Ab kommenden Herbst bietet Audi mit dem Q3 endlich ein wirklich kompaktes SUV an, das in direkter Konkurrenz mit dem BMW X1 tritt. Weltpremiere feiert der neue Audi Q3 mitte April auf der Shanghai Motorshow.
Es musste ja so kommen. Nach dem Erfolg der Modelle Audi Q7 und Audi Q5 war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Ingolstädter auch im Kompaktsegment an das Offroad-Thema heranwagen. Zur Realisierung griff man dabei auf die Schützenhilfe des Volkswagen Konzerns zurück, wo mit dem Volkswagen Tiguan bereits ein höchst erfolgreiches Kompakt-SUV seine Runden dreht. Doch Audi wäre nicht Audi, wenn der ab April bestellbare Q3 nicht eine ganz eigene Note bekommen hätte. Denn statt der wenig glamourverdächtigen Karosse des Tiguan, setzt man in Ingolstadt eher auf Familienchic à la Q5. Das heißt im Klartext, geduckte Dachlinie, schmales Greenhouse und üppiger Single-Frame-Grill, den zwei ultraschmale Xenon-Plus-Scheinwerfer einrahmen.
Damit der Q3 trotz aller optischen Finessen ein Pragmatiker bleibt und nicht beim erst besten Familienausflug jämmerlich scheitert, bekam er vier weit öffnende Türen und eine große, einteilige Heckklappe im Design des City-Flitzers Audi A1 mit auf den Weg. Die ist übrigens, ebenso wie die Motorhaube, aus Aluminium und sorgt in Verbindung mit konsequentem Leichtbau für das niedrige Wagengewicht von nur 1.500 kg, bei einer Fahrzeuglänge von 4,39 Metern. Wie üblich, kann auch der Audi mit allerlei optischen Zutaten bestellt werden. Von Breitreifen im 19-Zoll-Format bis hin zu Alupaketen ist alles im Angebot, wenngleich auch das Thema Gelände nicht so sehr im Vordergrund steht, wie etwa bei seinem Wolfsburger Blutsverwandten. Und das ist auch gut so, denn es wäre auch schade, wenn die hochwertige Auslegeware unter schmutzigem Waldarbeiter-Schuhwerk leiden müsste.
Also doch lieber Boulevard statt Baumwald. Und hier zieht Audi alle Register: Der Q3 gibt mit seiner Elektrik auf Basis des A3 der dritten Generation (ab 2012) erstmals einen Ausblick, was künftig in der Kompaktklasse Stand der Technik sein wird. Angefangen von einem Bündel an Assistenzsystemen, das unter anderem den abstandsgeregelten Tempomaten (ACC), den Lane Assist mit aktivem Eingriff in die Lenkung und die kamerabasierte Tempoanzeige umfasst, bis hin zum – aus Audi A6 und Audi A8 bereits bekannten – Feuerwerk aus Google Earth Navigation und High-End-Hifi von Bose.
Für die passende Inneneinrichtung sorgte daneben die Designabteilung. Mit einem neu gezeichneten Armaturenbrett, attraktiv gestylten Sitzdesigns und hochwertigen Holz- oder Aluapplikationen braucht sich der Q3 nicht hinter seinen deutlich teureren Brüdern zu verstecken. Ein aufwändiges Lichtarrangement sorgt für einen leuchtenden Höhepunkt im Interieur, das auch in der Qualität seinen teureren Brüdern um nichts nachsteht.
Unter der Motorhaube tut sich dagegen zunächst wenig Revolutionäres. Die bekannten Vierzylinder TFSI- und TDI-Aggregate von 140 PS bis 211 PS sorgen zur Markteinführung im Juni 2011 zunächst für den Vortrieb. Alle Triebwerke verfügen über ein Rekuperation-System und eine Start-Stopp-Automatik. Sechszylinder spielen aufgrund der vom Tiguan geerbten Quermotor-Plattform keine Rolle, wohl aber darf man über den Einsatz des aus dem TT RS und dem RS3 bekannten 2,5 Liter Fünfzylinder Turbo spekulieren. Sollte dieser Motor zu einem späteren Einsatz gelangen, findet er mit dem permanenten Allradantrieb samt hydraulischer Lamellenkupplung der vierten Generation eine adäquate Umgebung vor. Aber auch in den zunächst lieferbaren Motorversionen beschränkt sich Audi, anders als die Konkurrenz, ausschließlich auf den Allradantrieb.
Mit Preisen ab 29.900 Euro (2,0 Liter TDI mit 140 PS) und dem wachsenden Bedürfnis nach kompakten aber ausdrucksvollen SUV-Modellen in Europa dürfte es Audi kaum Probleme bereiten, die im ersten vollen Verkaufsjahr angepeilten 80.000 Fahrzeuge abzusetzen. Damit würde sich Audi bei anhaltend gleichem Absatz seines übrigen Programms aus dem Schatten der eine Million produzierten Fahrzeuge pro Jahr lösen und Konkurrent BMW deutlich auf Distanz halten.
Text: Sven Jürisch
Fotos: Audi