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Es fließt nicht nur Bugatti-Blut in den Adern von William I’Anson

Geboren in eine Familie begeisterter Bugatti-Fans, verfiel William I’Anson bald neben den legendären blauen Grand Prix-Rennern auch weiteren Vollblütern der Rennstrecke. Heute wartet, restauriert und verkauft er sie in einem wunderschönen Gebäudekomplex in den englischen Cotswolds.

Nach einem Ausflug in die Welt der Rennyachten – gekrönt im Jahr 2003 von einem Einsatz beim Americas Cup für Großbritannien – kehrte William I’Anson in die Welt der Automobile zurück, in die er hineingeboren wurde. Fortan galt die ganze Passion des heute 41-Jährigen den legendären Grand Prix-Modellen von Bugatti und weiteren historischen Rennwagen. Von seinem Showroom und seinen Werkstätten in den malerischen Cotswolds bietet William heute einer weltweiten Klientel alle Dienstleistungen rund um den Besitz und den Einsatz klassischer Fahrzeuge an: Vom Ver- und Ankauf der Preziosen über die Vorbereitung für Rennen bis zu logistischer Unterstützung. Wir haben ihn besucht.

Was sind Ihre frühesten Erinnerungen an ein Automobil?

Wie ich in meinem Kinderwagen durch das alte Fahrerlager des Nürburgrings geschoben wurde. Ich verbrachte einen großen Teil meiner Kindheit bei Bergrennen und an Rennstrecken rund um die Welt – und das würde ich auch für nichts Anderes eintauschen wollen. Ich erinnere mich, wie mich mein Vater einmal in einem Bugatti Typ 51 den Prescott Hill mit hochgenommen hat – dabei hockte ich auf seinen Knien! Ich habe dann später meine beiden eigenen Kinder in meinem Bugatti Brescia die gleiche Strecke hochgefahren. Es hat mich sehr stolz gemacht, dass so die nunmehr dritte Generation auf den selben Pfaden wandelt.

Warum zieht Sie und Ihre Familie so sehr zu Bugatti hin?

Im Jahr 1969 gründete mein Vater die Firma Tula Engineering – ein Unternehmen, dass sich bis heute der Restaurierung und Rennvorbereitung von Grand Prix-Bugatti verschrieben hat. Mein Vater war vom ersten Moment an fasziniert von der künstlerischen Ästhetik des Bugatti-Designs und der hohen Qualität des Engineerings. Da ich mein ganzes Leben von Bugattis und den tollen Menschen, die sich um diese Autos kümmern, umgeben war, war es unmöglich, nicht dem gleichen Rennbazillus zu verfallen. 

Wie wurde aus der Passion ein Beruf?

Es war immer meine Absicht, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Während meines Maschinenbaustudiums arbeitete ich bereits in seiner Werkstatt, an Teilen für Bugattis und Ferraris. Nach meinem Intermezzo mit den Rennyachten überredete mich Robert Brooks, wieder zurück ins Autoklassiker-Geschäft zu kommen. Und zwar mit Schwerpunkt An- und Verkauf und weniger Restaurierung und Rennvorbereitung.

Warum bemühten Sie sich nach Gründung Ihres eigenen Unternehmens, die starke Bugatti-Verbindung aufrecht zu erhalten?

Bugatti ist einzigartig dahingehend, dass die Sammler und Besitzer dieser Autos der Marke oft seit Jahrzehnten und nicht nur Jahren treu verbunden sind. Sie bilden eine Familie, ich der ich mich glücklich schätzen durfte, aufgewachsen zu sein. Es gibt so viel zu lernen über diese phantastischen Autos, so viel zu verstehen. Daher war es für mich selbstverständlich, diese Verbindung nicht abreißen zu lassen. 

Was können Kunden von William I’Anson erwarten, das sie anderswo nicht notwendigerweise finden?

Wir sind stolz darauf, unser Geschäft sehr offen und geradlinig zu betreiben. Mein 2015 zu mir gestoßener Partner Ben Mitchell und ich sind beide absolute Auto-Freaks und arbeiten hart daran, die Grenzen in Bezug auf die Präsentation der Fahrzeuge und Recherchen zu ihrer Vergangenheit immer weiter zu verschieben. Es geht uns um mehr als nur An- und Verkauf – wir wollen die zentrale Anlaufstelle für Sammler und Motorsportler sein. Der Erwerb eines Autos ist eine vom Lebensstil getriebene Angelegenheit, aber zugleich auch eine Investition. Daher lassen wir unsere Kunden nach Abschuss eines Deals auch nicht allein. Wir nehmen uns Zeit für Ratschläge und bieten Hilfe in allen Fragen rund um den Besitz eines historischen Automobils an.

Fahren Sie selbst Rennen?

Wenn man so wie wir echte Wettbewerbswagen verkauft, ist es nach meiner Überzeugung unverzichtbar, auch selbst Rennerfahrungen zu sammeln. Ich habe beide Semi-Lightweight E-types, die wir zum Verkauf hatten, bewegt. Und Ben fuhr das Ex-Bruce McLaren-Exemplar beim diesjährigen Goodwood Revival im RAC TT Celebration Rennen. Wir praktizieren, was wir predigen. Und können so am besten beurteilen, wie es ist, diese Autos im Renntempo zu bewegen. 

Was ist Ihr erinnerungswürdigster Moment hinter dem Steuer eines historischen Rennwagens?

Einen Aston Martin DB3 S um Laguna Seca zu treiben ist schon ein echter Pulsbeschleuniger. Speziell wenn man bedenkt, dass wir in den Monaten zuvor mit ihm beim Colorado Grand und Copperstate 1000 rund 3.600 Kilometer auf der Straße zurückgelegt hatten. Das war ein fabelhaftes Auto. Doch ein Porsche 904 in Spa und ein Brabham BT10 in Goodwood haben einen ähnlich hohen Erlebniswert.

Wie hat sich der Markt für Grand Prix-Bugattis in den letzten fünf Jahren verändert?

Grand Prix Bugattis, speziell jene mit einer besonderen Abstammung, sind immer schon sehr beliebt gewesen. Die Herausforderung besteht darin, die besten Stücke heraus zu fischen. Da sich leider manch langjähriger Halter im fortgeschrittenen Lebensalter von seinem Auto trennen muss, tauchen einige großartige Modelle immer wieder neu auf dem Markt auf. Die Nachfrage nach solchen Modellen steigt ebenso wie deren Sammlerwert weiter an. Speziell, weil viele Kunden die Wagen neben der Rennstrecke auch auf öffentlichen Straßen bewegen wollen. Events wie die Mille Miglia und andere internationale Straßen-Rallyes führen zu zusätzlichen Einsatzzeiten. Wie auch im übrigen Markt werden Originalität und historische Abstammung besonders hoch bewertet.  

Wohin bewegt sich der Markt für klassische Automobile nach Ihrer Beobachtung?

Die Autos, mit denen wir vorzugsweise handeln, sind Drivers’ cars. Und in der Mehrzahl werden sie gekauft, um auf der Straße und der Rennpiste gefahren zu werden. Wir stellen fest, dass diese Fahrzeuge konstanter im Wert steigen als spekulative, rein vom Investment getriebene Autos. Wenn Sie zum Beispiel einen Formel-1-Rennwagen mit Cosworth DFV-Motor erwerben, wollen Sie den natürlich bei Rennen einsetzen. Sie sind sich der bedeutenden Ausgabe bewusst, doch ist solch ein Kauf primär emotional getrieben. Weil immer mehr Neukunden auftreten, wächst die Beliebtheit von Rennen im Grand Prix-Rahmenprogramm. Im Gegenzug werden zulassungsberechtigte Autos rarer. Das wiederum treibt den Markt an. Ich sehe für diesen Sektor ein gesundes und nachhaltiges Wachstum. Die Käufer stehen bereit – es geht nun darum, das richtige Objekt für ihre Investition zu finden.

Haben Sie den Verkauf eines Autos aus Ihrer Karriere bereut?

Nein, in meinem Fall kann man eine Reihe von Rennwagen nur dann erleben, wenn man andere zuvor verkauft hat. Ob ich aber einige Autos vermisse, die ich verkauft habe, das ist eine andere Frage. Am ehesten fällt mir da Jo Schlessers ehemaliger Ford France Brabham BT 10 ein. Den habe ich verkauft, um mir den Bugatti Brescia anzuschaffen. Dieser Formel-2-Bolide war ein toller Rennwagen, doch ich liebe auch den Brescia. 

Was ist – unabhängig vom Budget – Ihr Traumwagen?

Ich bin nicht sicher, ob ich mich auf einen bestimmten Typ festlegen könnte. Vor kurzem bin ich mit einer Cobra runter nach Goodwood gefahren und dachte mir: Eine Garage mit einer frühen und originalen AC Cobra, einem Porsche 904 und einem Bugatti Typ 51 – das hätte was...

Was fahren Sie am Wochenende?

Ich besitze diesen Bugatti Brescia von 1923, ein sehr schön zu fahrendes Modell. Dazu einen Humber 9/20 von 1927 aus dem Besitz meines Vaters. Er besaß ihn seit seinem 21. Lebensjahr und fuhr ihn zusammen mit meinem Patenonkel Robin Bachelor sogar einmal bis nach Istanbul. Das Auto ist ein Teil meiner Familie und es ist ein großer Spaß, die ganze Bande einzuladen und dann damit die Straße runter zum Lunch zu fahren.  

Fotos: Stefan Marjoram © 2016

Sie finden William I’Ansons komplettes Angebot im Classic Driver Markt.