klasse „Nachkrieg Elektronik“ haben Norbert Henglein/Günter Röthel (Porsche 911 RSR) die Führung von Marita und Wolfgang Schönwalder (BMW 2002) übernommen und in der Sanduhrklasse liegen die Mercedes-Fahrer Karsten Wohlenberg/Monica Vacano reichlich in Front vor den Alfa-Piloten Uwe Heusel/Bernd Würth.

Text & Foto: Thomas Senn


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