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Tokyo Motor Show 2013: Schräge neue Welt

Auch wenn die Japaner den Luxus lieben – im Alltag dominieren immer mehr Kleinstmobile. Sie sind die wahren Sieger im Kampf gegen Tokios Superstaus. Classic Driver zeigt die skurrilsten Gefährte und heißesten Sportwagen der 43. Tokio Motor Show.

Gelobt sei, was klein ist

Der Gedanke des Autos an sich, nämlich mobil zu sein, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen, konterkariert sich spätestens dann, wenn man in Tokio versucht, mit den üblichen Luxuslimousinen voranzukommen. Im Prinzip steht man dauerhaft im Stau, eingekeilt von Tausenden von Mitmenschen. Da ist es dann auch egal, ob 500 oder 600 PS unter der Haube sind. Der Japaner greift daher zum Microvan. Mit ihm löst er gleich mehrere Probleme gleichzeitig. Einerseits kommen gleich mehrere Personen dank der handlichen Einkaufswagen-Abmessungen vom Fleck, andererseits ist auch für die unhandlicheren Einkäufe genug Platz vorhanden. Einen Umstand, den Boliden wie das neue Jaguar F-Type Coupé nicht bieten können. Mitunter sind die Zwerg-LKW’s sogar so geräumig, dass es zum Ausbau eines Mini-Wohnmobils reicht. Faltzelt drangehängt und fertig. Der Freizeitwert steigert sich so ins Unermessliche. Wer mag, ordert seinen Minivan mit einem kräftigen Turbomotor und schafft so die Basis für ein neues Hobby. Denn für die aufgeladenen Dreizylinder hält der Markt nahezu alles an Tuningzutaten bereit, was Spaß macht und dem Minivan Flügel verleiht.

Weniger zum Tunen und Transportieren, als vielmehr zum bloßen Vorwärtskommen eignet sich der Kleinstwagen, den es wie selbstverständlich in zahlreichen elektrischen Ausführungen gibt. Volkswagen will mit dem e-up! auf diesen Zug aufspringen, und wer bei dem Wolfsburger-Minimobil Angst vor zu geringer Reichweite hat, bekommt bald mit dem Zweizylindrigen twin-up! die passende Hybridversion mit der Technik des exklusiven XL1 nachgereicht.

Ab auf die Piste

Neben den Minimobilen bietet der japanische Automarkt aber noch mehr exklusive Mobile, mit denen der Trip durch Tokio zum puren Adrenalinkick wird. Etwa die von dem japanischen Designer Ken Okuyana kreierten Sportwagen, die je nach Ausführung über weit mehr als 300 PS verfügen. Nicht viel, sagen Sie? Wohl schon, wenn man ins Kalkül zieht, das die puristischen Zweisitzer über eine Carbon-Karosserie verfügen und entsprechend leichtgewichtig sind. Da können dann selbst etablierte Sportwagen wie der in Tokio präsentierte Lexus RC mit seinem 3,5-Liter-Benziner und 318 PS einpacken. Und sollte trotz der Rennstrecken-tauglichen Fahrwerksabstimmung ein Ausflug in die Botanik unvermeidbar sein, zieht einen der ebenfalls von Herrn Okuyana designte Traktor wieder heraus.

Mal raus aus der Stadt

Doch auch der Tokioter möchte mal raus aus der Stadt. Kleine schicke Roadster bieten sich für eine solche Tour an und mit den frech gestylten Modellen von Honda, Toyota und Daihatsu bekommt dieses in Europa irgendwie in Vergessenheit geratene Segment wieder einen ganz neuen Reiz. Klein, offen und durchaus leistungsstark holen sie genau das Gefühl von unbeschwerter Leichtigkeit zurück, was einst mit Modellen wie dem Honda S800 dieses Autosegment ausmachte. Die Europäer versuchen, wie einst, dagegen zu halten. Allen voran die Stilikone Mini, die in Tokio ihren nunmehr dritten Aufguss der Neuzeit erlebt. Viel getraut hat sich Mini-Chefdesigner Christopher Weil zwar nicht, doch mal ehrlich, wie soll man einen Mini auch schon groß verändern? Etwas Kantenschliff, ein wenig mehr die Linien gestrafft – und fertig. Dafür, dass nun der Tacho ganz konventionell vor dem Fahrer sitzt und die Motoren mit drei Zylindern auskommen müssen, kann der Designer ja nun wirklich nichts.

Mutig in die Zukunft

Und sollte es auf dem Land einmal unwirtlich zugehen und man die erhöhte Bodenfreiheit eines SUV benötigen, geben die japanischen Designer Ausblicke, wie die Geländewagen der Zukunft aussehen könnten. Dabei spielt Größe eine eher untergeordnete Rolle, wie die Studien von Suzuki oder Subaru verraten. Vielmehr geht es um interessantes Design und um die alles entscheidende Frage: Fährst Du noch oder stehst Du schon (im Stau)?

Fotos: Sven Jürisch

Einen Minivan, Verzeihung „Microbus“, gab es übrigens schon in den Sechzigern – und im Classic Driver Markt kann man diese stilvolle Ikone, den VW T1, kaufen.