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Entdecken Sie die Welt von Albion Motorcars

Kaum jemand würde in einem kleinen Ort bei Antwerpen einige der weltweit wertvollsten Klassiker vermuten. Für ein Interview mit Koen Poschet, Gründer von Albion Motorcars, reisten wir gerne nach Belgien.

Was sind Ihre frühesten automobilen Erinnerungen?

Ich habe schon meine Eltern mit meiner Autobegeisterung verrückt gemacht. Bereits als Dreijähriger konnte ich jeden Wagen benennen, den wir auf der Autobahn überholt haben. Mein Vater war nicht sonderlich an Autos interessiert, doch als ich vier war, kaufte er einen brandneuen BMW 1602. Ich kann mich gut daran erinnert, wie er ihn beim Händler abholte – das war für mich ein echtes Erlebnis.

Wie begann dann Ihre Karriere in der Automobilindustrie?

Mit 16 wollte ich zuerst Automobildesign studieren. Doch letztendlich wurde ich dann Ingenieur. Ich fing bei einer Tuningfirma an, was damals sehr beliebt war. Danach konzentrierte ich mich auf maßgeschneiderte Lederausstattungen für automobile Innenräume. Nach drei Jahren gründete ich meine eigene Firma, die hochwertige Ledersitz-Kits für Ausrüster von BMW, Mercedes, Audi und Range Rover herstellte. 

Was motivierte Sie zur Eröffnung von Albion Motorcars?

Über die Jahre hatte ich eine kleine Sammlung von interessanten Sportwagen zusammen – Lotus Elise S1, TVR Tuscan S, Aston Martin V8 Vantage RSW 7 Liter und Aston Martin V8 Volante. Bald fingen Freunde an mich zu fragen, ob ich ihnen bei der Suche nach einem klassischen Modell helfen könne. Nach einer Weile stieß mir die schlechte Qualität vieler zum Verkauf angebotener Fahrzeuge bitter auf – waren sie doch in den Anzeigen als „absolut perfekt“ angepriesen worden. Ich dachte mir, das geht besser, und daraus entstand dann 2008 Albion Motorcars. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens!

Wie gehen Sie bei der Auswahl von Fahrzeugen für Ihr Inventar vor?

Zunächst frage ich mich, ob ich das Auto auch selbst kaufen würde. Ich möchte meine Kunden bei ihrer Suche nach einem Klassiker sehr kompetent beraten. Wenn ich den Eindruck haben, dass ein bestimmtes Auto nichts für sie ist, habe ich auch kein Problem, es ihnen zu sagen. Darüber hinaus gibt es auch nichts Frustrierenderes als ein langsam vor sich hin rostender Oldtimer. Doch für solche Fälle haben wir den Albion Workshop, der von meinem Geschäftspartner geführt wird und sich auf die Wartung und den Erhalt zumeist britischer Wagen kümmert. Ein bis zwei Mal pro Jahr nimmt er auch eine Totalrestaurierung vor – meistens Jaguar E-type und XK, zwei Modelle, die wir sehr gut kennen.

Was können Kunden erwarten, wenn Sie ein Auto bei Albion erwerben?

Wir versuchen, für jeden Kunden das für ihn bestmögliche Auto zu finden. Auch wenn es nicht immer das Günstigste sein mag, so bietet es dennoch den besten Gegenwert. Oft muss ich Kunden klarmachen, dass ein billiges Modell langfristig das teuerste sein wird. Davon abgesehen prüfen wir jeden Wagen vor dem Verkauf gründlich durch. Wir haben uns einen guten Namen durch unsere Qualität erworben – und den will ich beibehalten.

Wenn die Leute Albion hören, denken die meisten automatisch an Goodwood. Ist das eine von Ihnen gewollte Assoziation?

Ich bin nun schon seit vielen Jahren Mitglied im Goodwood Road Racing Club (GRRC) und für mich ist Goodwood noch immer der magischste Ort für klassische Automobile. Ich besuche jedes Jahr das Revival und das Members’ Meeting, die Organisation ist beide Male einfach perfekt. Sie schaffen es, die Zuschauer jedes Jahr aufs Neue zu überraschen. Aktuell bauen wir einen Mini Cooper S auf, mit dem wir es hoffentlich eines Tages auf die Nennungsliste für das Revival schaffen...

Wie sehen Sie die Situation des Marktes im Spiegel der letzten Jahre?

Der Markt hat sich sehr verändert. 2012 gab es einen Run auf Klassiker als Wertanlage. Was zu einem dramatischen Preisanstieg führte. Seit 2016 hat sich dieser Hype abgekühlt, nun dominieren wieder die Enthusiasten unter den Käufern. Die Kehrseite der Medaille ist, dass im Moment der Bestand höher ist als die Nachfrage. Was daran liegt, dass die so genannten „Investment“-Autos wieder in den Markt zurückgekommen sind. Als Folge sollten auch die Preise wieder auf ein realistischeres Niveau absinken – speziell für die preislich völlig nach oben abgedrifteten Youngtimer von Porsche und Ferrari. Seltene und hochwertige Modelle werden jedoch weiter im Preis steigen. Und ich muss auch sagen, dass wir für die Autos aus unserem Bestand bislang kein nachlassendes Interesse verzeichnen.

Wie sehen Sie aus Ihrer Perspektive die Zunft des Marktes?

Der Besitz eines Klassikers hat viel mit Passion zu tun, und daher wird es immer einen Markt für solche Fahrzeuge geben. Ich habe in letzter Zeit beobachtet, dass immer mehr Liebhaber in den Showroom kommen, die schon genau wissen, was sie wollen. Aus diesem Grund denke ich nicht, dass die „Blase“ in näherer Zukunft platzen wird. Durchschnittliche Autos, die überteuert verkauft wurden, werden leiden. Doch der Markt für schöne und gut erhaltende Fahrzeuge wird bleiben. 

Welchen Wagen würden Sie unabhängig vom Budget am liebsten Ihrer Privatsammlung hinzufügen?

Ehrlich gesagt gibt es da einige. Ich mag alles, was mit der AC Cobra zu tun hat. Das Cobra A98 Coupé, das mit Jack Sears bei einem Vortest für Le Mans 1964 auf der damals noch unlimitierten M1 fast 300 km/h erreichte, gehört zu meinen absoluten Favoriten. Ich bewundere aber auch die Ghia Supersonic Modelle –egal ob auf Basis Fiat 8V, Jaguar XK120/140 oder Willment Cobra — alle sind absolut traumhaft und würden sehr gut in meine Garage passen.

Was ist Ihr tägliches Gefährt für die Fahrt zur Arbeit?

Ein Range Rover Vogue TDV8 — mein vierter RR und sicher nicht mein letzter. Und ein Morris Minor Van, als Werbefahrzeug für das Schokoladengeschäft meiner Frau.

Zum Zeitpunkt unserer Fotoproduktion war Albion Motorcars gerade mitten im Bau eines brandneuen Showrooms, der bis Ende des Jahres eröffnet werden soll. Grund für einen weiteren Besuch im südwestlich von Antwerpen an der Schelde. gelegenen Ort Temse – der Heimat von Albion Motors 

Fotos: Rémi Dargegen für Classic Driver © 2017

Sie finden das komplette Inventar von Albion Motorcars im the Classic Driver Markt.