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Barbour Repair Service: Die Hüter der Wachsjacke

Barbour Repair Service: Die Hüter der Wachsjacke

Classic Driver Autor Simon de Burton taucht ein in die Welt der Wachsjacken. Nach einem Motorradunfall mit einer alten BMW R80, bei dem seine Barbour Rexton-Jacke üble Risse davon trug, begleitete der Autor die Wiedergeburt seiner Jacke beim Barbour Repair Service.

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde und gehört zu den wichtigen Aufgaben der Zukunft. Zwar wird die Reparatur meiner, bei einem Motorradunfall stark in Mitleidenschaft gezogenen, Barbour Steve McQueen-Jacke nicht die Welt verändern, dennoch fühle ich mich wohl bei dem Gedanken nicht dem Trott der Wegwerf-Gesellschaft gefolgt zu sein.

Auch wenn ich die gewachste Jacke erst seit Kurzem besitze, ist sie mir sehr – im wahrsten Sinne des Wortes – ans Herz gewachsen. Auch wenn in meiner Familie viele sich gut auf den Umgang mit Nadel und Faden verstehen, beherrsche ich dieses Handwerk nicht im Geringsten, was mich dazu verleitete den hauseigenen Repair-Service von Barbour mit dem Flicken des Lochs am Ärmel zu betrauen.

Gemeinsam mit meiner Jacke, machte ich mich auf den Weg in das nordenglische South Shields, wo die Firma J. Barbour and Sons ihren Hauptsitz hat. Normalerweise erreichen ramponierte Jacken den Repair-Service per Post und das im Jahr über 50.000 Mal. Bei meinem Besuch warteten 2.000 Kleidungsstücke darauf nacheinander repariert, ausgebessert oder neu gewachst zu werden. Grün ist die beherrschende Farbe, werden doch über die Hälfte der Barbour-Jacken in dieser Farbe verkauft. Damit es nicht zu Verwechselungen kommt, wird jedes Kleidungsstück mit einem Code versehen und von einem Computer erfasst. Auch meine Rexton erhält solch eine Kennnummer und wandert mit dem passenden Begleitpapier, auf dem die Art der Reparatur steht in die Service-Halle wo die fleißigen Näherinen in einer Mischung aus Emsigkeit und Gelassenheit jede Jacke sorgfältig bearbeiten.

Barbour Repair Service: Die Hüter der Wachsjacke

Bevor eine der Barbour-Damen mit den Ausbesserungsarbeiten beginnt, werden sorgfältig alle Taschen auf vergessene Gegenstände überprüft. Man muss sich wundern, was sich alles so in den Taschen anfindet: Angelhaken, Schrotpatronen oder Fuchsschwänze fischen die Damen ebenso aus den Jacken, wie auch Eheringe oder andere sehr persönliche Gegenstände. Nach der Kontrolle meiner Taschen und der Freigabe, dass sich weder Blut oder andere unbekannten Stoffe an oder in der Jacke befinden, beginnt die Näherin mit geschulten Handgriffen die kaputten Ärmel freizulegen.

Das Flicken meines Lochs im Ärmel ist eine der leichtesten Übungen und geht der Näherin rasch von der Hand, genauer von der Nähmaschine. Mit flinken Bewegungen bei der jeder Stich sitzt rattert der kaputte Ärmel unter der schnellen Nadel hin und her. Etwa 250 Reparaturen pro Tag schafft eine der fleißigen Barbour-Schneiderinnen. Um das riesige Aufkommen an Reparaturen stemmen zu können, gibt es strenge Zeitvorgaben für die Angestellten. Das einnähen eines neuen Futters dauert beispielsweise zwölf Minuten, während neue Krägen in sechs Minuten angenäht werden müssen.

Für das Stopfen des Lochs im Ärmel meiner Jacke, benötigt die Schneiderin gerade einmal weniger als neun Minuten. Das Ergebnis ist perfekt, selbst das ersetzte Innenfutter wurde herausgetrennt und so eingenäht, dass das Innenmuster wieder exakt an das bestehende Futter passt. Eine wirklich gute Arbeit. Am Ende werde ich 13 Pfund Sterling für die perfekte Reparatur ausgegeben haben – ein gutes Verhältnis zwischen der erbrachten Leistung und dem gezahlten Preis.

Barbour Repair Service: Die Hüter der Wachsjacke

Zwar empfehlen die Fachleute von Barbour, dass wenn die geschätzte Reparatur einer Jacke länger als 100 Minuten in Anspruch nehmen sollte, aus Kostengründen lieber eine neue Jacke kaufen solle. Doch ein Kunde steckte mehr als 250 Pfund Sterling in die Reparatur seiner Jacke, da er die Wachsjacke als Erinnerungsstück an seinen Großvater hegte und pflegte. Häufig gelangen aber auch wirklich hoffnungslose Fälle in das Repair-Centre. Dies sind zumeist Opfer von Waschmaschinen, dem natürlichen Feind der Wachsjacke. Bei diesen Fällen können selbst die 35 Wachsspezialisten nicht mehr helfen.

Ich jedenfalls verlasse die Hallen von Barbour mit einer frisch reparierten und gewachsten Jacke und freue mich wie ein kleines Kind an Weihnachten über die Wiedergeburt meiner Lieblingsjacke. Ebenfalls bin ich glücklich darüber, der Wegwerf-Gesellschaft ein Schnippchen geschlagen zu haben. Weitere Informationen zum Reparatur-Service von Barbour erhalten Sie unter www.barbour.com.

Text: Simon de Burton
Photos: Barbour